Graffiti-Künstler am Werk: An der Stiftsstraße entsteht ein Manga zu Werbezwecken Foto: Haar

Klassische Werbung hat ausgedient. Das neue Zauberwort heißt Storytelling. Mit Geschichten werben. In dieser Woche wird so eine Geschichte in Stuttgart in der Stifts- und Kirchstraße erzählt.

Stuttgart - Klassische Werbung hat ausgedient. Das neue Zauberwort heißt Storytelling. Mit Geschichten werben. In dieser Woche wird so eine Geschichte in Stuttgart in der Stifts- und Kirchstraße erzählt. Die Darsteller: drei Graffiti-Sprayer, ein Boutique-Besitzer, ein Vertriebschef und ein japanischer Manga-Zeichner. Alle zusammen machen die Präsentation von einem Polohemd zu einer interessanten Story. So wird aus einem austauschbaren Produkt fast ein Unikat. Die begrenzte Stückzahl der Textilien verstärkt diesen Eindruck.

Diese Geschichte beginnt eigentlich 1928. Da wurde Osamu Tezuka geboren. Sein Vater Yutaka war fasziniert von Comics und infizierte später seinen Sohn mit dieser Begeisterung. Später nannten sie Osamu Tezuka nur noch „Manga no Kami-sama“ (Gott des Manga). Manga ist der japanische Begriff für Comic und bedeutet übersetzt zwangloses, ungezügeltes Bild. Eines der Tezuka-Mangas beschreibt die Geschichte des Astro-Boys.

Das Projekt wirbt für Lacoste-Hemden

Jener Astro-Boy landete nun wiederum auf den Shirts von Lacoste und auf einer Hauswand in der Kirchstraße gegenüber der Boutique Bungalow. Selbstredend gibt es die Hemden mit dem Krokodil und den Mangas dort exklusiv zu kaufen. „Wir wollen damit nicht nur etwas für den Konsum tun“, sagt Lacoste-Vertriebschef Manuel Strecker, „sondern auch eine Geschichte erzählen.“ Für den lokalen Farbtupfer sorgen dabei die drei Graffiti-Künstler Jan David Ducks (27), Ahmet Özcelik (31) und Wanja Drews. „Diese Astro-Boy-Geschichte hier umzusetzen ist spannend“, sagt Drews. Auch Özcelik reizt das Spannungsfeld zwischen seiner Kunst, den Mangas und dem Projekt von Lacoste: „Hier ist Geld nicht der Motor.“

Solche Aussagen sind wie gemalt für so eine Bilderbuchgeschichte, die eigentlich nur von einem Textil-Produkt handelt, aber am Ende auch Spaß, Lifestyle und Unterhaltung bringen soll. Doch eine tolle Erzählung sollte nicht nur neugierig machen, sie sollte auch ein glückliches Ende nehmen. Ob dies in diesem Fall gelingt, ist offen. Denn das Werk der drei Künstler prangt an der rückseitigen Hauswand der Firma Tritschler. Das alte Traditionsgeschäft am Marktplatz hat seine Wand nur vorläufig zur Verfügung gestellt. Es droht den Kunstwerken also der finale, weiße Anstrich. Es sei denn, aus der schönen Story wird eine Fortsetzungsgeschichte. Mangas passen schließlich auch auf Haushaltswaren.