Bürgermeister Harry Ebert muss sich derzeit von Unternehmern kritische Worte anhören. Foto: Rapthel-Kieser

Burladingens Bürgermeister könnte Millionen-Investition gefährden. Ärztehaus steht auf der Kippe.

Burladingen - Flüchtlingsfeindliche Kommentare eines Bürgermeisters können einer Stadt wirtschaftlich schaden. Bürgermeister Harry Ebert muss sich derzeit von Unternehmern kritische Worte anhören. Jüngster Paukenschlag: Kaspar Pfister, Chef der BeneVit, die bundesweit zahlreiche Pflegeeinrichtungen betreibt, stellt eine Investition von fünf Millionen Euro für ein Ärztehaus in der Stadt in Frage, weil ihm Eberts Äußerungen, die er als ausländerfeindlich einordnet, zutiefst stören.

Nicht egal ist das Verhalten des Bürgermeisters auch Burladingens Trigema-Chef Wolfgang Grupp. Er versucht derzeit, im Konflikt zwischen Ebert und Gemeinderat zu vermitteln. Er legt Ebert nahe, sich bei Themen, die seine Arbeit als Bürgermeister nicht betreffen, mehr zu mäßigen.

Auslöser des Konflikts war ein Bericht Harry Eberts im Amtsblatt seiner Stadt, in dem er Sympathie für AfD-Positionen zur Flüchtlingssituation zeigte. Als der Gemeinderat eine solche Einrichtung besuchte, kommentierte Ebert dies mit unflätigen Begriffen. Dörte Conradi, Abteilungsleiterin im Stuttgarter Bildungsministerium, trat daraufhin von ihrem Amt als CDU-Fraktionschefin im Burladinger Gemeinderat ebenso zurück wie ihr Freie-Wähler-Kollege Alexander Schülzle. Der gesamte Gemeinderat stellt sich gegen Ebert.

Beim kommunalpolitischen Scherbenhaufen scheint es nicht zu bleiben. Das Unternehmen BeneVit, das in der Burladinger Ortsmitte für fünf Millionen Euro ein Gebäude für Tagespflege, Arztpraxen, Apotheke und Kinderbetreuung Platz bauen wollte, spielt mit dem Gedanken, das weit gediehene Projekt wieder abzublasen.

Sein Unternehmen stehe für "Wertschätzung und Respekt", stellt Firmenchef Kaspar Pfister klar. Ein Pflegeheim könne die schwierige Arbeit, die manchmal "zwischen Leben und Tod" stattfinde, nur leisten, wenn es eine klare Werteorientierung lebe. Betreut würden Menschen aus vielen Nationalitäten. Jeder Zweifel an einer Gleichbehandlung wäre hier fatal. Seine Firma wolle nicht in einer Stadt investieren, wenn diese mit "ausländerfeindlichen Anschauungen" in Verbindung gebracht werde.

Pfister weist noch auf einen anderen Aspekt hin: Gerade im Pflegebereich gebe es zu wenig deutsche Fachkräfte. Qualifiziertes Personal aus dem Ausland anzuwerben werde aber sehr schwer, wenn diese Personen kein Vertrauen haben könnten, dass sie in einer Stadt willkommen seien. Auch Flüchtlinge seien potenzielle künftige Arbeitskräfte, verweist Kaspar Pfister auf eine seiner Pflegedienstleiterinnen, die 1992 aus Bosnien geflohen sei.

Pfisters Fazit: Er will nun "abklären, ob das als gemeinsame Projekt mit der Stadt Burladingen geplante Ärztezentrum unter diesen Vorzeichen, das Vertrauen nicht erheblich beschädigt". Den für April geplante Ärztehaus-Spatenstich hat er auf unbestimmte Zeit verschoben.