Die Burgruine Herrenzimmern (rechtes Bild) wird seit beinahe 40 Jahren vor dem Verfall bewahrt. In absehbarer Zeit stehen weitere Sanierungen an der Südseite an. – Der Weg zu den einst besseren Räumen der Grafen ist bei Nässe ein rutschiger geworden (mittleres Bild). Die fast 80 Stufen sollen deshalb 2019 modernisiert werden. – Ohne Umwege geht es dafür seit 2017 von der Burgkapelle über die neue Spindeltreppe in den Schlossgarten (linkes Bild). Fotos: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Kulturverein: Arbeit geht nicht aus / Weitere Sanierungen wollen geplant werden / Am 8. Juli ins Mittelalter

Zu einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte hat sich das Wirken des Herrenzimmerner Geschichts- und Kulturvereins in der jüngeren Vergangenheit entwickelt. Und: Stillstand ist nicht angesagt bei der Mannschaft um den Vorsitzenden Josef Seifried.

Bösingen-Herrenzimmern. Kaum sind die Projekte Spindeltreppe in der Burgkapelle (unlängst hat das EU-Programm Leader einst und detailliert beantragte Gelder geliefert), neues Vereinszimmer (Löwenstube) und Sitzplatz neben dem Burgstüble abgeschlossen, stehen aktuelle Vorhaben vor der Tür.

Gemäuer auf der Südseite

Weitere Teile der Südseite der Burgruine gehören saniert, ebenso ihr Treppenaufgang. Viele der fast 80 Stufen, ehemalige Eisenbahnschwellen, sind nach 40 Jahren morsch geworden und bei Nässe rutschig. Beides soll planerisch in diesem Jahr so weit auf den Weg gebracht werden, damit 2019 Taten folgen können, wie Roland Noder, Leiter des Bereichs Bau und Sanierung, bei der Mitgliederversammlung des Vereins mitteilt.

Hierzu hat es sich bewährt, dass der Verein Kontakte zu zuständigen Stellen, Behörden und dem fachlichen Spiritus Rector, Professor Erwin Schwing (Karlsruhe), pflegt. Um profunde Planungen vorlegen zu können, die dann genehmigt werden und zu deren Finanzierung entsprechende Zuschüsse fließen.

Die Burgruine ist ein Wahrzeichen der Gemeinde Bösingen und trägt maßgeblich zum guten Ruf von Herrenzimmern, auch jenseits der Region, bei.

Ein weiterer wichtiger Baustein ist der Wirtschaftsbetrieb des Vereins um Matthias Bihler und Christoph Seifried. Die Bewirtschaftung des "Burgstüble" geht ins elfte Jahr. Die ersten Sonntage von Mai bis Oktober und die darauffolgenden Dienstage werden von Ausflüglern gerne genutzt, um wie weiland Graf Froben Christoph in Gesellschaft Trunk und Atzung in idyllischer Umgebung zu sich zu nehmen.

Festausschuss eingesetzt

Weiter zurück in die Geschichte geht es am Sonntag, 8. Juli, wenn der "Tag im Mittelalter" zum Besuch der Ruine animiert. Eine arbeits- und vorbereitungsintensive Veranstaltung, die seit 2000 alle zwei Jahre Menschen in großer Zahl anspricht. So arbeitsintensiv, dass Matthias Bihler seine Hoffnung auf "gute Unterstützung des Festausschusses durch die Bevölkerung" kundtut.

Das dritte Standbein des Vereins ist die Abteilung Geschichte und Kultur, die in den bewährten Händen von Karl Kimmich liegt. Neben den regelmäßig erscheinenden Themenheften "Der Löwe brüllt" mit Beiträgen zu dem Geschlecht derer von Zimmern und zur Ortsgeschichte von Herrenzimmern – jüngst machte sich Edgar Eckwert als Autor verdient – hält Kimmich Vorträge, so in Oberndorf und Umgebung, und war Mitglied einer mittelalterlich gewandeten Abordnung des Vereins bei der Tourismusmesse in Stuttgart.

Nächstes Ereignis: der Vereinsausflug am Samstag, 12. Mai, der ins Badische (Haslach, Gengenbach, Zell am Harmersbach) führt und zu dem bereits mehr als 50 Anmeldungen vorliegen. In bewährter Tradition dürfte im Bus kein Platz unbesetzt bleiben.

32 der 189 Mitglieder (davon mittlerweile 38 Prozent Auswärtige) erfahren bei der Jahresversammlung außerdem, dass die Kasse trotz eines kleines Minusbetrags aus 2017 nicht leer ist. Mit welchen Summen der Verein seit 2012 hantiert, teilt Josef Seifried in einer kleinen Zusammenfassung mit.

Plus in der Kasse

Er spricht die Projekte Gabionenwand (28 300 Euro), Löwenstube (10 384 Euro), Sanierung der Oberburg (192 737 Euro) und Spindeltreppe (24 397 Euro) an. Diesen Ausgaben von etwas mehr als 255 000 Euro stehen Einnahmen von mehr als 172 000 Euro gegenüber (45 000 Euro Zuschüsse Gemeinde, 12 300 Euro Leader, 83 020 Euro Denkmalamt Freiburg, 32 000 Denkmalstiftung Stuttgart). Dies bedeutet, dass sich die Eigenleistungen des Vereins auf mehr als 83 000 Euro belaufen. Umso stolzer ist der Verein, dass sich das Plus in der Kasse immer noch im untersten fünfstelligen Bereich bewegt.

Weil all dies und noch viel mehr der Verein seinen engagierten Mitgliedern zu verdanken hat, ist es den Verantwortlichen ein Bedürfnis, Dank zu sagen. Angesprochen fühlen dürfen sich gleichfalls der Eigentümer der Ruine, die Gemeinde, ihre Repräsentanten und Vertreter.

Dass der Vorstand sinnbildlich kein Wundertier ist, zeigt sich bei den Wahlen. Die Lücke, die der Rücktritt der Schriftführerin Michele van Horenbeek im Dezember gerissen hat, kann nicht idealtypisch besetzt werden. Das Amt bleibt vakant und wird kommissarisch von Josef Seifried und Karl Kimmich ausgefüllt. Eine sinnvolle Lösung, wollen doch alle Vorstandssitzungen – 2017 waren es sieben an der Zahl – aufgezeichnet werden.

In der Verantwortung

Gewählt werden für zwei Jahre: Karl Kimmich (Stellvertreter), Roland Noder (Leiter des Bereichs Bau und Sanierung), Christoph Seifried und Matthias Bihler (Leiter des Wirtschaftsbetriebs), Jochen Bihl, Dietmar Schwarzkopf und (neu) Bernd Wizemann (alle Ausschuss); hier hat Andre Bücheler um eine Auszeit gebeten.

Bevor nun die Saison an der Burgruine im Mai eröffnet wird, soll noch zeitnah ein Rollvorhang fürs Burgstüble angeschafft werden. Die Kosten von etwa 1500 Euro klingen beherrschbar. Und dann ist da noch das nahende 40. Vereinsjubiläum. 1978 wurde der Förderverein zur Erhaltung der Ruine gegründet.