Hunde-Terror in Burladingen: In der Kernstadt geht die Angst vor einem unberechenbaren Rottweiler um. (Symbolfoto) Foto: Thissen

Mehrere Attacken des 60-Kilo-Hundes sind aktenkundig. Betroffene beklagen zu langsame Behörden.

Burladingen - Im Burladinger Stadtkern versetzt ein 60 Kilo schwerer Rottweiler die Nachbarschaft in Angst und Schrecken. Mehrere Beißattacken sind aktenkundig, Polizei, Ordnungsamt und Staatsanwalt involviert. Den Betroffenen dauert es zu lange – sie fürchten ein zweites Frohnstetten.

Dort hatte Ende Mai ein großer Kangal eine Seniorin zu Tode gebissen. "Das könnte hier auch passieren", sagt einer der Betroffenen, die mit dem Schwarzwälder Boten geredet haben. Der 47-Jährige geht nur noch mit Pfefferspray vor die Haustür. Sein Mopshund war einer der ersten Opfer des Rottweilers. Bei der zweiten Attacke, so sagt er, habe der große Hund ihn angefallen und ihn bis zur eigenen Terrassentür verfolgt. Er habe erst von ihm abgelassen, als seine Lebensgefährtin einen großen Stuhl nach dem Tier geschleudert habe.

Die Staatsanwaltschaft Hechingen hat das Verfahren gegen den Hundebesitzer wegen fahrlässiger Körperverletzung am 20. März dieses Jahres eingestellt. Grund: Die Hundebesitzer hätten "die Auflage fristgerecht erfüllt. Damit ist das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung beseitigt, und die Tat kann als Vergehen nicht weiter verfolgt werden." Bei der Auflage ging es wohl um den Maulkorberlass des Ordnungsamts der Stadt Burladingen, gegen den die Hundehalter erfolgreich Einspruch eingelegt haben.

"Eine behördliche Anordnung müssen sie ja nicht hinnehmen, da können sie sich auch wehren", sagt ein Sprecher der Polizeidirektion in Tuttlingen auf Anfrage unserer Zeitung. Tatsächlich haben die Hundebesitzer inzwischen einen Anwalt eingeschaltet, gehen nicht nur gegen behördliche Auflagen vor, sondern mit juristischen Mitteln auch gegen einen jener Nachbarn, der wegen fahrlässiger Körperverletzung Anzeige erstattete.

Der Pressesprecher der Polizei bestätigte, dass das Tier und seine Besitzer seit Dezember 2015 beim Polizeiposten Burladingen aktenkundig sind. Nach einem weiteren Angriff des Rottweilers, von der die Behörden erfuhren, besuchten im Dezember 2016, wohl mit einer Voranmeldung, Experten der Polizeihundestaffel das junge Paar. Es wohnt in einem Neubau, ein Eckgrundstück in einer der vielen engen und verwinkelten Gassen im alten Burladinger Stadtkern. Das Haus ist eingezäunt, und ein Schild warnt vor dem Hund. Unverständlich für die Nachbarn, die den Vierbeiner als aggressiv und angriffslustig beschreiben: Beim Besuch der Hundestaffel legte der Rottweiler laut Polizeiprotokoll "ein freundliches, fast unterwürfiges und verschmustes Verhalten" an den Tag – und biss danach wieder zu.

Das jüngste Opfer, ein 22-Jähriger Mechaniker, schilderte, wie er dem Nachbarshund am Samstag, 23. September, am Nachmittag begegnete: "Ich habe bemerkt, dass er mich fixiert, aber ihm nicht in die Augen geguckt, sondern bin normal weitergegangen. Ich bin auch nicht gerannt. Aber dann hat er mich gestellt, mich zu Boden gerissen."

Drei Bisswunden am Rücken trug der junge Mann davon. Dabei sind er und seine Mutter noch froh: "Eigentlich wollte meine siebenjährige Nichte an diesem Tag mitgehen, sie blieb dann aber zu Hause", sagt er. Da müsse schleunigst was passieren, meint er mit Blick auf die Behörden. Und die Mutter setzt hinzu: "Nicht auszudenken, was da hätte passieren können, wenn meine kleine Enkelin dabei gewesen wäre."

Nicht nur, dass der Hund ohne Maulkorb ausgeführt wird. Er scheint sich auch öfters mitsamt Leine loszureißen, ist von den jeweiligen Hundeführern nicht immer zu halten. Auch einem Schafhalter, der wenige Häuser entfernt wohnt, hat der Rottweiler schon Probleme bereitet. Vor wenigen Monaten habe ihn eine Nachbarin darüber informiert, was sie auf den Wiesen vor der Stadt, auf denen der Schäfer seine Herde hält, beobachtet habe: Der große Hund habe sich beim Spaziergang losgerissen und sei in die Absperrung eingedrungen. Panik habe sich ausgebreitet, die Schafherde sei durch die Zäune gebrochen und habe sich auf den Weg nach Burladingen gemacht. Dort konnte der Schäfer die verstreute Herde dann wieder zusammensuchen. "Die Hundebesitzer haben mich aber nicht informiert", kritisiert er. "Wenn das mein Hund wäre, ich hätte ihn weggetan."

Beim Ordnungsamt der Stadt Burladingen bestätigte man die Vorgänge. Es werde daran gearbeitet, einige Fälle würden von der Polizei noch untersucht. Bis zu einer endgültigen Entscheidung des Ordnungsamts wollte man aber keine offizielle Stellungnahme abgeben.