Annette Widmann-Mauz beantwortet beim Flüchtlingstag in der Burladinger Stadthalle die zahlreichen Fragen der Schüler des Progymnasiums. Zuvor haben die Schüler in Kooperation mit dem Bündnis "Burladingen ist Bunt" und dem Theater Lindenhof ein Sprechtheater aufgeführt. Fotos: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Flüchtlingstag: Annette Widmann-Mauz spricht vom wichtigen Beitrag, den Jugendlichen leisten können

Das Interesse ist groß: Beim Flüchtlingstag des Progymnasiums haben die Schüler viele Fragen an Annette Widmann-Mauz, Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung – so viele, dass gar nicht alle gestellt werden konnten.

Burladingen und Umgebung

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Burladingen. Als Annette Widmann-Mauz in der Stadthalle vor die Schüler tritt, recken sich die ersten Finger in die Luft: Die gut 150 Schüler verschiedener Klassen können ihre Fragen nicht schnell genug los werden. Lehrer Chris Bartels: "Ihr könnt jetzt Fragen stellen, die euch auf der Seele brennen."

"Toll, dass sich die Schule dem Thema widmet", so die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Abgeordnete des Bundestagswahlkreises. Ihrer Ansprache war das Sprechtheater "Ein Morgen vor Lampedusa" vorausgegangen, bei dem Schüler die Schicksale von Flüchtlingen und die Seenotrettung im Mittelmehr dargestellt hatten. Unterbrochen wurden sie von der berüchtigten Sound-Anlage der Stadthalle, auf der immer wieder das Radio erklang.

Widmann-Mauz interpretiert: Es gibt nicht nur eine heile Welt, sondern auch die andere Seite. Diese haben die Schüler mit ihren Fragen thematisiert. Ob sie persönliche Erfahrungen mit Flüchtlingen habe? Ja, zum Beispiel bei einem Besuch in einer Flüchtlingsunterkunft bei Rottenburg. "Ich bin hingekommen und war richtig, richtig stolz auf das, was die Menschen dort geleistet haben." Eine "seltsame Ruhe" herrschte in der Halle. Man sieht: "Flüchtlinge sind nicht irgendeine Masse, sondern Menschen."

Widmann-Mauz bewegt das Mikro nur kurz weg von ihrem Mund und schon melden sich die nächsten Schüler: "Wie sehen die Zustände in den Flüchtlingsunterkünften aus?" "Das ist so, wie wenn ich frage, wie sehen die Schulen in Deutschland aus", sagt Widmann-Mauz. Es gebe Unterschiede und es sei vieles verbessert worden. Es sei aber schon etwas anderes, in einer solchen Unterkunft zu wohnen, als im Einfamilienhaus in Burladingen.

Die größten Vorbehalte gebe es immer dort, wo keine Flüchtlinge leben

Sie rät, direkt in Kontakt mit Flüchtlingen zu kommen: Die größten Vorbehalte gebe es immer dort, wo keine Flüchtlinge leben. Auch bei der Route über das Mittelmeer gehe es um’s "nackte Überleben", "da müssen wir helfen". Man müsse dafür sorgen, dass diese Menschen, wenn sie verfolgt sind, ein gerechtes Asylverfahren erhalten.

Sollen die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren? Widmann-Mauz erklärt: Die Flucht dauere mehrere Jahre, und je länger die Menschen von der Heimat weg sind, desto besser könnten sie sich integrieren. Die Frage sei, ob sie dann noch zurück wollen. Sie plädiert dafür, Flüchtlinge bei der Rückkehr zu unterstützen, wenn sie freiwillig gehen wollen. Wenn sie aber in Deutschland bleiben wollen: "Wie kann man die Flüchtlinge integrieren, wenn sie die deutsche Sprache nicht beherrschen?", so lautete eine Frage. "Das ist nicht nur die Aufgabe der Lehrer", antwortet Widmann-Mauz, "da könnt ihr total helfen". Man könne den Neuen vieles zeigen, Nachfragen stellen, versuchen, neugierig zu sein.

Neugierig zeigen sich die Schüler bis zuletzt. Bartels musste unterbrechen. In den vergangenen Wochen haben sich die Jugendlichen intensiv mit den Facetten des Themas auseinandergesetzt. Und dabei sind viel mehr Fragen aufgekommen, als Widmann-Mauz in der Zeit hat beantworten können.