Vor sieben Monaten fotographiert, immer noch zeitlos – und jederzeit Diskussionsthema in Bösingen: die Burgruine Herrenzimmern, das Wahrzeichen der Gemeinde (hier beim Aufgang zur Oberburg). Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Doppik: 2019er-Haushaltsplanentwurf mit Einsichten und Botschaften

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne – Lyrik, die im Bösinger Gemeinderat bei der erstmaligen Einbringung des Entwurfs eines Haushaltsplans nach den Grundsätzen der Doppik nur Feingeister verspüren. Obwohl die 2019er-Zahlen von Fachleuten mit einem "Gut" bewertet werden.

Bösingen. Die Umstellung von der gewohnten Kameralistik auf das neue kommunale Haushaltsrecht, das der betriebswirtschaftlichen Buchführung angelehnt ist, ist für Ungeübte kein Selbstläufer. Gut, dass Kämmerer Matthias Jetter die Ratsmitglieder mit verständlichen Worten Richtung "Klassenziel" führt. Wo die Musik spielt: Dies ist das Gesamtergebnis des Ergebnishaushalts (7,873 Millionen Euro). Es beträgt 122 000 Euro. Liegt also im grünen Bereich, ist positiv. Neu: Ist vieles, sind aber vor allem die Abschreibungen, die erwirtschaftet werden müssen. Stichwort: Generationengerechtigkeit. Der Impuls für die Umstellung in allen Kommunen des Landes bis spätestens 2020. Um Nachfolgende nicht mit Lasten über Gebühr zu erdrücken oder mit zu ambitionierten Projekten finanziell zu lähmen (Ob allerdings kleinere schwäbische Gemeinden die Sorgenkinder in Deutschland sind beim Blick auf Bundes-, Landes- und städtische Haushalte?). Doch zurück nach Bösingen. Die Abschreibungen betragen im Entwurf 404 800 Euro.

Ein – derzeit – fiktives Beispiel soll erläutern, mit welchen Summen bei einer neuen Investition gerechnet werden muss. Koste ein Feuerwehrauto 250 000 Euro, müssen 25 Jahre lang jährlich 10 000 Euro abgeschrieben werden, so Jetter auf eine Frage von Gotthard Mei. Und beim Kauf von zwei Feuerwehrautos? "Dann kastrieren wir uns finanziell selber", bringt es Roland Noder drastisch auf den Ratstisch. Wo es happig werden könnte: Dies ist der ungedeckte Anteil im Finanzhaushalt. Der Finanzierungsmittelbedarf ist für 2019 mit 696 000 Euro errechnet. Rücklagen (Dieser Terminus verschwindet nun ebenfalls), ab sofort liquide Mittel, oder Darlehen sind für die Deckung verantwortlich. In Bösingen sind es die ehemaligen Rücklagen, die laut Jetter etwa 1,8 Millionen Euro betragen. Bei gleichbleibenden Zahlen wäre allerdings nach dem dritten Jahr damit Schluss. Sicher nicht schlecht: Die Tilgung von Krediten beträgt 136 500 Euro. Ein Betrag, der vor Jahren deutlich höher war. Zum Beispiel um die 165 000 Euro vor vier Jahren. Größere 2019er-Vorhaben: Die vier größeren Projekte sind bereits in einer der vergangenen Sitzungen avisiert worden. Die Dachsanierung der Schule Bösingen. Laut Architekt Harald Ganter derzeit mit 485 000 Euro veranschlagt (der Ansatz war noch mit 430 000 Euro notiert); das Streichen des Gebäudes (sinnvoll) koste zusätzlich etwa 33 000 Euro. Ein Zuschuss ist bereits bewilligt und beträgt 142 000 Euro, ein zweiter ist gestellt; erhofft werden aus dem Ausgleichstock des Landes 144 000 Euro.

Weitere größere Maßnahmen betreffen die Schul-/Bergstraße (Vollausbau; Wasserleitung 107 000 Euro, Abwasserkanal 159 000 Euro, Straßenbelag 376 000 Euro), die Siemensstraße (Ausbau; Wasserleitung 56 000 Euro, Straßenbelag 224 000 Euro) und den Parkplatz in der Bösinger Ortsmitte (Ausbau; 118 000 Euro). Weitere Aktionen: 150 000 Euro erhält der VfB Bösingen als Unterstützung beim Bau des Sportheims; ausgezahlt werden sollen je 75 000 Euro in 2019 und 2020. Der Modellsportclub Herrenzimmern wird mit 9000 Euro bedacht für eine neue Zufahrt zum Fluggelände; ein Projekt, welches laut Georg Bantle bereits vollendet sei. Beachtlich sind sicher ebenso die 56 000 Euro für die Sanierung des Forchenwaldwegs. Und die 60 000 Euro für eine neue Straßenbeleuchtung in der Bösinger Straße. Sie soll die hängenden Leuchten ersetzen. Das Diskussionsthema: Ist die Burgruine Herrenzimmern, besser die 25 000 Euro für eine neue Treppe zur Oberburg. Die aktuelle mit Eisenbahnschwellen gilt als nicht mehr verkehrssicher und ist gesperrt. Vorgesehen ist der Ersatz mit einer Stahltreppe, ähnlich der Spindeltreppe, die zur Burgkapelle führt. Dazu kommen Eigenleistungen des Geschichts- und Kulturvereins Herrenzimmern, der sich um die Fundamente verdient machen will, in Höhe von etwa 6000 bis 8000 Euro.

