Bürgermeister Harry Ebert (Mitte) hat sich am Donnerstag für seine Beleidigungen entschuldigt, dass er AfD-Fan bleibt, hat er aber offen erkennen lassen. Damit dadurch zumindest das Ärztezentrum-Projekt nicht zerstört wird, soll künftig der Beigeordnete Berthold Wiesner (rechts) alleine für dieses Projekt zuständig sein. Foto: Stopper

Trotz Entschuldigung: Bürgermeister will weiterhin zu seiner Begeisterung für Partei stehen.

Burladingen - Für seine Beleidigungen hat sich Harry Ebert am Donnerstag beim Gemeinderat entschuldigt, vom Bürgermeisterstuhl aus aber weiter seine AfD-Gesinnung propagiert. Er soll sich öffentlich beim Ärztehaus-Projekt zurückhalten, fordert der Gemeinderat.

Eines vorweg: Es ist längst nicht alles bereinigt zwischen Bürgermeister und Gemeinderat in Burladingen, das lässt sich nach der Sitzung am Donnerstag sagen. Ebert sieht immer noch nicht ein, dass er in seiner Funktion als Bürgermeister keine AfD-Positionen verbreiten sollte, wenn er ein halbwegs gutes Miteinander in der Stadt wünscht.

Immerhin: Für seine beleidigende Kommentare dem Gemeinderat gegenüber entschuldigte sich Ebert. Als "saudumm" bezeichnet er seine Wortwahl in Leserbriefen und Internet-Kommentaren. "Form und Stil waren unprofessionell", räumt er ein, "es hätte nicht passieren dürfen."

Warum ist es trotzdem passiert? Die Wut habe ihn übermannt, weil die Gemeinderäte die Amtsblattaffäre wieder ausgegraben hätten, die man doch für erledigt erklärt habe. Da habe er einfach "in die Computertastatur reingehackt" und seine Texte abgeschickt, ohne alles nochmal in Ruhe abzuwägen.

In Sachen AfD aber bleibt Ebert bei seiner Linie. Auch gestern verteidigte er vom Bürgermeisterstuhl aus seine Vorliebe für diese Partei. Die AfD habe in Burladingen bei der Landtagswahl über 20 Prozent geholt, hielt er fest und diese Wähler seien allemal verantwortungsvoller als die 30 Prozent Nichtwähler. Die AfD sei eine zugelassene Partei, und ihm müsse es erlaubt sein, "Kritik zu äußern, wenn in unserem Land etwas schief läuft".

Ärztehaus-Drohung setzt Ebert unter Druck

Wie immer man zu dieser Aussage steht: Seit BeneVit-Chef Kaspar Pfister gedroht hat, angesichts der aktuellen Ebert-Aktivitäten die geplante Fünf-Millionen-Euro-Investition in das dringend gewünschte Ärztezentrum abzublasen, sind Eberts Aussagen ein Standortrisiko geworden.

Genau da hakten die Gemeinderäte Dörte Conradi (CDU) und Alexander Schülzle (Freie Wähler) ein. Ihre gemeinsame Forderung an Ebert: Er soll sich künftig komplett aus der Ärztezentrum-Angelegenheit raushalten. Sämtliche inhaltlichen und repräsentativen Aufgaben in dieser Sache soll der Beigeordnete Berthold Wiesner übernehmen. Kaspar Pfister soll so gezeigt werden, dass die Stadt Burladingen nicht mit Harry Ebert gleichzusetzen ist. Ob Pfister das reicht, und was Ebert dazu denkt, blieb an diesem Abend offen.

Offen blieb ebenso, ob sich je wieder ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Ebert und dem Gemeinderat einstellen kann. Die Entschuldigung wegen der Beleidigungen akzeptierten Conradi und Schülzle, aber "ihre öffentlichen Äußerungen zum Hechinger Flüchtlingsheim sind nach wie vor unakzeptabel", stellte Dörte Conradi fest. Hier werde "Ausländerfeindlichkeit" spürbar, sie erwarte von Ebert einen anderen Zugenschlag in dieser Sache.

Schülzle ergänzte: Ebert erzeuge durch sein Verhalten permanent negative Schlagzeilen für die Stadt. "Was mir fehlt, ist spürbare Reue von Ihnen, dass hier mehr als etwas schief gelaufen ist". Die AfD habe in Burladingen mehr als 20 Prozent Zustimmung, "aber das ist nicht die Mehrheit". Ein Bürgermeister müsse sich für die Gesamtheit der Stadt zuständig fühlen.

Beim nächsten Thema erstaunlich souverän

Und Harry Ebert? Zurückgerutscht in seinen Sessel hörte er sich die Vorhaltungen der Gemeinderäte an, dem Blickkontakt mit den Gemeinderäten wich er erkennbar aus, das Gesagte ließ er unkommentiert. Bereits beim nächsten Tagesordnungspunkt war er wieder der Alte.

Erstaunlich souverän zeigte er sich, als der Antrag beraten wurde, Klaus Ritt und Rosemarie Steinberg aus ihren Ämtern als Stellvertretende Bürgermeister zu entlassen. Ebert bedankte sich freundlich für die "langjährige und sehr gute Zusammenarbeit" bei beiden Räten. Nun müssten halt Termine in Burladingen ohne Bürgermeister-Repräsentanz auskommen.

Wer es nicht wusste, hätte hier nicht geahnt, dass die beiden Bürgermeister-Stellvertreter als direkte Reaktion auf Eberts Verbal-Entgleisungen den Rücktritt von ihren Ämtern verlangt haben. Alles wieder gut in Burladingen? Derzeit ganz sicher nicht.