Frondienst modern: Um die Ruine von Stetten unter Holstein zu sichern, treffen sich Männer wie Hans Schäfer, Hans Locher, Erwin Schäfer und Willi Weber regelmäßig zum Arbeitseinsatz an der Burgruine. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Burgruine: Wenn Helfer auf den Spezial-Putz hauen

In diesem Jahr waren sie schon acht Mal am Samstag auf dem Hölnstein und haben kräftig Hand angelegt. Die Männer des Freundeskreises tragen mit ihrer Einsatzbereitschaft dazu bei, dass die größte Burladinger Burgruine nicht vollends verfällt. Jetzt brauchen sie aber die Hilfe von Profis.

Burladingen-Stetten. Seit vier Jahren sind sie gemeinsam am Werk. Bei den Arbeitseinsätzen an den Samstagen sind es immer zwischen zehn und 15 Stettener, die einen Tag lang schuften, als wären sie in mittelalterlicher Zeit zum harten Frondienst verdonnert. Dabei sind es allesamt Freiwillige und sie schaffen mit modernsten Mitteln. Schaufelbagger, Spezialzement und Betonmischmaschine. Nebenerwerbslandwirt Hans Schäfer ist der Transporteur der Truppe, sorgt regelmäßig dafür, dass das Arbeitsmaterial durch den Wald hinauf auf die Ruine kommt und bringt auch immer wieder seine Maschinen mit. Er und die anderen Freundeskreis-Mitglieder wollen verhindern, dass das Wahrzeichen ihres Ortes vollends verfällt.

Die meisten von ihnen, haben als Kinder schon in den Ruinen gespielt und eine ganz besondere Bindung zu dem historischen Ort. Aber in den vergangenen Jahrzehnten mussten sie mit ansehen, dass so manche Mauer buchstäblich in den Graben fiel. Denn, so sagt Hans Steinhart, der Architekt in der Truppe: "Immer wenn der Winter kommt und sich das Wasser von oben ins Gemäuer setzt und friert, dann krachen wieder ein paar Steine ab."

Was da in Jahrzehnten so abgekracht und heruntergefallen ist, liegt meist am Fuß der Mauer, ist längst mit Erde und Laub bedeckt und überwachsen. Ein Teil der Arbeit ist also, die alten Originalsteine wieder auszugraben und zu reinigen. Dann erst können sie mit einem sogenannten Trass-Kalk, einem Spezialmörtel für denkmalgeschützte, alte Mauern wieder in Reih und Glied gebracht werden. Den Trass-Kalk schreibt das Denkmalamt vor. Er ist zwar teurer, aber er macht den Mörtel weitestgehend wasserdicht und hat den Vorteil, dass wesentlich weniger Ausblühungen an den Natursteinen auftreten als wenn reiner Portlandzementen verwendet würde. Dann, so erklären Fachleute, treten wesentlich öfter Kalk- und Salpeterausscheidungen am Mauerwerk auf und der Effekt von einer Sanierung wäre schnell dahin.

Es geht um das Wahrzeichen des Ortes

Revierleiter Jürgen Veser hat im Ruinenbereich auch schon Bäume gefällt, die im Laufe der Jahre schnell hoch gewachsen waren. Die Baumkronen hielten die Mauern im Schatten und Kälte und Feuchtigkeit setzte ihnen dann noch mehr zu. Am anderen Ende der Ruine arbeiten Leopold Acker und Manfred Abt. Abt steht auf einer Mauer und Acker reicht ihm den Mörteleimer hoch. So wird eine zusammengefallene Mauer nach und nach wieder aufgerichtet. "Wir wissen, dass wir kaum eine Chance haben, aber probieren müssen wir es trotzdem", kommentiert Abt das Anrennen gegen den Verfall.

Grundsicherung, nennen die Stettener Mannen das, was sie da machen. Unterschriften haben sie schon gesammelt, an Abgeordnete geschrieben und immer wieder werden sie bei der Stadt vorstellig. "Der Herr Wiesner hat immer ein offenes Ohr für uns", sagt Ortsvorsteher Hans Locher über Burladingens Ersten Beigeordneten.

Die Stadt zahlt also das Material und den teuren Spezialmörtel. Wie viele hundert Arbeitsstunden da im Laufe der Jahre zusammen gekommen sind? "Ach was, das haben wir nie gezählt", sagt Erwin Schäfer, einer der Freiwilligen. Sie schaffen alle für Gotteslohn und den warmen Leberkäs, den die Ortsverwaltung spendiert und den Elisabeth Locher zusammen mit Tomaten aus dem eigenen Garten zur Vesperpause vorbeibringt. Und auf die Frage, warum sie nicht einen Förderverein gründen macht Willi Weber, bis vor kurzem noch Mitglied im Ortschaftsrates, klar: "Jeder von uns ist schon in einigen anderen Vereinen und dort ehrenamtlich tätig. Wir arbeiten lieber hier mit der Hand am Arm, statt in Vorstandssitzungen am grünen Tisch zu beraten." Warum sie sich selber so knechten, um eine Ruine zu erhalten, fasst Michael Steinhart in Worte: "Es ist das Wahrzeichen unseres Ortes, es heißt Stetten unter Holstein. Das können wir doch nicht herunterkommen lassen."

Aber trotz ritterlichem, uneigennützigem Einsatz und Frondienst-Schuften: Die Freiwilligen kommen jetzt an eine Grenze. "Um diese Mauer da zu machen, bräuchten wir ein hohes Gerüst und jetzt müssen eigentlich Fachleute ran", sagt Franz Anton Arnold und zeigt auf das hohe Mauerwerk am Eingang der Ruine. Er und die anderen hoffen, dass das Denkmalamt doch mal ein Einsehen hat und irgendwann sechsstellige Beträge locker macht, damit an der Ruine mehr als die Grundsicherung erfolgen kann.