In den Wortbeiträgen von etlichen Ratsmitgliedern wird herausgearbeitet, dass die Burgruine Eigentum der Gemeinde Bösingen ist, jene somit für den Unterhalt verantwortlich. Anlass des Gesprächs ist die enge Verknüpfung des Vereins mit der Burgruine. Und der Eindruck, der im Ortsteil Bösingen entstanden sei, dass Gelder wie eben jene 25 000 Euro der Geschichts- und Kulturverein bekomme. Somit ein Bauvorhaben zu 100 Prozent von der Gemeinde bezuschusst werde, während andere Vereine lediglich in den Genuss der Vereinförderung von zehn Prozent kommen würden.

Bürgermeister Johannes Blepp betont, dass die Burgruine ein Wahrzeichen der Gesamtgemeinde sei. Und dazu gehöre, diese Burg zu besteigen. Und er stellt die Frage, ob nicht sogar der Verein die Gemeinde fördere – mit Blick auf unzählige Eigenleistungen und der Akquise von Zuschüssen, wie von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, im Zusammenhang mit der Sanierung dieses bedeutsamen, weit über die Region hinaus bekannten Denkmals.

Im Laufe der Diskussion gibt es ausschließlich Lob für das Tun des Geschichts- und Kulturvereins – aus beiden Ortsteilen. Der die Gemeinde all die Jahre mit Eigenleistungen bei der Unterhaltung unterstütze, so Johannes Blepp. Und mit Blick auf die Treppensanierung gilt sicher folgender Satz von Thomas Glatthaar: "Es wäre kontraproduktiv, die Oberburg zu sperren."

Im Hinterkopf bleibt aber ebenso die Botschaft, dass eine weitere Maßnahme in naher Zukunft ansteht, für die andere Beträge als 25 000 Euro benötigt werden. Die Kosten für die Sanierung der Süd- und Westwand dürften 250 000 Euro betragen, sagt Josef Seifried, Gemeinderat und Vorsitzender des Geschichts- und Kulturvereins. Gebühren und eine frohe Botschaft: Neue "Anpassungen" bei den Gebühren stehen aktuell erst einmal nicht an. Es wird jedoch angemerkt, dass Wasserzins und Abwassergebühr in Zukunft weiter steigen. Ein Grund: die erforderlichen sogenannten Overhead-Kosten, die hineingerechnet werden müssen. Ein weiterer Grund: ein steigender Wassereinkaufspreis von der Heimbachgruppe (mindestens zwei Cent). Und noch einer: Die Kosten für die Klärschlammentsorgung dürften nach ersten Schätzungen um 15 Prozent steigen.

Weiter warten muss die von Thomas Glatthaar mit Beharrlichkeit auf den Tisch gebrachte Anregung (mit Nachdruck), im Gewerbegebiet Pfarrbrühl den fehlenden Feinbelag doch zeitnah aufzubringen. Der Schultes weist auf den weiterführenden Breitbandausbau durch den Landkreis (Glasfaser) hin. Käme jetzt der Feinbelag, könnte es sein, dass in zwei, drei Jahren deswegen die dann nahezu jungfräuliche neue Deckschicht aufgerissen werden müsste.

Durchaus erfreulich ist dafür die Mitteilung, dass die Kinderzahlen steigen. Volle Gruppen werden Ende des Kindergartenjahres von den Leitungen prognostiziert, so Matthias Jetter. Ein Fleißkärtchen: Erhält Gemeinderat Wolfram Röhrig. Der Doppik-Experte aus Herrenzimmern beantwortet eine Frage, von Kämmerer Jetter gestellt, schnell und richtig. Bei ihm ist obiger Zauber, dem jedem Anfang innewohnt, zu spüren. Was folgt? In der Sitzung des Gemeinderats am 8. November wird die nächste Stufe der 2019er-Haushaltsberatungen gezündet. Dann kommen zusätzlich die mittelfristigen Vorhaben zur Sprache.