Vorbereitung auf eine szenische Lesung: Die Schüler des Progymnasiums sind hochmotiviert. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Projekt: Wie sich Schüler des Progymnasiums auf eine szenische Lesung zum Thema Lampedusa vorbereiten

"Auch Schauspieler müssen sich warm machen, so wie die Sportler", erklärt Theaterpädagogin Carola Schwelien den elf Schülern, die sich da mit Berthold Biesinger und Bernhard Hurm vom Theater Lindenhof im Kreis aufgestellt haben. Sie lockern sich auf für ein ehrgeiziges Schulprojekt.

Burladingen. "Der Bernie fängt an", ruft Schwelien, und wirft ihrem Kollegen einen kleinen Ball zu. Bernie ruft einen der Schüler auf und macht weiter. Der Tennisball macht die Runde, auch, als die Schüler samt der beiden Regisseure sich im Klassenzimmer immer schneller durch den Raum bewegen. Es gilt, die Konzentration und Körperspannung zu halten, die Stimme nicht leise werden zu lassen. Manchmal geht der Ball daneben, es gibt Kollision und Verwirrung, und es darf gelacht werden. Trotz des ernsten Themas, auf das sich die Schüler vorbereiten.

Riccó lässt Überlebende zu Wort kommen, aber auch Fischer, Touristen, einen Arzt

Am Donnerstag, 18. Oktober, ab 19 Uhr, lesen sie in der Aula des Progymnasiums vor großem Publikum die Texte des Autors Antonio Umberto Riccó unter der Überschrift "Ein Morgen vor Lampedusa". Riccó hat aus Zeugenaussagen und dokumentarischem Material eine Tragödie in Worten festgehalten.

Denn am Morgen des 2. Oktobers 2013 kenterte ein mit 545 Flüchtlingen völlig überladener Kutter vor der Küste der italienischen Insel. 368 Menschen ertranken. Riccó lässt in seinen Texten Überlebende zu Wort kommen, aber auch Fischer, die zu Hilfe eilten, Menschen, die die angeschwemmten Toten fanden, Touristen, Fischer, einen Arzt, einen Kapitän, die Küstenwache, aber auch den ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission. Atmosphärische Dichte bekommen die Texte durch dokumentarische Bilder und die Musik des italienischen Musikers Francesco Impastato.

Initiiert hat diese Lesung in Burladingen das Bündnis für Offenheit und Menschlichkeit. Die elf Schüler aus den Klassen neun und zehn des Progymnasiums meldeten sich freiwillig für das Projekt.

Berthold Biesinger: "Man soll gerne zuhören, das ist unser Probenziel"

Es sind Manuel Baur, Teresa Burkart, Chiara Fritz, Lisa Fuchs, Niklas Koch, Julian und Marie Mauz, Verena und Viktoria Ott, Lotta Ratzke und Laura Schäfer. Sie alle übernehmen mehrere Rollen bei der Lesung. Von Berthold Bisinger und Bernhard Hurm bekommen sie Tipps zur Atmung und Bühnenpräsenz.

"Man soll gerne zuhören, das ist unser Probenziel, was wir in den knapp zehn Terminen, die uns zur Verfügung stehen, erreichen wollen", sagt das Lindenhof-Urgestein Berthold Biesinger. Der Lehrer Chris Bartels betreut das Projekt, und Rainer Brandner und Claudia Kanz vom Burladinger Bündnis sorgen für die Technik.

Im Anschluss an die Lesung am kommenden Donnerstag findet ein offenes Gespräch mit Ute Sauter von der Stabstelle Integration des Landratsamtes Zollernalbkreis statt, Oumie Sillah aus Gambia ist mit dabei und Almut Petersen vom Arbeitskreis Asyl in Hechingen.

Der Eintritt zur Lesung ist frei, es wird um Spenden gebeten, die an den Arbeitskreis Asyl gehen.