Drei Stunden brauchten (von links) Lea Ackermann, Markus Armbruster und Michael Hubmann, um ihren Lidar-Kollegen auf der Küche aufzustellen und in Betrieb zu nehmen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder Bote

Energie: Ein EnBW Projektteam misst jetzt die Windgeschwindigkeiten auf der Küche bei Hermannsdorf

"Eine Sechs sollte schon vor dem Komma stehen", sagt Michael Hubmann, Projektleiter der EnBW in Sachen Windkraftstandorte. Er und sein Team haben jetzt in Hermannsdorf zwischen Ziegelhütte und Küche ihr Lidar-Gerät aufgebaut. Ein Jahr misst es die Windeseile.

Burladingen. Denn, je eiliger es der Wind hat, desto lohnenswerter wäre es für den Betreiber, Windräder dort aufzustellen. Ob es sich überhaupt lohnt, dass soll die kleine, wohnwagenartige Messanlage in den nächsten zwölf Monaten herausfinden. Deshalb hoffen Hubmann, seine Kollegen Markus Armbruster und Lea Ackermann auf mindestens sechs Meter pro Sekunde.

Noch offen, ob der Standort wieder aus der Planung herausfliegt

Sollte es viel weniger sein, wird es für den Betreiber immer enger und dann ist es auch möglich, dass der Standort rausfliegt. Ebenfalls einen Strich durch die Rechnung machen könnte das Ergebnis der Horstkartierung. Gibt es dort den Roten Milan? Nisten Uhus in der Nähe oder durchfliegt gar der seltene Wespenbussard das Gebiet? Dann wäre eine Windkraftanlage ebenfalls nicht möglich. Mit der Horstkartierung soll im März des nächsten Jahres begonnen werden, auch sie wird einen Zeitraum von zwölf Monaten umfassen.

Das Messgerät auf der Küche sieht aus wie ein Miniwohnwagen und steckt voll raffiniertester, moderner Technik. Lidar nennen es die Experten. Das ist Englisch, steht für light detection and ranging, also Lichtmessung und Abstand und funktioniert im Prinzip wie eine Radaranlage, nur eben mit Laserstrahlen statt mit Radiowellen.

Das Gerät sendet permanent Laserimpulse aus, die das zurückgestreute Licht erfassen, denn die Wolken und Staubteilchen, also Aerosole in der Luft, brechen das Laserlicht und ermöglichen damit eine ganz genaue Entfernungsmessung. Eingesetzt wird Lidar unter anderem auch bei der Messung von Emissionswerten oder auf dem Frankfurter Flughafen, um die Wirbelschleppen der startenden Flugzeuge zu überwachen.

"In hohen Lagen im Schwarzwald haben wir da manchmal Probleme", räumt Hubmann ein, denn dort ist die Luft so sauber, Aerosole und Staubteilchen so selten, dass man keine Messung hinbekommt. Er hofft, dass das hier auf der Schwäbischen Alb auf der Küche anders ist.

Auch sonst ist die Lidar-Anlage mit allerlei ausgefeilter Technik ausgestattet. Betrieben wird sie schon mit regenerativer Energie. Rund sechs Quadratmeter Photovoltaikmodule an der Seite sorgen dafür, dass die Messgeräte nicht schlapp machen. Mit einer Methanolcartouche wird in den kalten Wintermonaten zusätzlich eine interne Heizung betrieben, damit die Anlage nicht einfriert.

Eine vollautomatische Scheibenwischanlage inklusive Flüssigkeit hält permanent die Linse sauber und per GSM-Antenne werden die Werte automatisch nach Stuttgart gesendet. Dort überträgt Markus Armbruster zweimal in der Woche die gemessenen Werte in das Auswerteprogramm und damit hat die EnBW ganz schnell einen Überblick über die Zahlen und Richtwerte der Windgeschwindigkeit.

Armbruster schaut gelegentlich vorbei, um Flüssigkeit für die Scheibenwischanlage nachzufüllen oder im Winter die Methanolcartouche auszutauschen. Ansonsten kann er Kollege Lidar getrost sich selber überlassen. Der arbeitet ganz selbstständig. Eventuell, so sagt Hubmann, wird in drei Monaten ein zweites Gerät ein paar hundert Meter weiter auf der Küche installiert. Nur für drei Monate, um weitere Werte zu bekommen.