Lindenhof-Theaterprojekt für BKM-Preis Kulturelle Bildung nominiert

Burladingen-Melchingen (ch). Das Theaterprojekt "Ein Dorf im Widerstand" des Theaters Lindenhof, an dem sich im vergangenen Jahr mehr als 100 Bürger, Schüler und Musiker aus Mössingen und Umgebung beteiligt hatten, wurde für den BKM-Preis Kulturelle Bildung 2014 nominiert. Wie Staatsministerin Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, bekanntgab, wählte eine Fachjury das Theaterprojekt aus rund 100 Vorschlägen als eines der zehn bemerkenswertesten aus.

Die Preisverleihung findet am 17. Juni in der Stiftung Genshagen bei Berlin statt. Dort werden die diesjährigen Preisträger bekannt gegeben. Der BKM-Preis Kulturelle Bildung wird in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben. Mit dem Preis honoriert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) jährlich hervorragende modellhafte Projekte der kulturell-künstlerischen Vermittlung. Jede Nominierung ist mit einer Prämie von 5000 Euro verbunden, die drei Preisträger erhalten jeweils 20 000 Euro. Die Preisgelder müssen innerhalb von zwei Jahren für weitere Projekte der kulturellen Bildung verwendet werden.

Hintergrund des Theaterstücks ist der Mössinger Protestzug vom 31. Januar 1933, dem ersten Tag der Hitler-Regierung. Mehrere hundert Personen hatten sich versammelt und riefen zum Generalstreik auf mit dem Ziel, die Regierung zu bekämpfen und lahmzulegen. Handwerker, Kleinbauern, Arbeiter und Tagelöhner, Arbeitslose, Dorfbewohner sowie Gleichgesinnte aus den Nachbargemeinden traten dem drohenden Unheil entgegen und erhoben ihre Stimme gegen Faschismus, NS-Ideologie und Krieg. Sie leisteten Widerstand in der ersten Stunde eines Unrechtssystems.

Mit dem Stück "Ein Dorf im Widerstand" von Franz Xaver Ott in der Regie von Philipp Becker wurde ein Theaterprojekt für den BKM-Preis nominiert, das sich 80 Jahre nach dem historischen Ereignis aus heutiger Sicht mit den Mechanismen von Widerstand und Protest auseinandersetzt. Recht auf und Pflicht zum zivilen Ungehorsam sind auch heute Fragen von Bedeutung, heißt es in der Begründung der Jury. Was geschieht, wenn die eigenen Vorstellungen von Ethik mit den bestehenden Machtverhältnissen kollidieren? Wenn politische Diskussionen entbrennen im privaten Raum, in Familien und zwischen Freunden? Wenn sie sich als Protest im öffentlichen Raum manifestieren? Und wie funktioniert das Zusammenspiel von Einzelnem und Masse?

In diesem Jahr sind weitere Aufführungen geplant. Im September und Oktober wird das Stück an insgesamt zwölf Abenden in der PAUSA in Mössingen zu sehen sein. Die erste Aufführung ist am 18. September.