So sah einmal der Ententurm bei Überauchen aus. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Der Überauchener "Ententurm" / Türmler leben und lieben wie im Mittelalter

Die historische Gruppe der "Ententürmler" ist vergleichsweise jung, seit sie erstmals in Brigachtal ihren markanten Auftritt hatte.

Brigachtal-Überauchen. Es war nach der Jahrtausendwende, als in Überauchen Gleichgesinnte die historische Gruppe der "Ententürmler" gründeten und erstmals bei einem Dorffest das Motto "Mittelalter" verkörperten und altes Brauchtum aufleben ließ.

Mit zehn Mannsbildern und weiteren Weibspersonen in historische Gewändern stellte man einen "knechtischen Söldnerhaufen" dar, wie diese einst ihre Ritter beim Kampf Mann gegen Mann abschirmten.

Gleiches Kennzeichen ihrer Bekleidung war der "Schaller", ein metallener Helm, der bei kriegerischen Scharmützeln ebenso schützen sollte wie der Eisenhandschuh samt einem Kettenhemd und dem "Geschübe" das den Oberarm abdeckt. Alles handwerklich von einem "Blattner" gefertigt, die es heute vereinzelt noch in Italien gibt. Und da Historienspiele auch körperlich spürbar sein sollen, wiegt eine solche Ausrüstung rund 22 Kilogramm mit dem mittelalterlichen Kurzschwert.

Woher kommt nun der Name "Ententürmler"? Der Begriff geht zurück auf eine kleine Wehranlage, die sich einst zwischen Klengen und Überauchen befand.

Ihr Turm wurde als "Ententurm" bezeichnet, in dessen Graben sich viele Enten wohlfühlten.

Herrschaftliches Gebäude

Einst stand an der Brigach bei Überauchen ein herrschaftliches Gebäude mit Turm, von dem heute nur ein einziger großer Stein Zeugnis der Vergangenheit gibt: sagenhaft und zugleich mystisch und mythisch. Denn eine "Entenburg", wie die in Pfohren, war es wohl nicht, wohl aber eine mittelalterliche Wehranlage; die später wohl Wohnturm war, dann aber doch geschleift wurde.

Dieses älteste Gebäude im Brigachtal rückte 1985/86 mit der neuen Kreisstraße von Klengen mit den Jahren ins historische Gedächtnis, als wenige Überreste zu einer alten Gewannkarte passten.

Das noch im 19. Jahrhundert urkundlich benannte Fundament war markiert durch zahlreiche Sandstein-Bruchstücke und Mörtel einer früheren Bebauung. Herausragend ein Bossen-Quader von handwerklich bester Qualität; wohl ein südwestlich gelegener Eckstein mit 45 auf 90 Zentimeter als beträchtlicher Brocken. Erkannt wurden Teile eines ehemaligen Wassergrabens und eine Abfallgrube, darin zahlreiche Keramikstücke aus dem 11. und 12. Jahrhundert.

Der letztmals 1704 erwähnte Turm wurde wohl Ende des 18. Jahrhunderts ganz oder teilweise abgerissen. Im historische Bericht eines Aloys Ludwig Hirt, geboren 1837 in Behla, schrieb dieser: "Wie ich mich aus meiner Jugend erinnere, ist der alte Turm von meinen Vettern, der Hirtschen Familie in Überauchen, abgebrochen worden, um die Quader zum Mühlenbau zu benützen", womit wohl die Mühle am Bondelbach gemeint war.

Steine wie beim Villinger Stadttor

Das Gemäuer gilt als vergleichbar mit den Steinen der Villinger Stadttore, datiert zwischen 1150 bis 1200. Ein Wehrbau also, der für diese Epoche typisch ist, als sich der kleine und niedere Adel vom niedrigen Volk abgrenzen wollte. Der Graben nutzte den Bauern für ihre Enten, was der kleinen Burg samt Turm auch den Namen gab.

Ortsadel in Überauchen im 11. Jahrhundert?

Gab es folglich einen Ortsadel in Überauchen von 1078 bis 1111, als ein "Ulgerus de Überach" als historisch gilt? Im Jahr 1132 ging urkundlich das Gewann eines Heinrich von Staufenberg jedenfalls an das Kloster St. Georgen und ab 1213 hatte auch das Kloster Salem hier seine Güter.

Stets herrschaftlich mit Klengen verbunden, kam Überauchen wohl mit dem wartenburgischen Erbe an die Fürstenberger und um 1326 dann an Österreich. Alt-Überauchen gehörte fortan zum Gebiet der Stadt Villingen und unterstand der badischen Verwaltung, die bis ins 20. Jahrhundert galt.