"Im Märzen der Bauer.": diese alte Volksliedzeile gilt immer noch. Landwirt Volker Sassen hat in dieser Woche Hafer ausgesät. Statt die Rösslein einzuspannen, wie in dem Lied beschrieben, setzt er auf seinen 200 PS starken Traktor. Foto: Rapthel-Kieser

Im Märzen der Bauer: Früher Frühling verändert Bedingungen. Die Frage lautet: säen oder nicht säen?

Burladingen-Hermannsdorf - Zum Schluss hat er sich durchgerungen. Nach unzähligen Klicks auf wetter-online.de und der Prüfung seines Ackerbodens hat der 47-jährige Hermannsdorfer Landwirt Volker Sassen "seine Rössle" eingespannt. Der 200-PS-Traktor zieht zwischen Neuweiler und Nank seine Bahnen. Sassen und sein Mitarbeiter Stefan Paulus haben in dieser Woche mit der Aussaat von Hafer begonnen. "Wir sind unglaublich früh dran, ich hoffe, das geht gut", sagt der Hermannsdorfer.

Wenn der Winter, so wie es die Wetterfrösche im Internet andeuten, an diesem Wochenende doch noch einmal zurückkehrt, kann am ehesten Hafer es verkraften. "Gerste ist empfindlicher, die braucht auf jeden Fall erst mal trockene Füß’. Also kommt die später", kommentiert Sassen. Er hat den Hof vom Vater geerbt, sein Großvater hatte ihn einst gekauft. In Nürtingen hat Volker Sassen das nötige Fachwissen gelernt. "Höhere Landbauschule" hieß das früher. Auch einer seiner Söhne lernt Landwirt. Ob er den Hof mal übernimmt, "das weiß man noch nicht", zuckt Landfrau Doris Sassen die Schultern. Die Jungen sind 15 und 17 Jahre alt. Da ist noch Zeit

So viel hat sich in den drei Generationen Sassenscher Hofhaltung verändert. Früher wurde mit Pferden gearbeitet, viel Muskelkraft war gefragt. Heute sind teure und schwere Maschinen im Einsatz. Alles geht schneller und effizienter. Von Bauernromantik mit Kachelofen, Spinnrad und Kerzenlicht an langen Winterabenden ist nichts mehr übrig. Die Bauernstube ist längst ein modernes Büro mit Computer und Telefon. In den Schränken stapeln sich EU-Papiere, Anträge und Formulare. Und der Mausklick auf die Börsendaten ist für Volker Sassen ebenso wichtig, wie der aufs Wetter. Den Weltmarktpreis von Weizen und vom Schweinefleisch hat der Hermannsdorfer im Blick. Die Sassens leben vom Ackerbau und der Schweinemast.

Misten, Füttern, Lüften im Stall, "das geht vollautomatisch, völlig unspektakulär", sagt der 47-Jährige über seine 650 Mastschweine, die nach vier Monaten schlachtreif sind. Alle vierzehn Tage werden die, die genug fürs Kotelett auf den Rippen haben, abgeholt, Ferkel werden geliefert. Ein Kreislauf. Der Schweinemist wird zweimal im Jahr nach Ringingen transportiert und in der Biogasanlage des Bauern Karl-Johann Dorn zu Dünger verarbeitet. Das Gärsubstrat, den Dünger, nimmt er gleich wieder mit.

Zum Hof gehören auch 160 Hektar, auf denen der Landwirt Getreide und Hülsenfrüchte anbaut. Hafer, Tricale (eine Kreuzung zwischen Weizen und Roggen), Weizen und Erbsen. Die Tricale, so erzählt Sassen, ist für die raue Alb geeignet. Sie ist anspruchslos, wetterfest und resistent gegen Krankheiten. Wenn es um seine Erbsen geht, kommt Volker Sassen ins Schwärmen. "Eine tolle Hülsenfrucht", sagt er. Die Erbsen verfüttert Sassen an seine Schweine. Das spart teures Sojafutter. Soja, das wirklich komplett frei von Genveränderungen ist, sei fast nicht zu kriegen, kritisiert er. Deshalb lieber Erbsen für die Schweine. Nicht nur das Wetter hat Einfluss auf Sassens Arbeit, auch die Ukraine. Durch die Krise dort steigt der Weltmarktpreis für Weizen. Landwirtschaft als Börsengeschäft. Sassen weiß, dass die Entwicklung auch schnell in die andere Richtung gehen kann. "Eigentlich verrückt", sagt er und zuckt die Schultern.