Christina Baum, AfD-Abgeordnete im Landtag von Baden-Württemberg, spricht in der Burladinger Stadthalle. Foto: dpa

Splittergruppe "Stuttgarter Aufruf" kritisiert bei Treffen in Burladingen Anpassung und Anbiederung. Mit Video und Liveblog

Burladingen/Stuttgart - "Viele Mitglieder treibt genau die Sorge um, dass wir uns anpassen und anbiedern", sagte die baden-württembergische Landtagsabgeordnete Christina Baum am Samstag bei einem Treffen von Parteimitgliedern des rechten Rands in Burladingen. Aus Angst vor einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz habe die Partei eine "eigene innerparteiliche Spionagegruppe" eingerichtet. Trotz drohender Beobachtung durch den Verfassungsschutz ruft die rechte AfD-Splittergruppe "Stuttgarter Aufruf" nach einem radikaleren Kurs.

Baum warf dem AfD-Bundesvorstand vor, das Geschäft des politischen Gegners zu betreiben. Eigene Mitglieder würden diffamiert und ausgegrenzt. Das innerparteiliche Vorgehen gegen Mitglieder müsse ein Ende haben.

Der AfD-Bundesvorstand will derzeit eine drohende Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz verhindern. Bei dem Treffen in Burladingen lud Baum AfD-Politiker ein, die derzeit vom Ausschlussverfahren konfrontiert sind - etwa den baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Stefan Räpple, der nach mehreren Zwischenrufen im Dezember von der Polizei aus dem Landtag geführt werde musste.

"Finde solche Aufläufe dümmlich"

Derweil ist es auf dem Platz vor der Burladinger Stadthalle zu Protesten von geschätzt 150 AfD-Gegnern gekommen. Die Demonstration ist zwar friedlich geblieben, vereinzelt kam es jedoch zu aggressiveren Szenen. Teilnehmer des Protests haben aktiv versucht, AfD-Mitglieder daran zu hindern, in die Halle zu gelangen. "Polizei! Können Sie sich bitte darum kümmern", rief jemand, der durch wollte. Nur mit dem Schutz der Polizei hat er die Reihen der Demonstranten durchbrechen können, während Sprechchöre tönten. "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda", schreit jemand in den Lautsprecher, zahlreiche Demonstranten antworteten lauthals.

Auch mit Tranbsparenten und Fahnen tun die Teilnehmer des Protests ihre Meinung kund. Zu lesen war etwa "Menschenrechte statt rechte Menschen", "Gemeinsam gegen den Rechtsruck", "Helfen statt Hetzen", "AfD = reaktionäre Partei des Kapitals" und "Ihr seid nicht willkommen". Die meisten Protestierenden kamen augenscheinlich von auswärts nach Burladingen. Mit dem Zug sind rund 30 junge Menschen eigens aus Tübingen nach Burladingen gekommen.

Die Demonstranten kamen aus den Reihen von Antifa, SPD, IG Metall, Verdi. Auch einige Bürger Burladingens sind gekommen, um ihrer Meinung über die Versammlung der AfD in der Stadthalle Luft zu machen. Thomas Kalmbach, Sprecher der Polizei, schätzt auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten die Situation auf dem Platz vor der Stadthalle ein: "Die Lage ist ruhig. Es gibt immer mal wieder kleine verbale Gemetzel. Ansonsten ist bisher nicht viel passiert."

"Ich finde es wichtig, den AfDlern, die sich hier versammeln, zu zeigen, dass es auch Leute mit anderen Meinungen gibt und dass es auch Leute gibt die dagegen aufstehen", begründet eine Teilnehmerin ihren Protest. "Ich habe mir das Parteiprogramm durchgelesen, ich bin mit vielem nicht einverstanden und ich möchte nicht, dass die AfD das Land regiert", sagt eine andere. "Wir haben den Weg hier hoch gefunden, weil wir zeigen wollen, dass Rechte in unserer guten Stube keinen Platz haben".

"Ich finde solche Aufläufe wirklich dümmlich und ärgerlich", sagt Doris von Sayn-Wittgenstein, AfD-Politikerin im Landtag von Schleswig-Holstein über die Demonstration. Und weiter: "Ich fühle mich bekämpft, aber nicht missverstanden." Ob sie vorher schon einmal in Burladingen war? "Ich bin zum ersten Mal in Burladingen und ich finde es nicht schlecht, dass hier diese Veranstaltung hier stattfiunden kann. Das ist doch ein ein Zeichen, dass es in manchen Gemeinden mit der Demokratie noch gut klappt."

Wie die Polizei später am Tag in einer Pressemitteilung verlauten ließ, ist es während der Proteste nicht zu Zwischenfällen gekommen. Der Nachmittag sei "weitestgehend entspannt" verlaufen, außer vereinzelten  "Geplänkeln" gab es keine Zwischenfälle. Die mit starken Kräften angerückte Polizei erlebte einen "weitgehenst entspannten Nachmittag". Von wiederholten Skandierungen der Demonstranten gegen Rechts und "einzelnen Geplänkeln mit Besuchern der AfD-Veranstaltung abgesehen blieb es ruhig", heißt es weiter. Es mussten weder Straftaten noch andere Ordnungsstörungen verfolgt werden. Am frühen Abend endete die AfD-Veranstaltung ohne Zwischenfälle, heißt es weiter.

Ab etwa 15 Uhr löste sich die Demo auf. Unter anderem über die Ereignisse vor der Stadthalle haben wir in unserem Liveblog berichtet: