Schwester Christine (Zweite von links) verstärkt seit einigen Tagen das Team im Pflegeheim St. Georg. Nicht nur Schwester Paulina (ganz rechts) auch die Seniorinnen Helga Freudemann und Karoline Klaiber freuen sich darüber. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Pflegeheim St. Georg: Für viele Senioren sind die Schwestern ein aus der Kindheit vertrauter Anblick

"Meine Schwester hieß doch aus Christine", scherzt Karoline Klaiber mit der tamilischen Franziskanerin gleichen Namens, die seit dem 1. August ihren Dienst im Pflegeheim St. Georg aufgenommen hat. Nonnen in Tracht – das weckt bei vielen Senioren Kindheitserinnerungen.

Burladingen. Karoline Klaiber ist 102 Jahre alt und wie andere Bewohner des Pflegeheims St. Georg erinnert sie sich noch gut: Franziskanerinnen, die in Burladingen und den Albdörfern rund herum im Einsatz waren, Familien mit Pflegefällen halfen, in Kindergärten und Schulen bei der Betreuung unterstützten und in ihrer Tracht im Ortsbild ein vertrauter Anblick waren. Diese Zeiten sind aber schon viele Jahrzehnte her.

Ab und zu rutscht ihr ein italienisches Wörtchen raus

Jetzt sind die Ordensschwestern wieder da. Diesmal kommen sie aber nicht aus Klöstern im Südwesten sondern aus Indien, und sie sind gerade dabei, in Starzeln ein Kloster zu gründen. Tatsächlich ist auch die zweite der Ordensschwestern aus dem ehemaligen Schelkle-Haus, das sich anschickt, ein Stift zu werden, weit herumgekommen in der Welt. Während ihrer Ausbildung war Schwester Christine bereits in Deutschland, arbeitete danach in der Seelsorge in Italien. Ab und zu, so sagt sie, rutscht ihr immer noch ein italienisches Wörtchen heraus.

Im Gespräch verrät sie, dass sie während ihrer Schulzeit in Indien immer dachte, sie würde einmal Lehrerin werden. "Aber der Herrgott hatte andere Pläne", sagt sie. Trotzdem: "Meine Berufung ist es, Menschen beizustehen", sagt Christine lächelnd und wird dann sehr ernst. Es ist jetzt nicht der Anfang im Leben, bei dem sie Menschen hilft, sondern sie hilft ihnen im Alter. Und sie tut das gelegentlich auch bis zur letzten Stunde. Mit bewegten Worten berichtet Schwester Christine von ihrer ersten Erfahrung in der Sterbebegleitung, dass auch sie ein wenig Angst verspürt hätte, aber das Beten und Singen, Händchenhalten und einfach da zu sein und den sterbenden Menschen nicht alleine zu lassen auch ihr geholfen habe, die Angst zu überwinden. Seitdem weiß sie, dass sie die Kraft dazu hat, dass sie das kann.

Schwester Christine hat fünf Brüder und Schwestern

Solche ernsten Momente sind aber nicht alltäglich. Viel in der Pflege ist Routine. Hilfe beim Waschen und Anziehen, bei der Haar- und Nagelpflege, Betten machen und Zimmer säubern oder Anleitung beim Essen. Oft sind es auch ganz fröhliche Dinge, bei denen viel gelacht wird, wie Karten zu spielen mit den Pflegebedürftigen.

Im Haus St. Georg fühlt sich die 61-jährige Schwester Christine sehr wohl. Dankbar sei sie, dass sie hier arbeiten dürfe und alle, von der Heimleiterin über die Kollegen bis zu den Bewohnern seien sehr nett, betont sie. Andrea Schülzle und Angelika Kraus, die ebenfalls zu dem Betreuungsteam in St. Georg gehören und eng mit den Tamilinnen zusammenarbeiten, bestätigen, dass es sehr familiär zugehe in der Einrichtung und wie willkommen die Schwestern im Team seien.

Schwester Christine kommt aus einer großen Familie, ihre fünf Brüder und Schwestern haben längst Kinder und Kindeskinder, den Kontakt hält die Tante und Schwester per Whatsapp. Denn durch ihren Wechsel von Italien nach Deutschland wird der nächste Urlaub, die nächste Fernreise in die Heimat erst in einigen Jahren möglich sein.

Dass Schwester Paulina ihnen das Feld bereits etwas geebnet hat und auch dass in wenigen Wochen die nächste tamilische Schwester, Judit, anreist, mag jedoch sehr stark dazu beitragen, dass sie sich schnell hier heimisch gefühlt haben.

Ein fahrbarer Untersatz für die Neu-Burladingerinnen

Auch die Fürsorge, die die Initiatorin des Klosters, Evita Koptschalitsch, den Schwestern angedeihen lässt. Mit hellen Augen berichten die beiden Inderinnen von den Ausflügen, den Besuch in der Haigerlocher Kirche und bei ihren Glaubensbrüdern, den Weißen Vätern oder den Spaziergängen auf der Schwäbischen Alb. Und jetzt seien sie auch mobil.

Seitdem Schwester Paulina vor einiger Zeit ein Praktikum im Kloster Untermarchtal gemacht hat, gibt es freundschaftliche Kontakte zu den dortigen Salesianerinnen. Die Schwestern aus dem Kloster Mariä Heimsuchung schenken den Neu-Burladingerinnen jetzt ein Auto, dass sie nicht mehr brauchen.

Denn während das Kloster in Starzeln in der Gründungsphase gut aufgestellt ist, gibt es in Untermarchtal weniger Schwestern. Für Paulina und Christine ist das Gefährt für den Weg zur Arbeit eine große Entlastung – ebenso wie für Evita Koptschalitsch, die bisher die Fahrdienste übernahm oder ihr eigenes Auto zur Verfügung stellte.