Adelheid Baronin von Gemmingen-Hornberg (Gründerin der deutschen Hospitalité) spricht in Bösingen im Gemeindehaus St. Wendelinus über den Marienwallfahrtsort Lourdes und trifft auf großes Interesse. Fotos: Hölsch Foto: Schwarzwälder Bote

Lourdes: Petra Hezel über die Magie des südfranzösischen Wallfahrtsorts / Vielseitige Aufgaben für Helfer

Adelheid Baronin von Gemmingen-Hornberg, Gründerin der deutschen Hospitalité, hielt in Bösingen vor unerwartet vielen Besuchern einen Vortrag über den Wallfahrtsort Lourdes und unterstützte dabei Petra Hezel. Die Bösingerin berichtet über ihre Verbundenheit zu Lourdes.

Bösingen. Die Geschichte von Lourdes begann 1858, als dem 14-jährigen Hirtenkind Bernadette Soubirous in dem Bergdorf in Südfrankreich die Gottesmutter 18 Mal erschienen sei. Jedes Jahr kommen mehr als fünf Millionen Pilger zu dem Marienwallfahrtsort; 6700 Menschen seien all die Jahre geheilt worden.

Begleitet wird der große Pilgerstrom von vielen ehrenamtlichen Helfern aus aller Herren Länder, die sich in der Hospitalité Notre Dame de Lourdes zusammengeschlossen haben, um vor allem den kranken und behinderten Menschen beizustehen. Petra Hezel aus Bösingen (Mitglied der deutschen Hospitalité), zieht es jährlich in den Marienwallfahrtsort Lourdes.

In ihrer Jugendzeit (Ende der 80er-Jahre) besuchte sie zum ersten Mal zusammen mit Eltern und Schwester Lourdes. Damals lag ihr Interesse mehr auf Südfrankreich, die Nähe zum Meer, zu den Pyrenäen und dem Klima, weniger wegen des Glaubens.

Dort angekommen, faszinierte sie die Lebhaftigkeit der Stadt. Doch auch die Anzahl der vielen Kranken, die in ihren Rollstühlen und Betten durch die engen Gassen bis in den heiligen Bezirk geschoben wurden. Schon damals zog es sie magisch an die Grotte und in die Kirchen. Die Teilnahme an der abendlichen Prozession war eine Selbstverständlichkeit.

Vor der Abreise versprach sie Maria, dass sie eines Tages wiederkommen werde. Erst danach setzte sie sich mit der Geschichte von Lourdes intensiver auseinander und besuchte in den darauffolgenden Jahren noch zwei weitere Male den Wallfahrtsort (zuletzt Mitte der 90er-Jahre mit ihrem damaligen Freund und heutigen Ehemann Lothar Hezel).

Es folgten Jahre, in denen sie Lourdes ein wenig aus den Augen verlor: Heirat, ihre beiden Töchter wurden geboren, und berufliche Veränderungen nahmen sie in Anspruch. Vergessen habe sie Lourdes jedoch nie, sagte Petra Hezel.

2014 im Fernsehen

2014 schauten sie und ihr Mann eine Fernsehdokumentation über Lourdes an; sie hörte von der Hospitalité, der Organisation deutschsprachiger, ehrenamtlicher Helfer. Die Botschaft war: die Stadt mit ihren 14 000 Einwohnern wird jährlich von fünf bis sechs Millionen Pilgern besucht. Ohne eine Vielzahl ehrenamtlicher Helfer wäre ein reibungsloser Ablauf nicht möglich, aber es gebe viel zu wenig deutschsprachige Helfer in Lourdes.

Während der Dokumentation hatte sie das Gefühl, das dies eventuell etwas für sie wäre, hier könnte sie etwas zurückzugeben, dass es ihnen gut gehe und sie gesund seien. Außerdem sei sie beruflich viel unterwegs. Diese Gedanken ließ sie nicht mehr los. Sie hatte den tiefen Wunsch, nach Lourdes zu gehen und sich in den Dienst für Kranke und Behinderte zu stellen, obwohl sie keine Erfahrung, geschweige denn eine Ausbildung in einem sozialen Beruf hatte. Ganz im Gegenteil.

