"Hillus Herzdropfa" alias Hillu Stoll und Franz Auber hatten ungemein amüsante schwäbische Dialoge auf Lager. Fotos: Bender Foto: Schwarzwälder Bote

Mundartstammtisch: "Schwäbischen Schnellsprachkurs" im Melchinger Ochsen / Jede Menge Witz und Lob

"Essa, drenga, luschdig sei", hieß es unter anderem mit "Hillus Herzdropfa" beim 6. Melchinger Mundartstammtisch im Ochsen.

Burladingen-Melchingen. Das frisch renovierte und neu eröffnete Gasthaus Ochsen in Melchingen war schon eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn brechend voll, so dass hernach viele enttäuschte Besucher mangels Platz wieder den Heimweg antreten mussten. An diesem Umstand konnte auch Adelbert Barth nichts ändern, der nun schon zum sechsten Mal den Melchinger Mundartstammtisch präsentierte.

Im Publikum erblickte man die "üblichen Verdächtigen", die sich keinen dieser Stammtische entgehen lassen. Und sie erhielten gleich mal einen "Schwäbischen Schnellsprachkurs". Und da soll noch mal einer behaupten, die Schwaben seien eher wortkarg und gemütlich unterwegs. Hillu Stoll und Franz Auber bilden das Comedy-Paar "Hillus Herzdropfa" aus Justingen. Und die beiden haben am Mittwochabend "goschd und gmault", was das Zeug hält. Schlagfertig zeigte sich vor allem Hillu, die immer wieder einzelne Besucher direkt ansprach.

"Mir send halt derb und grob wiad Mundart", lautete die Erläuterung. Und schon brachte Hillu den armen Franz zur Verzweiflung, der die Rolle eines Verkäufers übernahm. Hillu wollte für ihren roten Bulldog Massey Ferguson – nur arme Bauern fahren grüne Bulldogs – ein Navi kaufen, damit sie nach Hilbe findet. Und immer wieder klopfte sie das Gerät mit aller Wucht auf den Tisch, um zu demonstrieren, dass "dia Maschin trotzdem et tuat".

Die mitgelieferte CD, auf der sich die Anleitung befand, deutete Hillu als Unterlegscheibe für ihren Bulldog, und schließlich fasste sie das mit Missverständnissen gespickte Verkaufsgespräch zu einem Fazit zusammen. Nämlich dass ein evangelisches Gerät, das kein Schwäbisch versteht, ja auch nichts Rechtes sein könne. Immer wieder schlüpften die beiden Vollblutkabarettisten in andere Rollen und landeten einen Knaller nach dem anderen. Die Besucher waren total hingerissen.

"Jede Leich’ ist lustiger als der Fasnetsumzug in Stuttgart"

Da hatten es die nachfolgenden Auftretenden natürlich schwer. Adelbert Barth gab das Mikro frei für jeden, der Geschichten, Gedichte und Witze in Mundart präsentieren wollte. Und Roland Single aus Winterlingen nutze das Podium und sang vom Wurstsalat und von der Heimat. Kurzerhand wurden die Besucher als Backgroundchor in den Refrain eingewiesen. Die Stimmung war ohnehin schon phänomenal.

Karl Failenschmid aus Gomadingen bemerkte nebenbei, dass "im Oberland jede Leich’ lustiger ist als in Stuttgart der Fasnetsumzug" und erheiterte mit der bildhaften Erläuterung von dr Kripp, also die mit Beleuchtung. Nicht die Gripp mit Fieber.

Jede Menge Witze hatte der Burladinger Nachtwächter Willy Gastel im Gepäck und dazu noch viel Lob für Hillu und Franz und vor allem auch für Adelbert Barth als Veranstalter und Organisator von Seiten des Vereins "Schwäbische Mundart". Wer sich keinen Melchinger Stammtisch entgehen lässt, ist Jo Schmieg aus Bisingen-Thanheim. Selbst wenn er barfuß nach Melchingen marschieren müsste, er wäre dabei, hat er beim letzten Mal trocken bemerkt. Und tatsächlich las der "Meister der Wortspielerei" wieder aus "Schmiegs Tierleben".

Den Schlussstrich unter einen äußerst heiteren schwäbischen Abend zogen Adelbert Barth alias Peter Fidel und seine Nichte Lena mit drei Liedern. Schwäbisch ist eben Gemütlichkeit und Geselligkeit, gespickt mit etwas derbem Humor.

Und diesen kann man beim nächsten Melchinger Mundartstammtisch im Ochsen wieder am Mittwoch, 3. April, erleben – falls man rechtzeitig einen Platz erkämpft.