Festakt: Harmonie Bösingen blickt in ereignisreiche Vergangenheit und die Zukunft / Pro-Musica-Plakette überreicht bekommen
Der Musikverein Harmonie Bösingen feiert vom 24. bis 27. Mai das 100-jährige Vereinsbestehen. Im Vorfeld trafen sich geladene Gäste zum Festakt.
Bösingen (hh). Die Festlichkeiten begannen nach dem Glockenläuten um 18 Uhr mit der Totenehrung an der Vereinssäule auf dem Friedhof. Pfarrer Hermann Barth würdigte mit Gebeten der verstorbenen Vereinsmitglieder. Der Musikverein spielte drei Stücke.
In der Festhalle nahm die Vorsitzende, Diana Thieringer, die Gäste mit auf eine kleine Zeitreise. Im Jahre 1919 entschlossen sich fünf junge Bösinger, eine Musikkapelle im Ort zu gründen. Die Gründungsmitglieder waren Isidor Bantle, Josef Bauer, Alfons Hezel, Josef Steidinger und Johannes Thieringer.
Die kleine Kapelle entwickelte sich so weit, dass 1920 der erste Auftritt an der Fasnacht möglich war. Ab jetzt prägte der Musikverein das kulturelle Leben im Ort. Bis zum Jahre 1927 stieg dann die Zahl der Musiker auf 22 Mann an. In den Kriegsjahren kam der Musikbetrieb aufgrund zahlreicher Einberufungen mehr und mehr zum Erliegen.
Nach dem Kriegsende wurde im Jahre 1946 die Probenarbeit mit neuen Kräften wieder aufgenommen. Danach ging es steil bergauf. Zum 40. Jubiläum 1959 wurde das neunte Kreismusikfest auf den Bösinger Musikverein übertragen. Es gab keine Familie, die nicht in irgendeiner Art und Weise mit den Vorbereitungen auf die Festtage zu tun hatte. Welch eine Meisterleistung, so Thieringer.
Josef Thieringer und Alfons Bek haben sich 1979 verstärkt auf die Jugendarbeit konzentriert – und das mit Erfolg. Der Zuwachs war enorm. Auch heute kann der Musikverein auf viele Jungmusiker zählen, die schon aktiv in der Musikkapelle spielen.
Diana Thieringer vergisst nicht, die Harzwaldmusikanten zu erwähnen. Paul Thieringer und Rudolf Angst hatten eine Musiker-Gruppe ins Leben gerufen, die sich zu einer qualifizierten Unterhaltungskapelle formierte. Zu den größten Erfolgen gehörten drei Langspielplatten und zahlreiche Auftritte im In- und Ausland.
Die nächsten Jahre standen stark im Wandel der Zeit: professionelle Jugendausbildung und große angelegte Ausbildungsoffensiven entwickelten sie zum Positiven. Aktuell blicke der Verein mit Stolz auf eine starke, gut besetzte Musikkapelle.
Blutritt am 31. Mai
Die momentane Zeit ist geprägt von der 24. Teilnahme an der größten Reiterprozession, dem Blutritt in Weingarten. Das alljährliches Weinfest zieht Gäste aus nah und fern an. Musikalischer Höhepunkt ist das Jahreskonzert und selbstverständlich diverse Termine wie Kommunion, Fronleichnam und verschiedene musikalische Auftritte.
Bürgermeister Johannes Blepp sprach die herzlichsten Glückwünsche aus. Mit Freude und Stolz könne Bösingen auf eine 100-jährige Vereinstradition zurückblicken. Im Zentrum des Vereinslebens stehe sicher die Freude am gemeinsamen Musizieren und der Geselligkeit. Und diese Freude verbinde.
Viele Freundschaften und Verbindungen über die Region hinaus seien entstanden. Deshalb sei es nicht überraschend, dass am Jubiläumswochenende viele dieser Freunde in Bösingen zu Gast sein werden. Der Schultes spricht die Blutreitergruppe Biberach und die Musikkapelle Benediktbeuern an.
Bei allem Stolz und aller Freude über eine 100-jährige Tradition richte der Verein seinen Blick in die Zukunft. Er habe eine starke und erfolgreiche Jugendarbeit. Diese intensive Jugendarbeit sei verbunden mit einem hohen Qualitätsanspruch.
Johannes Blepp freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Musikkapelle Lyra in Herrenzimmern. Ein schönes Ergebnis dieser Jugendarbeit sei ihr anspruchsvolleres Repertoire unter Leitung von Karin Krell. Die erfolgreiche Jugendarbeit schlage sich aber auch in einer ausgeglichenen Altersstruktur im Verein nieder. Zahlreiche Jungmusikanten stehen neben altgedienten Mitgliedern und den "Eisheiligen".
Rainer Hezel, Vorsitzender des Bösinger Vereinsrings, sprach das hohe Ansehen der Musiker in der Vereinsgemeinschaft an. Landtagsabgeordneter Stefan Teufel schätzt nach eigenen Worten sehr die langjährige musikalische Teilnahme der Musiker beim Blutritt in Weingarten. Er versprach ihnen nach dem kommenden Blutritt 60 Liter Bier.
Kreisverbandsvorsitzender Ottmar Warmbrunn betonte die heilsame Wirkung der Musik. Musik sei die beste Medizin und mache andere glücklich.
Schmucke Uniform
Diana Thieringer stellte die neue, schmucke, dunkle Vereinsuniform vor. Die ganze Koordinierung lag an Karin Lapatki. Sie achte auf ein gutes Erscheinungsbild des Musikvereins. Die erste Uniform erhielt der Musikverein 1954 es folgten weitere Uniformen 1969, 1989 und 2019.
Der Musikverein Harmonie erhielt die Pro-Musica-Plakette. Sie gilt als eine besondere Auszeichnung und hohe Anerkennung. Sie wurde von Rainer Hezel als Vertreter des Landrats im Ehrenamt und Vertreter des Landkreises überreicht.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Frühjahr bei einem symbolischen Festakt in Gotha etlichen Musikvereinigungen, so auch der Bösinger Harmonie, für besondere Verdienste die Pro-Musica-Plakette zuerkannt. Musizieren sei weit mehr als eine bloße Wiedergabe einer bestimmten Tonfolge. Durch die Musik lassen sich Freude und Glück, aber auch so manches Kümmernis oft besser bekunden als durch viele Worte, sagte Rainer Hezel.
Der Festakt wurde von der Musikkapelle Lyra Herrenzimmern unter Leitung von Markus Biche musikalisch umrahmt. Die Speckmockelzunft kümmerte sich um gute Bewirtung.
