Erfolg im sogenannten strukturschwachen Raum: Die Luxusautohändler Sven und Michael Kanz setzen auf das Außergewöhnliche und bleiben kreativ. In Papas Garage nahm die Karriere einst Fahrt auf. Jetzt denken die Brüder über eine Erweiterung ihres Geländes nach. Foto: Kanz

Seit zehn Jahren im Geschäft. Jetzt planen Sven und Michael Kanz Vergrößerung.    

Burladingen-Melchingen - Vor zehn Jahren stiegen Sven und Michael Kanz hauptberuflich in den Autohandel ein. 2013 bauten sie den ersten Showroom, 2017 den zweiten und jetzt, so Michael Kanz, würden sie mit der Stadt gerne mal über Grunderwerb und eine Erweiterung reden.

"Autoverrückt waren die beiden ja schon immer, aber dass das solche Dimensionen annimmt, wer hätte das gedacht?", sagte Vater Jürgen Kanz einmal vor laufender Kamera. Das TV-bekannte Erfolgsunternehmen seiner Söhne Sven und Michael wird in diesem Monat zehn Jahre alt. "Ich kann mich noch erinnern, wie ich 2009 alle die Papiere zusammen hatte und das Geschäft hauptberuflich angemeldet habe. Das war im Februar", erzählt Sven Kanz (40). Sein Bruder Michael (33) hatte das kurz zuvor getan, denn am Anfang, so plaudert der jüngere der Brüder aus dem Nähkästchen, "da hatten wir die Buchführung noch getrennt".

Zuvor hatten beide, Michael, der Kfz-Mechaniker und Sven, der Heizungsbauer, schon monatelang Papas Garage belegt. Sie kauften alte Autos auf, brachten sie auf Vordermann und verkauften sie wieder. Kunden saßen damals gelegentlich bei Mutter Ingrid am Esstisch. Heute reden Freunde und Prominente, die ihre Autos in Melchingen kaufen, schon mal scherzhaft vom Kanz-Valley. Denn auch Steve Jobs hat sein legendäres Unternehmen ja einst in einer Garage begonnen und dann die Geschichte vom Silicon Valley begründet.

"Irgendwann kam der erste Porsche, den wir verkauften", erzählt Sven. Die Brüder entdeckten Luxusautos als Nischenmarkt. Die Autohändler-Karriere nahm Fahrt auf.

2012

Sven und Michael Kanz verkaufen die ersten Autos an Prominente.

2013

Die Brüder bauen im Melchinger Gewerbegebiet ihren ersten Showroom und legen ihre beiden Unternehmen zusammen. Sie kaufen den von Trigema ausgemusterten Hubschrauber und verkaufen ihn nach Israel weiter.

2014

Die ersten TV-Sender kommen nach Melchingen. RTL dreht die Sendung "Kanz oder gar nicht".

2015

Radiosender melden sich bei den Kanz-Brüdern, sie sind in TV-Shows zu sehen und oftmals Gäste in Talkshows. Dazu kommt der erste Werbevertrag mit Foliatech, die Firma schmückt ihre Verpackungen mit dem Konterfei der Kanz-Brüder. Es gibt Autogrammstunden und Foto-Termine, auch im benachbarten Ausland. Die Autohändler holen den in Österreich begehrten Promi-Pokal auf die Alb.

2016

Die Melchinger werden die Autoexperten für den Sender N 24. In den Jahren 2015 und 2016 werden zudem sechs TV-Folgen für den Nachrichten Sender n-tv produziert. Die vierteilige RTL II-Doku-Serie "Helden der Straße" wird ausgestrahlt. Der Siegeszug durch die Fernsehsender ist nicht mehr aufzuhalten.

2017

Der zweite Showroom, ein rund designter Container, wird wegen seiner Überbreite in einer spektakulären Fahrt von der Polizei begleitet und in Melchingen wieder aufgebaut. Zur Einweihung kommen viele Prominente und die Kanz-Brüder präsentieren im Blitzlichtgewitter das teuerste Auto der Welt.

2018

Die Landesschau des SWR berichtet über die Karriere der beiden Brüder, der Umsatz knackt die Millionen-Marke und Promis wie Rapper Kay One, die Ludolfs oder bekannte Fußballspieler geben sich ein Stelldichein bei den Brüdern in Melchingen. RTL dreht eine neue Doku, ist auch bei der Gewerbeshow in Melchingen zu Gast. Der Massenansturm sorgt am Albtrauf für Verkehrschaos.

2019

Noch in diesem Jahr soll die neue Doku ausgestrahlt werden.

Das geflügelte Wort vom "strukturschwachen Raum" will Michael Kanz für die Schwäbische Alb und Burladingen nicht so ohne Weiteres gelten lassen. Ihr Unternehmen beweise ja, dass es anders ist, dass es auf das Produkt und den Ideenreichtum ankommt, findet er. "Und vor kurzem habe ich meinem Vater und meinem Bruder ein paar Vorschläge für eine Erweiterung präsentiert", sagt Michael Kanz. Dazu wollen sich die Autohändler mit den Stadtplanern mal an einen Tisch setzen und dann, so hoffen sie, wird vielleicht auch das Reststück der Straße in ihrem Gewerbegebiet asphaltiert.