In der "Sonne" in Herrenzimmern wird Beifall geklatscht – bei verschiedenen Ausführungen, bei der Vorstellung der Gemeinderatskandidaten und auch als Bürger Lob aussprechen und kritische Anmerkungen los werden. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgergespräch: Große Linien seit 2014 gezogen / Kandidaten stellen sich vor / Wo der Schuh drückt

An Informationen gibt es keinen Mangel, und auch die eine oder andere Sorge wird frei von der Leber weg angesprochen: Das Bürgergespräch mit Gemeinderatskandidatenvorstellung in Herrenzimmern in der rappelvollen "Sonne" lässt kaum Wünsche offen.

Bösingen-Herrenzimmern. Die Schätzungen schwanken zwischen 50 und 80 Anwesende, die den Ausführungen von Bürgermeister Johannes Blepp folgen, die die Kurzvorstellung von 17 der 18 Kandidaten (Marius Rapp fehlt entschuldigt) ästimieren, die Fragen stellen, die Sorgen und Ärgernisse ansprechen, und schließlich noch von Verwaltungsfachmann Matthias Jetter vor möglichen Fallstricken bei der Stimmabgabe am 26. Mai gewarnt werden.

Kein Geldautomat mehr

Neben vielen Punkten, die Lob erhalten, missfällt der Zustand, dass die Filiale der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar in der Schulstraße seit einigen Wochen geschlossen ist. Besonders unglücklich: Im Ortsteil wird seitdem ein Geldautomat vermisst.

Immerhin ein Lichtblick: Derzeit gibt es Bestrebungen der Gemeinde, so teilt der Bürgermeister mit, die drei Geldinstitute (Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar, Volksbank Deißlingen und Kreissparkasse) zu animieren, zusammen einen gemeinsamen Geldautomaten in Herrenzimmern aufzustellen.

Aber auch über den Zustand der Feuerwehr wird kritisch nachgefragt, Verbesserungen werden angemahnt. Schließlich sei sie eine Einheitswehr, merkt Bernhard Seifried an. Er findet, dass der Chef, also der Bürgermeister, durchaus streng und gerecht sein solle.

Nicht unwidersprochen bleiben diese Beobachtungen des Bürgers. Einerseits stellt Johannes Blepp fest, dass das Zusammenspiel bei den Einsätzen "tadellos funktioniert" und ein gemeinsamer Ausschuss mittlerweile "gut und produktiv zusammenarbeitet", andererseits ergänzt Gemeinderatskandidat Ronny Hierlmeier, selber Mitglied der Wehr, dass sich die Zusammenarbeit "kontinuierlich verbessert" habe.

St. Florian hilft

Der Tiefpunkt, der in den Jahren nach 2014 für eine mehr als unglückliche Außendarstellung gesorgt hat, wird nicht verschwiegen. Blepp: "Es war eine schwere Zeit vor fünf, sechs Jahren." Doch die Blicke der Verantwortlichen gehen nach vorne.

Bei der Kritik wegen nicht sehr zahlreicher Beteiligung der Bösinger Feuerwehrleute bei der Floriansmesse in Herrenzimmern solle nicht vergessen werden, dass es neben den Kirchgängern, die gesehen worden seien, eine stattliche Zahl Helfer gegeben habe, die das Feuerwehrmagazin für den anschließenden Hock fit gemacht haben, erklärt der Floriansjünger.

Das Bürgergespräch nutzt ein anderer Bürger, um seinen Unmut über Probleme und Ärgernisse mit einem Flüchtling seit dem Sommer 2017 aufzulisten. Rathaus, Polizei, Staatsanwaltschaft, Landratsamt und Landtagsabgeordneter Stefan Teufel seien angesprochen worden. Doch es sei erst etwas passiert, als nach einem Streit zwischen Flüchtlingen in der Unterkunft der weibliche, schwierige Fall in einer anderen Gemeinde untergekommen sei. Er, der Bürger, habe sich all die Zeit im Stich gelassen gefühlt. Gebe es noch Probleme, will der Schultes wissen. Nein, jetzt nicht mehr, sagt der Bürger. Aber er stellt fest, dass man "so aus einem konservativen Wähler einen Protestwähler" mache.

Da klingt der Wunsch eines Auswärtigen, ob es nicht möglich sei, Markierungen für einen Fahrradweg in beiden Ortsteilen der Gemeinde anzulegen, fast harmlos. Bis zu den Ortseingängen und darüber hinaus existieren Fahrradwege. Dass eine schnelle Lösung nicht versprochen werden kann, kommentiert er mit einem leisen "Schade".

Zu schnelles Fahren

In gewisser Weise auf ähnlicher Ebene spielt sich die Beobachtung einer älteren Bürgerin ab. Sie moniert das zu schnelle Fahren in der Ortsdurchfahrt, speziell "von der Sonnenkurve nab". Es sei ein Geschepper den ganzen Tag, und man komme kaum über die Straße Richtung Friedhof. Ihr Vorschlag: einen "Blitzer" aufstellen. Da könne man "Geld machen, wenn man kassieren täte".

Jedoch, die Gemeinde ist nicht der Spielmacher, die Ortsdurchfahrt eine Kreisstraße. Somit der Landkreis ein entscheidender Faktor. Und das Gerät der Gemeinde, das die gefahrene Geschwindigkeit messe und anzeige, sei begehrt, so der Bürgermeister. Derzeit sei es auf Wunsch bei der Notzufahrt zur "Sommerhalde" im Einsatz.

Deutlich niedriger bleibt der Blutdruck der Anwesenden, als Johannes Blepp über die vergangene Legislaturperiode des Gemeinderats (2014 und 2019) spricht, einen Ausblick in die nächsten Jahre wirft und sich die Gemeinderatskandidaten vorstellen. (Jedenfalls soweit alles akustisch zu verfolgen ist.)

Für all dies spenden die Bürger immer wieder Beifall, und viele nutzen im Anschluss an den offiziellen Teil des Abends die Gelegenheit, das Gehörte im Gespräch zu vertiefen, nachzufragen oder aber auch einfach um mit ihrer Sicht der Dinge nicht hinter dem Berg zu halten.

Heute, Donnerstag, beginnt das Bürgergespräch mit Kandidatenvorstellung in Bösingen im "Wilder Mann" um 20 Uhr.