Die Meinungen der Burladinger über ihren Bürgermeister gehen weit auseinander. Foto: Kauffmann

Geladene Atmosphäre in Stadt. Einige Wähler fühlen sich hintergangen. AfD-Anhänger fürchten Anfeindungen. Mit Video

Burladingen - Nach dem AfD-Beitritt von Bürgermeister Harry Ebert bricht der Konflikt um den polarisierenden Lokalpolitiker abermals auf.

Einige Bürger sind wütend, denn sie haben Ebert gewählt - mit seiner neuen Partei jedoch, der Alternative für Deutschland (AfD), wollen sie absolut nichts zu tun haben. Ein älterer Herr erklärt, er fühle sich "richtig verarscht". Er habe Ebert gewählt, bereue es aber inzwischen. Was der Bürgermeister nun getan habe, sei Betrug am Wähler.

"Wenn die an die Macht kommen, wird es gefährlich"

Eine Burladingerin erklärt, die AfD eigne sich zwar gut als Protestwählerpartei in der Opposition, aber an die Regierung lassen wolle sie ihre Vertreter auf gar keinen Fall. Sie ist sich sicher: "Wenn die an die Macht kommen, müssen bald alle Ausländer gehen." Andere Wähler dagegen sind der Meinung, die Mitgliedschaft des Bürgermeisters in einer demokratischen Partei sei ganz allein dessen Privatsache. Abgesehen davon käme es in der Lokalpolitik sowieso nicht so sehr auf die Parteizugehörigkeit an.

Auch über die Leistung des Bürgermeisters als Amtsträger sind sich die Bürger uneins. Ein Mann mit italienischen Wurzeln, der seit seinem achten Lebensjahr in Burladingen lebt, outet sich als begeisterter Ebert-Anhänger. Der Bürgermeister habe doch viel für die Stadt getan - besonders bei der Infrastruktur sei vieles verbessert worden. Außerdem imponiere ihm, dass der Schultes trotz allen Drucks von außen immer noch zu seiner Meinung stehe.

Eine Frau, die gerade mit ihrem kleinen Kind unterwegs zum Einkaufen ist, meint dagegen, für Familien werde in Burladingen überhaupt nichts getan. Auch die Fehla werde immer schmutziger. Sie habe den Bürgermeister nicht gewählt - er sei ihr einfach nicht sympathisch gewesen. Sie wünsche sich, dass bald jemand "Liberaleres" das Bürgermeisteramt in der Stadt übernehme, der sich vor allem um die Menschen kümmere - und nicht nur die Angst vor kriminellen Ausländern schüre, die in Burladingen doch gar kein Problem seien.

Viele Ebert-Anhänger fürchten Anfeindungen

Einige Menschen, denen unser Kamerateam begegnet, geben sich auf Nachfrage ebenfalls als Ebert-Unterstützer zu erkennen. Vor der Kamera jedoch möchten sie sich lieber doch nicht für ihren Bürgermeister aussprechen. Aber warum denn nicht? In Deutschland herrscht doch Meinungsfreiheit.

Als die Kamera ausgeschaltet ist, erklärt sich ein Ehepaar: "Ja, ich habe ihn gewählt", bekennt die Frau. Öffentlich wolle sie sich aber nicht als Ebert-Unterstützerin zu erkennen geben, denn sie fürchte, dafür angefeindet zu werden. "Eigentlich hat er doch Recht", wirft ihr Mann ein. Womit denn genau? "Mit allem", gibt er zur Antwort.