Die Fidelisstraße in Burladingen wurde anlässlich der Stadterhebung ausgebaut und asphaltiert. Im zweiten Bauabschnitt fand man menschliche Überreste (großes Bild). Fotos: Archiv/Eule Foto: Schwarzwälder Bote

Fidelisstraße war dringendes Projekt. Wer Lothar Späth seinen schicken Mercedes lieh

Als Burladingen vor 40 Jahren die Stadtwürde bekam, sah so manche Straße im Ort noch anders aus – dörflicher. Die Josengasse war nicht asphaltiert und der Ausbau der Fidelisstraße wurde im wahrsten Wortsinne zur Knochenarbeit. Man fand seinerzeit menschliche Überreste.

Burladingen. Dass ein Großteil der Fidelisstraße entlang der Bahnlinie ausgebaut und bis zur Stadterhebung asphaltiert sein sollte, das hatten sich die Stadtväter damals auf die Fahnen geschrieben und machten beim ersten Bauabschnitt mächtig Druck. Der sollte bis zum Festakt am 5. August 1978 fertig werden – was auch gerade so gelang.

Schließlich wurde hoher Besuch aus Stuttgart erwartet – der damalige Innenminister Lothar Späth. Der flog mit einem Hubschrauber aus der Landeshauptstadt ein, landete auf einem Freigelände neben dem Feuerwehrhaus und sollte, nachdem er gleich nach der Landung von Burladingens damaligem Bürgermeister Peter Höhnle begrüßt worden war, standesgemäß vom Hubschrauber in die Festhalle befördert werden.

Denn was nutzen, vor allem im Autobauerland Württemberg, gut ausgebaute, frisch asphaltierte Straßen, wenn sie nicht auch mit einem schicken, im Ländle produzierten Wagen befahren werden können. Aber der Fuhrpark des kleinen Ortes Burladingen gab nichts dergleichen her und so lieh der damalige stellvertretende Bürgermeister Rudolf Barth seinen S-Klasse-Mercedes aus, um den Minister würdevoll genug durch die frisch gebackene Stadt zu kutschieren. Späth selber, so erinnern sich Zeitgenossen, musste den Festakt einige Male verlassen und wegen dringender Telefonate nach draußen eilen.

Die Feier fiel in eine für Baden-Württemberg bewegte Zeit – die Filbinger-Affäre. Damals wurde aufgedeckt, dass der ehemalige Militärrichter der Kriegsmarine, Hans Filbinger, in der Nazi-Zeit vier später sehr umstrittene Todesurteile gefällt hatte. Sie zwangen den Ministerpräsidenten schließlich am 7. August, zwei Tage nach dem Burladinger Festakt, zum Rücktritt. Schon Tage vorher war Lothar Späth, damals Vorsitzender der CDU-Fraktion im Landtag, als Nachfolger gehandelt worden. Es war der Grund, warum er beim Festakt nicht immer ganz bei der Sache und im Saale war. Lothar Späth wurde schließlich am 30. August 1978 zum fünften Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt.

Baugrube mit Skelett wurde zur "Pilgerstätte"

Und in der Fidelisstraße machte man sich einige Zeit später an den zweiten Bauabschnitt. Und auch der wurde zur Knochenarbeit. Denn man fand menschliche Überreste. Anwohner erinnern sich, dass die Baugrube, in der das Skelett gefunden wurde, zur wahren Pilgerstätte avancierte. So manches Gerücht über einen vermuteten alemannischen Friedhof schoss ins Kraut, bis das Landesdenkmalamt schließlich die Überreste in Verwahrung nahm. Damit der Straßenbau nicht über Leichen gehen musste.