Zwei Wochen ist es her, seit der Gemeinderat in seiner Sitzung Harry Ebert den Vorschlag machte, er solle sich künftig völlig aus dem Ärztehaus-Projekt raushalten und damit den Benevit-Investor milde stimmen, der wegen AfD-Propaganda des Bürgermeisters seinen Ärztehausplan zurückziehen möchte. (Archiv-Bild) Foto: Stopper

Nächste Woche wollen Investor und Gemeinderäte informieren. Bürgermeister bleibt auf Tauchstation.

Burladingen - Lässt Burladingens Bürgermeister Harry Ebert aus reiner Sturheit das Ärztehaus-Projekt platzen? Nächste Woche wollen Investor Kaspar Pfister und Gemeinderäte mit einer Pressemitteilung informieren. Ebert bleibt derweilen auf Tauchstation.

Zwei Wochen ist es her, seit der Gemeinderat in seiner Sitzung Harry Ebert den Vorschlag machte, er solle sich künftig völlig aus dem Ärztehaus-Projekt raushalten und damit den Benevit-Investor milde stimmen, der wegen AfD-Propaganda des Bürgermeisters seinen Ärztehausplan zurückziehen möchte.

Ob diese eher symbolische Geste reichen würde, um die für die Stadt wichtige Millionen-Investition eventuell noch zu retten, ist völlig unklar. Aber Ebert scheint noch nicht einmal zu diesem Schritt bereit zu sein. Er schweigt beharrlich, auch der Presse gegenüber. Ein Anruf unserer Zeitung blieb im Vorzimmer hängen. Ebert ist nicht zu sprechen. Wann und ob überhaupt sich Ebert jemals zur Benevit-Frage äußern will? Die Sekretärin bedauert. Keine Informationen.

Diese Schweigsamkeit verwundert von einem Mann, der einige Wochen zuvor nicht lange gebraucht hatte, um per Internet einen Flüchtlingsheim-Besuch des Gemeinderats beleidigend zu kommentieren und der – auch vom Bürgermeisterstuhl herunter – keine Hemmungen hat, der AfD gegenüber seinen Respekt zu bezeugen.

Während der Bürgermeister den Eindruck entstehen lässt, ihm sei die Ärztehaus-Frage egal, versucht zumindest der Gemeinderat hier zu retten was noch zu retten ist. Alexander Schülze, ehemaliger Vorsitzender der FFW-Fraktion in Gemeinderat Burladingen, erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass er gemeinsam mit Dörte Conradi von der CDU in Kontakt mit Kaspar Pfister stehe. Es kann angenommen werden, dass bei diesen Gesprächen ein öffentliches Zurückhaltungs-Signal von Harry Ebert hilfreich gewesen wäre.

Und wie steht es nun um das Benevit-Vorhaben? Alexander Schülzle hat hier offenbar bereits Informationen, aber es bestehe noch interner Gesprächsbedarf, sagte er am Donnerstag auf Nachfrage: "Wir (BeneVit und der Gemeinderat) formulieren nun eine Pressemitteilung in der Sache – ohne Ebert. Da einige weitere der daran Beteiligten aber urlaubsbedingt fehlen, wird sich die Veröffentlichung aber noch ein paar Tage hinziehen."

Eventuell ist es nun höchste Zeit für Harry Ebert, hier noch halbwegs glimpflich aus der Sache herauszukommen. Es gibt zwei Szenarien. Wenn Benefit erklären sollte, dass das Burladinger Vorhaben aufgegeben wird, könnte das offensichtlich auf Eberts Sturköpfigkeit zurückgeführt werden. Der Bürgermeister wäre endgültig ein Standortrisiko.

Denkbar ist aber auch, dass der Gemeinderat und Kaspar Pfister den Bürgermeister ganz einfach tunneln. Wenn Ebert sich nicht von selbst zurückzieht, könnte er zu Spatenstich und sonstigen Veranstaltungen ganz einfach nicht eingeladen werden – noch peinlicher würde es kaum gehen. Wie auch immer Ebert sich entscheidet, nächste Woche wird man wohl klüger sein.

Kommentar von Klaus Stopper: Verpflichtung

Wenn Kaspar Pfister nicht mehr in ein Burladinger Ärztehaus investieren will, weil ihn die fremdenfeindlichen Äußerungen von Harry Ebert zu sehr stören, ist das sein gutes Recht. Es ist schließlich sein privates Geld als Unternehmer, über das er frei verfügen darf. Er wird leicht andere Kommunen finden, die ihm solche Probleme nicht bereiten. Bürgermeister Ebert hat diese Freiheit nicht. Burladingen gehört ihm nicht. Wenn er weiter auf stur schaltet und nicht zusagt, sich beim Benevit-Projekt rauszuhalten, missbraucht er sein Amt. Sein persönlicher Stolz muss hinten anstehen, in seinem Bürgermeister-Eid hat er versprochen, sich mit aller Kraft für das Wohl der Stadt einzusetzen. Natürlich kann er auch auf Tauchstation bleiben, weiterhin AfD-Werbung betreiben und nur mit Leuten reden, die er mag. Dann sollte er allerdings schleunigst sein Amt als Bürgermeister aufgeben.