Auf dieser Fläche soll eigentlich das Ärztehaus entstehen. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ärztehaus: Investor stellt Burladinger Zukunftsprojekt in Frage / Moralische und geschäftliche Argumente

Das Burladinger Ärztezentrum könnte an Bürgermeister Harry Eberts flüchtlingsfeindlichen Kommentaren scheitern. Kaspar Pfister, der hier fünf Millionen Euro investieren wollte, geht mit dem Stadtoberhaupt hart ins Gericht.

Burladingen. Die Antwort auf eine Nachfrage unserer Zeitung gestern ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Unabhängig davon, dass ich mich persönlich in keinster Weise mit der AfD oder deren politischen Ziele in Verbindung bringen lassen möchte, will ich mit den Standortkommunen meiner Einrichtungen abklären, ob das als gemeinsame Projekt mit der Stadt Burladingen geplante Ärztezentrum unter diesen Vorzeichen das Vertrauen nicht erheblich beschädigt", so Pfister. Bis zum Ergebnis dieser Abklärung werde deshalb vorerst der im März/April geplante Spatenstich verschoben.

Sollte das Ärztehaus-Projekt platzen, dann hätte Harry Ebert durch sein Verhalten nicht nur das Verhältnis zum Gemeinderat zerrüttet, sondern auch noch eines der zukunftsweisendsten Projekte seit Langem torpediert. Der Burladinger Bürgermeister würde damit endgültig zum Standort-Risiko.

Kaspar Pfister jedenfalls hat keine Lust, Energie und Geld in eine Stadt zu investieren, dessen Bürgermeister überregional mit negativen Pauschalaussagen über Flüchtlinge in die Schlagzeilen gerät. "Ich bin erschüttert über die aktuelle kommunale öffentliche Auseinandersetzung in Burladingen", schreibt er. Sein Unternehmen BeneVit stehe für "Wertschätzung und Respekt gegenüber jedermann".

An allen Standorten sei es für sein Unternehmen wichtig, "dass Menschen, die uns ihr Vertrauen schenken, wissen, dass in Taten und Worten würdevoll und respektvoll mit ihnen umgegangen wird".

Das sei nicht nur eine moralische Forderung, stellt Kaspar Pfister klar, das habe auch ganz sachliche Gründe. "Trotz aller Mühen ist es nicht möglich, alle Stellen mit einheimischen Kräften zu besetzen", stellt er klar. Eine Pflegeeinrichtung sei dringend auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Und wenn eine Stadt einen fremdenfeindlichen Ruf habe – für Burladingen sieht er diese Gefahr offensichtlich – werde das schwierig.

Wie daneben er Harry Eberts Polemik gegen die Flüchtlingspolitik findet, verdeutlicht Kaspar Pfister an einem Beispiel. "Frau Kljuco aus Bosnien, 1992 als Flüchtling nach Deutschland gekommen, heute Heim- und Pflegedienstleitung im Haus Fehlatal in Burladingen."

Aktuell bilde BeneVit 130 Auszubildende aus, die "aus allen Gesellschaftsschichten und Nationalitäten kommen". Bei BeneVit hätten 80 Prozent der Mitarbeiter die Muttersprache Deutsch, aber rund 300 Mitarbeiter unter der Gesamtbelegschaft von 1800 Personen verteilten sich auf rund 40 Nationalitäten.

Weshalb moralische Kategorien für ihn so wichtig sind, macht Kaspar Pfister auch deutlich. In den Pflegeheimen seien die Mitarbeiter oft für "Abläufe zwischen Leben und Tod" verantwortlich. Das könne man nur ausfüllen, wenn man eine "moralische Haltung und Verantwortung gegenüber jedermann ohne Ansehen von Nationalität, Religion oder Weltanschauung" pflege.

Jegliche "auch nur ansatzweise denkbare Verbindung von BeneVit mit solchen Aktionen wie in Burladingen und ausländerfeindlichen Anschauungen" gefährde das Vertrauen. Die bisherigen Berichte aus Burladingen würden sehr weite Kreise ziehen. Kaspar Pfisters Fazit: "Ich muss diese Entwicklung in Burladingen für mich erst bewerten, abwägen".