Samer Al khalil freut sich, dass er in einem sicheren Land Zuflucht gefunden hat, und nicht um sein Leben fürchten muss. Fotos: Appel Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Samer Al khalil aus Syrien erzählt die Geschichte seiner Flucht / Traum von einer Ausbildung

Nioch immer wird die Flüchtlingsdebatte emotional geführt. Der Vorwurf, sich nicht anpassen zu wollen, wird oft als "Stimmungsmache" widerlegt, trotzdem sind viele verunsichert. Samer Al khalil aber ist ein Beispiel gelungener Integration.

Brigachtal. Es ist sehr still im Raum. Nur die leise, etwas fremd klingende Stimme hallt von den Wänden wider. Es ist keine schöne, mit traurigen Höhepunkten gespickte Geschichte, die der freundliche und zuvorkommende Samer Al khalil erzählt. Er ist 26 Jahre alt und wohnt seit Sommer 2015 in Deutschland. Bevor er in ein sicheres Land kam, das für ihn doch so fremd und neu ist, hatte er einiges erlebt.

Sein Heimatland ist Syrien. Dort hat er Familie, Freunde, Bekannte. Menschen die er teils seit Jahren nicht sehen konnte und sehr vermisst. Das Abitur absolvierte er bereits in Syrien, "dann kam der Krieg", sagt Samer traurig. Wie er sich dabei gefühlt hat, erzählt er mit leiser, aber fester Stimme – als ob er von einem normalen Tag erzählen würde.

Beim Essen mit Freunden schlug die Rakete ein

"Man hat Todesangst", sagt er, "man weiß nicht, wann ein Flugzeug eine Rakete schmeißt". Bei einem Abendessen mit seinen Freunden "ist eine Rakete gekommen". Sie hätten nichts mehr gesehen, seien aus dem zerbombten Haus geflüchtet. Viele seiner engsten Freunde wurden verletzt oder seien gestorben, auch seinen geliebten Onkel habe er dabei verloren.

Er sei dann, als die Raketen nicht mehr aufhörten, Häuser und Menschen zu zerstören, in den Libanon geflüchtet. Auf dem Weg in die Türkei wurden, bevor er die Grenze überquerte, in den Tagen davor 42 Menschen getötet, die "den gleichen Weg genommen" hatten. Sein Reiseziel wurde Deutschland. So reiste er übers Mittelmeer nach Griechenland.

Sie seien zwei Stunden auf dem Meer gewesen, erzählt Samer Al khalil. 47 Leute in einem kleinen Schlauchboot. 1000 Dollar hatten er, sein Cousin und ein Kollege jeweils bezahlt. "Das Meer war ruhig", erinnert er sich. Trotz großer Angst hatten sie Glück und mussten nicht wie viele vor ihnen ertrinken.

Dann aber wurden sie überfallen. Drei maskierte Männer kamen und haben den Motor und das Benzin geklaut. Dem folgte eine Odyssee durch Europa, mit Camp-Aufenthalten, viel Angst und zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen – bis Al khalil im Juli 2016 nach Donaueschingen ins Asylheim kam.

Eine Wohnung mit elf Personen geteilt

In Donaueschingen teilte er sich eine Vier-Zimmer-Wohnung mit elf anderen Flüchtlingen. Als Maler und Lackierer begann er in Wolterdingen ein Praktikum und erhielt alsbald wegen seiner guten Leistung einen Minijob – obwohl er nur ein Asyl-Visum besaß keine Arbeitsgenehmigung hatte. Zwischenzeitlich arbeitete er bei einer Firma in Immendingen, Ende vergangenen Jahres besuchte er für eine Weile die Berufsschule.

Die Ausbildung zum Mechatroniker gefiel ihm, jedoch waren ihm Mathe und Physik zu schwer, weil das Niveau in Syrien ein anderes ist. Obwohl er die Schule abbrach, durfte er bei der Firma als Mechatroniker weiterarbeiten. 35 Mitarbeiter habe die Firma, für den 26-Jährigen "nette Arbeitskollegen". Kürzlich hat Samir den Führerschein gemacht. Er träumt nach wie vor davon, eine Ausbildung zu machen, nun als Maschinen- und Anlageführer.

"Wir sind bestrebt, die Flüchtlinge zu integrieren, und dass sie sich bei uns wohlfühlen", sagt Theobald Effinger (CDU), Brigachtaler Gemeinderat. Es sei ja auch nicht absehbar, ob sie bleiben oder zurückgehen. Wichtig sei, dass die ehrenamtlichen einen guten Job machen. Deren Engagement sei Gold wert, lobt er den Helferkreis, und alle helfenden Hände, weil diese den Kontakt herstellen. Die Basisarbeit ist das wichtigste. "Hier haben wir sehr gute Kräfte", so Effinger.

An seinem Heimatland, erzählt Samer Al khalil, liebt er die Natur, die Geschichte und Damaskus, die älteste Stadt der Welt, wo es schon mal Minus 17 Grad kalt werden kann. An Deutschland findet er toll, dass die Schule besser ist und "dass man hier eine Krankenversicherung haben muss". Er sei gerne unterwegs mit Deutschen, so habe er kürzlich einen Ausflug mit dem Helferkreis nach Schönwald an die Skisprungschanze gemacht. Egal was er erlebt hat und wie viel Leid ihm widerfahren ist, Samer Al khalil blickt nach vorne.

So ist es ihm ein großes Bedürfnis, etwas los zu werden. "Wir sagen danke, Brigachtal."