Das Schulkonzept der ersten Demokratischen Schule im Zollernalbkreis ist fertig. Sonja Nerz (links) und Miriam Bearmann werden es in wenigen Tagen dem Regierungspräsidium vorlegen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Bis September 2019 wollen Sonja Nerz und Miriam Baermann eine Freie Schule aus der Taufe heben

Vor einem Jahr ist die Burladingerin Sonja Nerz aktiv geworden. Ihr Ziel: Eine demokratische Schule im Zollernalbkreis. Mittlerweile ist viel passiert. Nerz hat viele Mitstreiter gefunden, ein Verein wurde gegründet und im September 2019 soll die Schule ihre Arbeit aufnehmen.

Burladingen/Meßstetten. Im Oktober vergangenen Jahres hatte der Schwarzwälder Bote erstmals über die 35-Jährige Burladingerin, Betriebswirtin und Mutter einer kleinen Tochter berichtet. Die hatte damals gerade einen Vortrag im Kindergarten Jahnstraße gehalten und begann für ihr Anliegen kräftig die Werbetrommel zu Rühren.

Dabei stieß sie auf Miriam Baermann aus Meßstetten. Die war Gründerin der Initiative Freie Demokratische Schule am Heuberg und macht derzeit gerade eine Ausbildung zur Natur- und Wildnispädagogin. Auch Baermann ist Mutter eines kleinen Sohnes, sie hat ihr Abitur gemacht und ein Studium der Betriebswirtschaft erfolgreich abgeschlossen.

Weg vom preußischen Bildungssystem

Beide Frauen bündelten ihre Kräfte. Denn obwohl sie selber staatliche Schulen besuchten, für ihre Kinder wünschen sie sich etwas anderes. Sie wollen weg vom preußischen Bildungssystem, wie es hierzulande immer noch üblich ist. Von einem System, das einst vor allem brave Bürger und Soldaten erziehen sollte, aber nach Meinung vieler durchaus gescheiter Kritiker wie des Philosophen, Buchautors und Talkmasters Richard David Precht nicht zukunftstauglich ist. Precht hat 2013 das Buch "Anna, die Schule und der liebe Gott: Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern" publiziert und war seitdem Dauergast in vielen Fernsehsendungen. Der Familienvater übt immer wieder grundlegende Kritik an Erziehung und Ausbildung in Deutschland, er fordert eine "Bildungsrevolution", da das Lernen derzeit weder kindgerecht noch effektiv sei. Eine "Bildungsrevolution" im Zollernalbkreis will der Verein Freie Schule Zollernalb zwar nicht anzetteln, aber die Aktivisten wollen jenen Eltern, die sich für ihre Kinder eine andere Schule und andere Lernformen wünschen, eine Alternative bieten.

Idee stößt auf großes Interesse

Dass es in so kurzer Zeit so viele Interessenten sind, dass der Newsletter bereits an rund fünfzig Familien geht, dass der neue Internetauftritt des Vereins immer öfter angeklickt wird, das bestätigt die beiden Frauen in ihren Anliegen. Auch die Reaktionen auf den Flyer, den die Gründungsinitiative drucken ließ und in Umlauf gebracht hat.

Das "genehmigungsfähige Schulkonzept" das die Vereinsmitglieder in den vergangenen Wochen erarbeitet haben, ist fertig und soll in den kommenden Wochen bei einem Gespräch im Regierungspräsidium vorgelegt werden. Mittlerweile haben Nerz und Baermann mit Bürgermeistern und offiziellen Vertretern verschiedener Städte im Kreis gesprochen und suchen derzeit nach einem Standort, der möglichst in der Mitte liegen soll.

U nd sie sind immer noch dabei, viele Fragen zu beantworten und darüber aufzuklären, was die sogenannten demokratischen oder freien Schulen eigentlich sind. Erklärt wird das sehr gut in einem Film namens "Schools of Trust - Schulen des Vertrauens". Der wird bei Vortragsveranstaltungen im Oktober in Hechingen, Haigerloch und Albstadt gezeigt werden, danach soll es jeweils Raum geben für Fragen und Diskussionen.

Wer sich für Demokratische Schulen im Zollernalbkreis interessiert, kann sich per Mail an den Verein Gründungsinitiative Freie Schule Zollernalb wenden unter info@freie-schule-zollernalb.de, auf der Internetseite des Vereins www.freie-schule-zollernalb.de nachschlagen oder bei Miriam Baermann unter 07436/ 7 84 43 66 anrufen.