Das Haus in der Raussenstraße mit der Nummer 34 wird abgebrochen. Es hat eine wechselvolle Geschichte. Foto: Unmuth Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortshistorie: Haus in der Raussenstraße wird dieser Tage abgebrochen

Burladingen-Ringingen. Das Haus in der Raussenstraße mit der Nummer 34, das dieser Tage abgebrochen wird, ist eng mit der Ringinger Heimatgeschichte verbunden.

Das Haus wurde vor dem Jahr 1700 erbaut. Das nicht weit entfernt liegende Schächerkäppele wurde am 12. Juni 1834 zum Abbruch verkauft. Das Kreuz und die beiden Schächer kamen in die Pfarrkirche. 1726 heiratete der Schreiner Josef Neser in das Haus ein. Seine Vorfahren kamen von Brand bei Feldkirch über Gauselfingen nach Ringingen. Sein Vater war Schmied. Seine Schmiede stand im Kreben bei dem heutigen Haus Nummer 11.

Altäre und Beichtstühle kosten 178 Gulden

Josef Neser fertigte unter anderem 1753 beide Seitenaltäre und die beiden Beichtstühle in der Pfarrkirche Salmendingen zum Preis von 178 Gulden und 22 Kreuzer. Laut Heiligenrechnung wurden 1747 von Josef Neser der Altar in der Marienkapelle in Ringingen und der Altar in der 1759 erbauten Kirche in Starzeln gefertigt.

Ein weiterer Nachkomme und Bewohner des Hauses war der Peitschenfabrikant Wunibald Neser, der 1836 Magdalena Nadler heiratete. Neser beschäftigte 1847 bis zu 20 Gehilfen, bei einem Steuerkapital von 1400 Gulden. Schon beim Trochtelfinger Landwirtschaftlichen Fest 1843 war die Ringinger Peitschenfabrikation durch einen viel gelobten Festwagen vertreten. Neser vertrieb seine Peitschen bis in die Alpenländer und Frankreich. Als Neser am 20. März 1851 auf dem Frühjahrsmarkt in Hechingen weilte, ertrank sein elfjähriger Sohn Josef im "Raissle" (Hilb), als das Eis einbrach. Über diesen Verlust kam Neser nicht hinweg, er verfiel dem Alkohol. Er ging nach Amerika, wo er am 10. Dezember 1855 mit 51 Jahren in Bell-Villi starb.

Eigentümer des Hauses war später der Zimmermann Georg Maier. Er war 15 Jahre lang "Polizist" und Gemeindediener. Seine Enkeltochter Elisabeth heiratete 1925 Johann Faigle, der 1935 den Chor- und Orgeldienst übernahm. Ihn löste 1944 sein Sohn Georg ab, der 1994 die Chorleitung und den Orgeldienst in jüngere Hände gab. Ebenso leitete Georg Faigle nach dem zweiten Weltkrieg die Musikkapelle bis 1983. Seine Mutter Elisabeth führte bis um 1980 einen Krämerladen. Seit dem Tod von Georg Faigle 2014 stand das Haus leer. Seine Ehefrau starb 2010.