Leonie Nester und Tobias Plaz hoffen, dass Klaus Mack (CDU, links) mithilft, die Strompreise für die Bäckerei fair zu machen. Foto: Lück

Das ZDF-Kamerateam filmt, als Bäckermeister Tobias Plaz zu Klaus Mack (CDU) sagt: „Wenn die Strompreisbremse so bleibt, droht die Insolvenz im März.“

Eutingen - Diesmal ist das Café randvoll mit Journalisten: Ein ZDF-Kamerateam ist vor Ort, um Bäckermeister Tobias Plaz zu filmen. Der Kameramann: „Wir machen eine Langzeit-Reportage, die Anfang nächsten Jahres erscheinen soll. Morgen sind wir in Ludwigshafen bei einer Wäscherei. Dort ist schon klar, dass die wegen der Energiekostenexplosion schließt!“

Bäckermeister Tobias Plaz kämpft noch. Doch er befürchtet: Wenn der Strompreisdeckel so kommt wie geplant, könnte auch er gezwungen sein, dicht zu machen.

Anfang Oktober saß SPD-Chefin Saskia Esken auf dem „Lieblingsplaz“. Hauptthema damals: Der Gaspreisdeckel. Die Differenz damals zwischen Industriepreis und dem Preis für die Bäckerei: 5 Cent.

Plaz: „Jedes Produkt 36 Cent teurer – nur wegen Strom!“

Jetzt sitzt Bundestagsabgeordneter Klaus Mack (CDU) hier. Plaz zeigt ihm die Strompreiskalkulation, die Kamera läuft. Der Bäckermeister: „Nach den bisherigen Plänen soll die Industrie 13 Cent zahlen, wir als kleine und mittlere Unternehmer 40 Cent beim Strom. Das heißt: Ich müsste jedes meiner Produkte allein deshalb um 36 Cent teurer machen. Wenn ich diese Summe nicht aufschlage, droht mir im März die Insolvenz!“

Schluck. Klaus Mack: „Das kann ja nicht sein: Wer sich ein Billig-Brötchen beim Discounter holt, wo die Teiglinge aus der Industrie kommen, hat nur 13 Prozent Preisaufschlag. Sie als handwerklicher Bäcker müssen um 36 Cent erhöhen. Wenn sie aufhören, ist die Bäckerei für immer verloren. Und damit der Nahversorger in kleinen Orten wie Eutingen. Die sind im ländlichen Raum besonders wichtig!“

Bäckermeister: „Von grünem Eintreten für Regionale merk ich nichts“

Bäckermeister Plaz: „Am 18. November soll die Strompreisbremse Thema im Bundestag sein. Ich dachte, die Grünen stehen für eine Politik der kleineren Einheiten. Regional. Ich hoffe, dass Christian Lindner und Robert Habeck die Botschaft hören und noch umsteuern!“

Immerhin: Sein Appell an SPD-Chefin Saskia Esken zur Gaspreisbremse hat in der Bundespolitik Gehör gefunden. 26 Minuten vor dem Dreh des ZDF lautet die BILD-Schlagzeile: „Entlastung für Gaskunden beschlossen.“ Bäckermeister Plaz: „Ich habe inzwischen einen neuen Gas-Liefervertrag abgeschlossen. Für ein Jahr. 16 Cent die Kilowattstunden. Auf Anraten unserer Energieberatung im Bäckerhandwerk.“

Gaspreisbremse: Brötchen 2 Cent teurer

Legt Klaus Mack die Kalkulation auf den Tisch: „Das heißt: Um diese Mehrkosten umzulegen, muss ich dank der Gaspreisbremse den Preis für jeden Artikel um 2 Cent brutto erhöhen. Das ist noch erträglich und auch für die Kunden tragbar!“

Doch bekommt Bäckermeister Plaz den Strom nur für 40 Cent pro Kilowattstunde und die Industrie für 13 Cent, dann muss er noch mal 36 Cent beim Preis drauflegen. Nicht umsetzbar. Plaz: „Schon jetzt gibt es den leichten Trend, dass die Kunden weniger Einzelteile wie Brötchen kaufen und mehr Brot, um zu sparen!“

Mack: „Hoffe, wir können Lindner und Habeck wachrütteln!“

Mack: „Danke für die deutlichen Zahlen. Wir haben schon seit Sommer jede Menge Anträge vorgelegt. Bisher hatten wir den Eindruck, dass die Bundesregierung keinen Blick für den Mittelstand hat. Vielleicht können wir mit diesen Zahlen Finanzminister Christian Lindner und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck deutlich machen, was Bäckern, Metzgern, Gastronomen droht, wenn keine gleichen Wettbewerbsbedingungen für Mittelständler geschaffen werden!“

Das ZDF-Kamerateam will im Dezember noch einmal wiederkommen, um bei Bäckermeister Plaz zu drehen. Schade. Der Dreh mit Plaz dramatischen Worten zur Strompreisbremse wäre was für „heute“ oder das „heute-Journal“.

Plaz: „Andere Bäcker sind schon im Kampfmodus“

Der Kameramann: „Bewundernswert, wie Plaz kämpft.“ Plaz bescheiden: „Bei den Kollegen sind die günstigen Energieverträge schon abgelaufen. Die sind im Kampfmodus, um ihre Betriebe zu retten. Denen steht das Wasser bis zum Hals. Ich habe noch ein ganz bisschen Zeit, weil meine günstigen Verträge erst Ende Dezember auslaufen!“