Der Stettener Förster und Wildtierbeauftragte Jürgen Veser Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

VHS-Vortrag: Der Wildtierbeauftragte Jürgen Veser über die Rückkehr von Luchs, Wolf und Biber

Es wurde zu einem Vortrag mit Störfeuer. Der Förster und Wildtierbeauftragte Jürgen Veser hatte bei seinen Erläuterungen im Burladinger Bahnhof auch eine in der Region bekannte Wolf-Kritikerin im Publikum, die ihm mehrfach widersprach.

Burladingen. Der Wolf ist noch nicht einmal gesichert da, da machen seine Gegner schon kräftig mobil. Die Wolf-Kritikerin ist derzeit in vielen gängigen Foren des Internets unterwegs, um Tierhalter, Landfrauen, Jäger und Förster deutschlandweit vor Wölfen zu warnen und auf so manchen Wolf-Problemfall im Bundesgebiet hinzuweisen. Mit dem Stettener Förster und Wildtierbeauftragten Jürgen Veser lieferte sie sich während des Vortrages manches verbale Scharmützel. Kein einfacher Job für den 60-Jährigen, der zugab, dass er hofft, dass der graue Geselle erst einwandert, wenn er vollends in Rente ist, denn die Auseinandersetzungen werden dann wohl noch heftiger geführt.

Veser hatte vor allem akkurat zusammengetragen, wo und wann die Luchse Tello und Friedl im Zollernalbkreis gesichtet wurden. Er berichtete von den Ergebnissen und Auswertungen der Signal-Halsbänder, die die Tiere einst getragen hatten, wie die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt zu ihren Daten kommt, und er erzählte, wie anhand von Nachtsichtkameras so mancher Jäger die Tiere anhand der Fellzeichnung erkennen könne.

Der Luchs, das gab Veser zu, "ist mir der liebste" unter den einst einheimischen Tieren, die sich langsam ihren Lebensraum auch auf der Schwäbischen Alb zurückerobern. Der Förster nannte auch Jahreszahlen aus dem 19. Jahrhundert. Der letzte Luchs und der letzte Wolf wurden da im Südwesten erschossen. Der Biber kehre auch zurück. Veser brachte Fotobeispiele von der Fehla zwischen Burladingen und Gauselfingen – "ein geniales Biotop" – oder Hörschwag und Stetten. Solche Dämme und Stauungen seien für die Natur und Artenvielfalt gut.

Eisvögel und Enten haben nun wieder perfekte Bedingungen

Eisvögel und Enten würden sich mehr und mehr da niederlassen, wo der Biber baut und staut, denn sie hätten wieder "perfekte Bedingungen".

Aber nicht alle Wildtiere, die einwandern oder hier einmal ausgesetzt wurden, sind dann auch wirklich willkommen. Der Wildtierbeauftragte des nördlichen Zollernalbkreises nannte als Beispiel den Waschbären, der 1934 ausgesetzt wurde und der sich in manchen Gegenden wegen seiner Vorlieben für Gelbe Säcke, Gartenlauben, Mülltonnen und Dachböden zum Störenfried entwickelt. Im Gegensatz zu Luchs, Biber und Wolf darf er, ebenso wie der Marderhund, geschossen werden.

Im Zollernalbkreis, so betonte es Veser, sei noch keine gesicherte Sichtung des Wolfes gemacht worden. Den Berichten seiner Zuhörerin, nach denen Wölfe in Rottweil Schafe gerissen oder in Nachbarkreisen angefahren worden seien, widersprach er.

Auf die Frage, was ein Mensch tun soll, der einem Wolf im Wald begegnet, meinte er, dass dies sehr unwahrscheinlich sei, da Wölfe normalerweise scheu seien. Wenn aber doch mal ein Wolf auftaucht, solle man ihm nicht den Rücken zukehren und laufen, sondern langsam auf ihn zugehen und ihn ansprechen. Veser: "Ein Zeckenbiss ist gefährlicher."