Der SWR hat für seine Jagd-Dokumentation Trigema-Chef Wolfgang Grupp (links) in seinem Jagdrevier besucht. Foto: SWR

Polizei ermittelt wegen Wilderei. SWR-Dokumentation berichtet über Rechtsstreit um Trigema-Chef.

Burladingen/Missen-Wilhams - "Durchgeknallt – was bei der Jagd falsch läuft", heißt eine Fernsehdokumentation des SWR, die am Mittwoch, 29. Juni, ab 21 Uhr ausgestrahlt wird. Einer der Protagonisten: Trigema-Chef Wolfgang Grupp, der in dem Film von Lutz Wetzel hart kritisiert wird.

In seinem 400 Hektar großen Jagdrevier im Allgäu fegt Wolfgang Grupp der Gegenwind heftig ins Gesicht. Der Streit zwischen dem prominenten Burladinger Textilunternehmer und ansässigen Waldbesitzern und Landwirten beschäftigte bereits die dortigen Gerichte und die Lokalpresse.

Die Allgäuer Zeitung berichtete mehrfach. Landwirte und Waldbesitzer werfen Wolfgang Grupp vor, Rotwild in seinem Jagdgebiet zu halten und zu füttern, obwohl das Gebiet laut Gesetz eine "rotwildfreie Zone" sein soll. Die Tiere verursachen Schäden in den benachbarten Wäldern und fressen den Landwirten die Felder kahl, so der Vorwurf.

"Er meint, er kann machen was er will, er muss sich aber auch an die Gesetze halten", sagt der Landwirt Peter Jäck, Sprecher der Grupp-Gegner in einer Filmaufnahme.

Grupp indessen ließ sich bereitwillig filmen, wie er mit dem Helikopter im Jagdrevier einfliegt, die Futterstellen begutachtet und sich über die hohe Zahl an Rothirschen freut.

Eine Sondergenehmigung Rotwild zu halten, hat Grupp laut dem Landrat des Kreises Oberallgäu, Anton Klotz, nicht. Aber der Landkreisverwaltung sei von der Regierung von Schwaben und dem Ministerium empfohlen worden "doch nicht den Rechtsweg zu bestreiten, weil dies ziellos ist", klagt Klotz vor laufender Kamera. Zu prominent wohl der Protagonist, zu delikat die Angelegenheit. Schafft die bayerische Landesregierung in dem Sonderfall ein Lex Grupp?

"Stimmt so alles nicht", sagt Wolfgang Grupp auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Er habe 1976 diese Jagd gepachtet – wegen des darin befindlichen Rotwildes. Erst später sei sie zur rotwildfreien Zone erklärt worden. Seit Mitte der 90er-Jahre gebe es Probleme mit den Nachbarn. "Neid", wie Grupp vermutet. Mit einem Prozess habe er sich gegen die unmöglichen Abschussquoten gewehrt, die ihm vorgeschrieben worden seien, den habe er gewonnen. Und er habe gegen Peter Jäck eine einstweilige Verfügung erwirkt. Der dürfe nicht mehr wiederholen, Grupp bediene sich "krimineller Machenschaften".

Dokumentation räumt auch mit romantischen Ideen von Peta auf

Und, so Grupp, hätten die Anrainer Wildschaden gemeldet, hätte er ihn ja bezahlt. Aber keine einzige Meldung sei in den vergangenen Jahren eingegangen. Mittlerweile hat sich Grupp rund vierhundert Hektar zusammengekauft, hat das Jagdrecht in seinem eigenen Wald und will erreichen, dass die rotwildfreie Zone wieder umdeklariert wird.

Anscheinend sind die Nachbarn, die sich belästigt fühlen und denen per Rechtsweg niemand helfen will, mittlerweile selber zur Tat geschritten. Mitglieder der Jagdgenossenschaft Missen-Wilhams sollen auf dem Grundstück von Wolfgang Grupp Rotwild geschossen und eine illegale Drückjagd veranstaltet haben. Grupp hat Anzeige erstattet, nun ermittelt die Polizei wegen Wilderei. Den Tätern drohen mehrere Jahre Gefängnis.

Wolfgang Grupp selber kommt in dem 45-minütigen Streifen auch ausgiebig zu Wort. Von seiner Treffsicherheit ist der Unternehmer überzeugt. Wenn er schieße, so sagt er, sei das "ein hun dertprozentiger Treffer". Üben auf dem Schießstand muss der Textilkönig nach eigenem Bekunden nicht, er habe ja "jahrzehntelange Erfahrung".

In dem Interview, das der Dokumentarfilmer Lutz Wetzel mit ihm im Burladinger Trigema-Werk geführt hat, outet sich Grupp weniger als schieß- denn als arbeitswütig. Denn wenn man dem 74-Jährigen Glauben schenkt, nimmt er Kugelschreiber und Papiere der Produktionsdisposition mit auf den Hochsitz und arbeitet hoch oben im Revier. Grupp sieht sich als Opfer "und Spielball einiger Herren", die ihn, so sagt er in die Kamera, "drangsalieren".

Mittlerweile, so vermeldet es die Allgäuer Zeitung, habe das Landratsamt Oberallgäu einen neutralen Fachmann mit einem Gutachten beauftragt, um die Situation zu entspannen. Möglicherweise sollen in Zukunft Berufsjäger eingesetzt werden, die das Rotwild zur Strecke bringen.

Die Dokumentation versteht sich als "Tour durch deutsche Reviere" und entlarve, so eine Vorabinformation des SWR, Missstände dort, wo Jagd als "gesellschaftliches Vergnügen", als "Mordsspaß" und nicht als "ernstes Handwerk" betrieben wird.

Der SWR geißelt Reviere, in denen Tiere in Gehegen gefüttert und gemästet werden, um wenig zielsicheren Jägern fast zahm vor die Flinte zu laufen.

Aber der Film räumt auch mit den romantischen und wenig realistischen Vorstellungen der Tierschützer rund um die Organisation Peta auf, die die Jagd gern ganz verbieten würden, und er nennt positive Beispiele, etwa vom Schluchsee im Schwarzwald, wo moderne Jagd betrieben und Jäger geschult werden, wenn es um Treffsicherheit und Nachsuche geht.

Weitere Informationen: Der SWR zeigt die Dokumentation "Durchgeknallt – Was bei der Jagd falsch läuft" von Lutz Wetzel am Mittwoch, 29. Juni, um 21 Uhr.