Über 2000 Ausdrücke und Redewendungen hat Gottlob Gerstenecker in seinem Buch „Wuuzla“ gesammelt, ins Hochdeutsche „übersetzt“ und erklärt. Foto: Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

Nach jahrelangem Sammeln alter schwäbischer Ausdrücke hat der Meßstetter Gottlob Gerstenecker diese nun in einem Mundart-Buch zusammengefasst: Das 370 Seiten starke „Wuuzla“ wird erstmals am 21. November der Öffentlichkeit vorgestellt.

Es ist ein Tag, wie jeder andere auch: Gottlob Gerstenecker sitzt im Bus nach Ebingen, um zur Arbeit zu fahren. Er arbeitet in der Verwaltung im Krankenhaus. Dabei schnappt er ganz beiläufig Wortfetzen und Ausdrücke auf – darunter auch alte schwäbische Begriffe, wie sie vor allem die älteren Fahrgäste noch gerne nutzen. Halt oifach so, wie ma amool friaer g’schwätzt hot.

Er zieht seinen Notizzettel aus der Jackentasche und schreibt diese alten Worte und Sprüche nieder. Immer wieder. Auch bei Zusammenkünften und bei den Treffen der Mundartgruppe ist der Notizblock immer greifbar. Zuhause sammelt Gottlob Gerstenecker die Zettelchen mit der sprachlichen Ausbeute. „Vielleicht gibt es ja mal ein schönes Buch?“, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf – nun liegt es vor ihm: Sein Meßstetter Mundartbuch. „Wuuzla“ hat er es genannt. Wurzeln also, welche die Sprache der Vorfahren für die Nachwelt erhalten und nahbar machen sollen.

„Alte Begriffe“ werden übersetzt und erklärt

Stolz und ein wenig „knitz“ blickt er auf sein Werk: 370 Seiten stark und proppenvoll mit altem Schwäbisch, wie man es in Meßstetten kennt, ebenso wie in Balingen, Pfeffingen, Nusplingen, Winterlingen und viele mehr. Über 2000 Ausdrücke und Redewendungen – samt den dazu gehörigen Übersetzungen ins Hochdeutsche oder Erläuterungen – hat der heute 72-Jährige in etwa zwei Jahrzehnten zusammengetragen: Von „an Aabr hau“ (Abscheu empfinden) über d‘Gelta (Zuber) und „motza“ (nein, nicht motzen, sondern mit Wasser spielen) bis hin zu den „Zibeeba“ (große Rosinen). Immer schön im Alphabet, versehen mit Lautsprache oder einer Aussprachehilfe und oft ergänzt mit Verwendungen und Erklärungen der alten Begriffe.

Stadtverwaltung unterstützte das Buchprojekt

Originell war es früher auch, wie die Nachkommen eines bestimmten Bürgers tituliert wurden. Auch für Gottlob Gerstenecker gibt es einen solchen „Gschleachtsnama“. An dieser Stelle kommt seine Frau Hannelore ins Spiel, die voller Freude ausruft: „S‘ Molker Adolfa Helmuta Gottlob“. Gerstenecker erklärt: „Das kommt davon, weil mein „Urähne“ einst die Milch mit dem Karren nach Ebingen gefahren hat.“

Hannelore Gerstenecker, geborene Rothenberger aus Streichen, ist von der Mundart-Leidenschaft ihres Mannes ebenso begeistert wie dessen Freunde aus dem Meßstetter Heimat- und Geschichtsverein, zu dessen Gründungsmitgliedern auch Gottlob Gerstenecker gehört. Aktiv arbeitet er dort in der Dialektgruppe mit, die von Helga Riehm geleitet wird. Sie war es auch, die die Gerstenecker „Wuuzla“ lektoriert hat. Eingepflegt in das Buch ist auch ein Grußwort von Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft; die Stadtverwaltung hatte das Projekt aktiv unterstützt.

Gewinne hat der Meßstetter Buchautor nicht im Sinn

Am Dienstag, 21. November, 19 Uhr, wird „Wuuzla“ beim Abend des Heimat- und Geschichtsvereins erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dort kann es dann auch für 20 Euro erworben werden; ebenso am Meßstetter Weihnachtsmarkt im Museum an der Hangergasse und im Foyer des Rathauses zu dessen Öffnungszeiten.

„Gewinnabsichten habe ich keine, es geht nur darum, die Druckkosten zu bestreiten“, sagt Gerstenecker, der fürs Erste 100 Exemplare zum Verkauf bereithält. Bei großer Nachfrage werde freilich nachgedruckt: „Schließlich sollen alle interessierten Meßstetter und andere Mundart-Liebhaber die ,Wuuzla’ bekommen, um weiterhin schwätza zu können, wie des seit altersher dr Fall gsei ischd.“