Noch übrig vom letzten Stadtjubiläumsfest: Gläster mit Stadtwappen. Auch die Feuerwehr hat noch einen Vorrat. Foto: eri Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtjubiläum: Von Jubelgläsern und saurem Wein / 1978 machten Stadtvertreter einen kleinen Fehler

Im Vorfeld der Stadterhebungsfeier machte der Burladinger Gemeinderat einen weinseligen Fehlkauf. Er wird im Gerätehaus der Burladinger Feuerwehr gehortet: Gläser mit dem Stadtwappen und der Aufschrift 1200 Jahre Burladingen.

Burladingen. Dass die Stadterhebung mit Mitternachtsfeier, Festakten, Ausstellungen und anderen Feierlichkeiten eine Riesensause werden würde, haben die Stadtväter damals eingeplant. Und bei echten Schwaben, vor allem denen aus der Fehlastadt, gehört gutes Essen und viel Trinken zu einer Party eben dazu.

Und weil Burladingen 1978 auf 1200 Jahre Geschichte zurückblicken konnte, wurden sogar extra Gläser angefertigt. Mit dem Stadtwappen oder dem der Ortsteile. Für drei Mark wurden sie seinerzeit verkauft. Manche Burladinger wollten sogar ein komplettes Set mit allen Ortsteil-Wappen. In manchen Burladinger Privathaushalten sind sie noch zu finden.

Auch im Feuerwehrgerätehaus der Burladinger Wehr findet sich noch ein Satz, acht Kartons mit je sechs der Gläsern. Aber die sind, so sagt Kommandant Ilija Pilic, eigentlich nie in Gebrauch. Es sind Biergläser mit Henkel.

Zum Jubelfest und zur Stadterhebung sollte es, so wollten es die Verantwortlichen der Stadtverwaltung und des Gemeinderates, auch edlen Rebensaft geben, und so rankt sich um eine Weinbestellung des Gemeinderates im Jahr 1978 eine Geschichte, die sich Zeitgenossen heute noch mit Augenzwinkern erzählen.

Es war die Zeit, in der die Kinder der Nachkriegsgenerationen Wohnraum brauchten, Eigenheime bauten und Städte und Gemeinden nach schnellen und effizienten Lösungen für den Hausbau suchten. Die Reihenhäuser im Tiefental geben Zeugnis davon, denn die Straße Richtung Stadion wurde damals erschlossen.

Eine Firma, die Häuser in Fertigteilen anbot und andernorts ganze Siedlungen kostengünstig so erstellt hatte, man nannte sie auch "Franzosenhäuser", wollte auch mit den Burladingern ins Geschäft kommen und ihr damals noch neues Konzept, dem viele skeptisch gegenüber standen, vorstellen.

S o hatte die Firma die Zuständigen der Stadtverwaltung und des Gemeinderates zu ihrem Firmensitz bei Ludwigshafen zu einer Präsentation eingeladen – mit anschließender Weinprobe in eine Weinkellerei. Je fortgeschrittener die Stunde, desto besser schmeckte den Stadtvätern nach der langen Busfahrt der Wein, und so kamen einige der Gemeinderäte noch in der Weinkellerei auf die Idee, angesichts des anstehenden Stadtfestes gleich eine Bestellung zu machen. "Tausend Flaschen für damals noch 2500 Mark wurden geordert", erinnert sich der damalige Bürgermeister Peter Höhnle im Gespräch mit unserer Zeitung lachend.

Zu Hause angekommen wurde einige Tage später nochmal gekostet, und plötzlich wollte den Verantwortlichen der Wein nicht mehr munden. Das Wort vom "Simsegräbsler" machte die Runde. Der Wein sei für eine solche Feier mit gehobenen Gästen aus der Landeshauptstadt untauglich, so das nüchterne Urteil.

Zum Selbstkostenpreis wurde er deshalb an die Mitarbeiter des Rathauses verkauft. "Ich habe selber 50 Flaschen genommen", blickt Höhnle zurück und betont: "Der Stadt ist kein finanzieller Schaden entstanden. Aber sie können sich vorstellen, dass das in der darauf folgenden Fasnet, ein Riesenthema war."

Den Wein, der damals dann zu den Jubiläumsfeierlichkeiten tatsächlich ausgeschenkt wurde und der allen Qualitätsdebatten stand hielt, bezogen die Stadtväter schließlich aus zuverlässiger Quelle vom Weinhaus Mauri in Killer. Aber auch dieses Geschäft ist längst Geschichte…

Waren Sie dabei? Haben Sie eine persönliche Erinnerung an das Jubiläumsjahr? Erzählen Sie uns davon! Mit einer losen Serie von Beiträgen will der Schwarzwälder Bote den 40. Geburtstag der Stadt Burladingen feiern, an die Stadterhebung erinnern, an gute alte Zeiten und zeigen, worauf die Fehlastadt nach vier Jahrzehnten stolz sein kann. Melden Sie sich: redaktionburladingen@schwarzwaelder-bote.de oder unter 07475/1600.