Sie dachte bisher immer, dass sie mit Behinderten und Kranken nicht gut umgehen könne. Petra Hezel entschied sich für die Kranken und Behinderten in Lourdes und sprach mit ihrer Familie darüber, die sofort hinter ihr stand und sagte: "Mach das, wir halten Dir zu Hause den Rücken dafür frei."

Und dann ging es los: Sie recherchierte im Internet, führte erste Telefonate mit der deutschen Hospitalité, organisierte die Reise und war vollauf beschäftigt, alles zu organisieren. Immer mit einem ganz sicheren Gefühl, dass das alles so sein müsse.

"Was tue ich eigentlich?"

Erst als ihr Mann im Mai 2015 an den Flughafen nach Stuttgart fuhr, fragte sie sich: "Was tue ich eigentlich?"

In Toulouse angekommen, nahm sie einen Mietwagen und fuhr die restlichen knapp 200 Kilometer nach Lourdes (insgesamt ist Lourdes 1200 Kilometer von Bösingen entfernt). Bevor sie sich dort in eine kleine Kammer eincheckte, stellte sie sich samt Koffer vor die gekrönte Madonna auf der Esplanade und sagte: "Hier bin ich! Verrate Du mir, warum?"

Danach ging alles Schlag auf Schlag: sie wurde zum Küchendienst in einer der größten Pilgerherbergen von Lourdes eingeteilt: mit 940 Betten und 30 000 Übernachtungsgästen im Jahr ist es eines der großen Häuser in Lourdes. Die Helfer bekommen in den ersten fünf Jahren eine Art Ausbildung, dort werden sie mit dem Ort, mit der Geschichte, im Umgang mit Kranken und Hilflosen vertraut gemacht. Heute weiß Petra Hezel, dass es für sie eine Berufung sei, sich in Lourdes für die Kranken und Behinderten in den Dienst zu stellen.

Eine Woche im Jahr

Die Helferaufgaben sind vielseitig. Sie bestehen unter anderem darin, den Pilgern beim An- und Ausziehen zu helfen oder dies gänzlich tun, da viele nicht mehr in der Lage sind, dies selber zu erledigen. Petra Hezel: "Wir begleiten und tragen die Kranken und teilweise Sterbenden ins Wasser, beten mit ihnen und sind einfach helfend, hörend und tröstend für sie da."

In Lourdes fühlt sich Petra Hezel als Werkzeug für die Muttergottes. "Ich kann dort die Kranken, die Behinderten und ihre Begleiter einfach bedingungslos in die Arme schließen, unabhängig von der Nationalität. In Lourdes versteht man sich, auch ohne der jeweiligen Sprache mächtig zu sein."

Dieses Jahr übt sie ihren Dienst zum vierten Mal aus. 2019 wird sich Petra Hezel voraussichtlich in einer feierlichen Zeremonie zusammen mit zwei Lourdes-Kolleginnen aus Frankfurt verpflichten und versprechen, dass sie jährlich für eine Woche nach Lourdes komme, um zu helfen, solange es die Gesundheit und finanziellen Möglichkeiten zulassen.

Feiern gehört ebenso dazu

Ehrenamt bedeute, dass sie für alles selber aufkomme (Reise, Übernachtung, Verpflegung). In der Saison (März bis Oktober) werden jeden Mittwoch diejenigen, die fünfmal in Lourdes für eine Woche gearbeitet haben und sich verpflichten lassen, feierlich in einem internationalen Gottesdienst geweiht. Man könne diese Zeremonie mit der Firmung vergleichen.

Anschließend ist feiern angesagt. Petra Hezel: "Das gehört in Lourdes übrigens genauso dazu wie das Rosenkranzgebet." Genau die Mischung mache es aus – und dies fasziniere sie immer wieder: Ernsthaftigkeit, Glauben, Beten, Weinen, Lachen, Feiern und Spaß haben – alles zur Ehre der Gottesmutter.

Täglich erlebt Petra Hezel in Lourdes, wie sie sagt, "kleine" Wunder. Diese seien oft nicht sichtbar für andere. So erfahren viele Pilger seelische Heilungen und positive Veränderungen, die nicht ärztlich begutachtet werden.

In 19 Wochen wird Petra Hezel ihren Dienst für Kranke und behinderte Menschen in Lourdes antreten. Und darauf freut sie sich sehr.

Weitere Informationen: info@hospitalite.de www.hospitalite.de Telefon 02823/97 31 90