Immer wieder wird Beifall geklatscht beim Bürgergespräch mit Gemeinderatskandidatenvorstellung im "Wilden Mann". Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgergespräch: Schultes spricht / Kandidaten stellen sich vor / Hinweise aus dem Ort

In gelöster Stimmung verläuft das zweite Bürgergespräch mit Gemeinderatskandidatenvorstellung in dieser Woche. Im "Wilden Mann" kommen dabei Sorgen und Anregungen zur Sprache, die überwiegend den Ortsteil Bösingen betreffen.

Bösingen. Nicht minder voll als am Dienstagabend die "Sonne" in Herrenzimmern ist an diesem Abend der Gastraum der traditionellen Bösinger Lokalität. Bürger aus beiden Ortsteilen verfolgen die Ausführungen von Bürgermeister Johannes Blepp, der ein rundum positives Fazit der Jahre von 2014 bis 2019 zieht, der aktuellen Legislaturperiode der 14 Ratsmitglieder.

Worte wie "auch eine sehr gelungene Maßnahme", "konsequenter" oder "noch effektiver" fallen, als der Schultes ins Detail geht. Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass die Gemeinde Bösingen, wie viele andere Gemeinden, von den teils sehr guten finanziellen Rahmenbedingen des vergangenen Jahrzehnts, profitiert hat und profitiert, die Möglichkeiten, die sich geboten haben, jedoch auch geschickt genutzt hat.

Deshalb tauchen in den Bleppschen Ausführungen für Bösingen mehr als beachtliche Investitionssummen auf: 1,906 Millionen Euro (2014), 3,074 Millionen Euro (2015), 2,676 Millionen Euro (2016), 2,449 Millionen Euro (2017) und 1,953 Millionen Euro (2018). Die Pro-Kopf-Verschuldung wurde in diesem Zeitraum verringert – von 436,74 Euro auf 287,22 Euro – und die Rücklage gemehrt – von 756 000 Euro auf 2,445 Millionen Euro.

Beim Ausblick auf kommende Taten und Projekte sticht vor allem die Auftaktveranstaltung mit "Spes Zukunftskonzepte" ins Auge: am Freitag, 28. Juni, soll das Vorhaben – in gewisser Weise unter dem Titel "Heimat mit Zukunft" – der Bevölkerung vorgestellt werden. Ab Juli ist eine Umfrage vorgesehen.

Derzeit kümmert sich die Gemeindeverwaltung im zweiten Versuch, in das Landessanierungsprogramm für den Ortsteil Herrenzimmern aufgenommen zu werden. Gelingt dies, fließen in einem gewissen Rahmen Zuschüsse für Sanierungen und Abbruchvorhaben in der Ortsmitte.

Ein "Hestri" vermisst

Nachdem sich 16 der 18 Gemeinderatskandidaten vorgestellt haben – es fehlen entschuldigt Marius Rapp und Martin Müller – und mit warmen Applaus bedacht werden, stellt sich schnell heraus, dass die Fragerunde der Bürger nicht ausufern wird. Sie scheinen zufrieden zu sein.

Als kritisch werden fehlende Einkaufsmöglichkeiten in Bösingen bezeichnet. Einkaufsmöglichkeiten, die das Kaufhaus Hestri so viele Jahrzehnte geboten hat. Johannes Blepp weist einerseits auf bestehende Geschäfte in beiden Ortsteilen hin und gibt andererseits Botschaften der größeren Konzerne weiter.

Wegen den Standorten von Discountern in der Nachbarschaft – wie in Oberndorf, Villingendorf und Dunningen sowie einer Tendenz in Epfendorf, lieber Oberndorf anzusteuern – werde von "Edeka" die Ansiedlung einer weiteren Filiale in Bösingen nicht weiterverfolgt, so die Auskunft des Bürgermeisters. Eine Botschaft, die mit einem "Schade" in den Reihen der Zuhörenden kommentiert wird.

Anderes Thema: Als nicht ideal werten Bürger in der Grundschule das klassenübergreifende Unterrichten, also gemeinsame Klassen der Stufen eins mit zwei und drei mit vier. Und es tauchen Fragen auf, ob diese Form des Unterrichts nicht wieder rückgängig gemacht werden könnte. Weil: Es funktioniere nicht gut, wenn die Klassen größer seien, so die Meinung einer Mutter.

Ein Vater hat ein ähnliches Empfinden und interessiert sich für die Zukunft der Schulhäuser in beiden Ortsteilen. Schließlich blieben ja Räume ungenutzt, so seine Rechnung. Der Bürgermeister, der Schulleiterin Ariane Nester lobt, sagt, er sei im Dialog mit ihr. Wegen steigender Schülerzahlen werde die Auslastung beider Schulhäuser zunehmen. Etwas, dass Gemeinderätin Gudrun Müller unterstreicht. Deshalb: Es sei verfrüht, über eine Schulhausschließung zu sprechen, so Blepp. So oder so: Mit dem neuen Gemeinderatsgremium ist eine Klausur über Kommendes vorgesehen.

Bohrungen empfohlen

Mehr ins Praktische zielt eine Anmerkung von Ex-Gemeinderat Wolfgang Noder. Um keine Überraschungen im Untergrund im Zusammenhang mit Straßensanierungen zu erleben, die ins Geld gehen könnten – er erinnert sich an alte Teerschichten bei der Sanierung der Grünlinger Straße – schlägt er vor, künftig Probebohrungen zu machen.

Dann könne bei einem Befund flexibler reagiert werden, und es müsste nicht der Unrat komplett entsorgt werden, was stark ins Geld gehe. Schließlich dürfe so mancher Untergrund bei anderen Maßnahmen durchaus noch verwendet werden. Eine Anregung, die sich der Schultes notieren will.

Mit der Botschaft von Verwaltungsfachmann Matthias Jetter, am 26. Mai wählen zu gehen und mit einer hohen Wahlbeteiligung ein positives Zeichen zu setzen – mit Blick auf die stolze Riege der Gemeinderatskandidaten –, nähert sich der Abend dem inoffiziellen Teil an, der dazu genutzt wird, untereinander bisherige Eindrücke zu vertiefen und sich mit anderen auszutauschen.