Pfarrer Christoph Nobs (Mitte), der aus Bräunlingen stammt, informiert über den Kampf von Dekan Julius Meister gegen die Nazis in den 1930er-Jahren. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Großer Andrang bei Bericht von Christoph Nobs über den ehemaligen Stadtpfarrer

Die Zeit der 1930-er-Jahre ist in Bräunlingen noch in starker Erinnerung. Christoph Nobs war auf Recherche über den ehemaligen Stadtpfarrer Julius Meister.

Bräunlingen. Das Schicksal des früheren Bräunlinger Stadtpfarrers Julius Meister, der im September 1935 von der Gestapo aus Bräunlingen vertrieben wurde, und die damalige Zeit sind bei vielen Bräunlingern oder deren Nachkommen noch in fester Erinnerung. Sie gehen souverän mit der Zeit um.

Dies wurde beim Geschichtswerkstattabend mit dem Thema "Julius Meister und sein Kampf gegen den Nationalsozialismus" im katholischen Gemeindezentrum deutlich. Annähernd 100 Besucher kamen. Etliche Zeugen, die als Kinder die damalige Zeit miterlebt hatten oder von ihren Eltern informiert wurden, berichteten über einige prägende Ereignisse in Bräunlingen und darüber hinaus.

Sogar aus Israel waren Gäste zum Vortrag gekommen, deren Vorfahren damals aus Bräunlingen vertrieben wurden. Der Bräunlinger Christoph Nobs, der derzeit Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Hausach/Hornberg ist, ging auf die damalige seelsorgerische Arbeit von Meister und den Kampf gegen die Nazis, sowie einige persönliche Charaktereigenschaften näher ein.

Meister, der wie Bürgermeister Martin Müller abgesetzt wurde, war einer der letzten starken Opponenten gegen die Nazis. Müller und Meister wurden 1946 rehabilitiert. Da es immer weniger Zeitzeugen gebe, sei die Geschichtswerkstatt auf Dokumente und Archivmaterial angewiesen. Nobs verlas eine inhaltsreiche, mit etlichen persönlichen Eindrücken durchzogene handgeschriebene Dokumentation von Ferdinand Wintermantel, der als damaliger Zeitzeuge im Jahre 1985 die Ereignisse aus dem Jahr 1935 niedergeschrieben hatte. Neben den Erinnerungen an Meister in der Nazizeit, ging Nobs auch auf die Bräunlingen betreffenden Euthanasiemorde näher ein. Aufgrund von Nachforschungen seien acht Personen aus Bräunlingen belegt, die teils nach Grafeneck oder Weinsberg deportiert und dort ermordet wurden. Wahrscheinlich noch mehr. Nobs verlas die Namen. "Keiner dieser Ermordeten sei in den betreffenden Familien in Bräunlingen bekannt gewesen", bestätigte Joachim Schweizer, der bei allen Familien nachgefragt hatte.