Die Flüchtlinge Mohammed Naveed Nagera, Raja Faroog und Mohammad Arif (von links) hat Walter Reuter (Zweiter von links) vom DRK-Sozialdienst im August in Blumberg empfangen. Anfang November werden bis zu 70 weitere Asylbewerber erwartet. Foto: Archiv

Stadt rechnet mit der Ankunft von bis zu 70 weiteren Menschen. Zentrale Herausforderung ist Unterbringung.

Blumberg - 29 Flüchtlinge haben bislang in Blumberg eine neue Heimat gefunden. 50 bis 70 weitere Asylbewerber werden voraussichtlich im Laufe des Jahres hinzukommen. Diese Zahlen hat das Landratsamt der Hauptamtsleiterin Nicole Schautzgy mitgeteilt – aber unter Vorbehalt. Es können durchaus mehr werden. Die Lage ändere sich nahezu täglich.

"Ich spüre ein großes Bedürfnis der Blumberger zu helfen", sagt Nicole Schautzgy. Immer wieder klingele das Telefon, Bürger erkundigten sich, an welchen Stellen sie Sachspenden für die von Verfolgung und Krieg geflohenen Menschen abgegeben können. Schautzgy freut sich über so viel Hilfsbereitschaft – "Refugees welcome", das gilt auch für die Stadt Blumberg, in der seit den Doggererz-Abbauzeiten Ende der 30er-, Anfang der 40er-Jahre Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammenleben. Die Stadt hat Erfahrung darin, Schmelztiegel zu sein.

Zentrale Herausforderung in diesen Tagen ist es, den bald aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes kommenden Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Die bislang zugewiesenen Asylbewerber sind in der Kernstadt in Privatwohnungen an der Tevesstraße untergebracht, in Hondingen bewohnen sie ein kommunales Gebäude. Im Rathaus weiß man: Hondingen beziehungsweise die Ortsteile allgemein sind nicht optimal geeignet, denn Flüchtlinge sind in der Regel nicht mobil, Behördengänge, Arztbesuche und Einkäufe werden zu einer langwierigen, komplizierten Angelegenheit. Und jetzt beginnt die Jahreszeit, in der wohl niemand mehr ausschließlich auf ein Fahrrad angewiesen sein will. Und die Busverbindungen im ländlichen Raum sind – wohlwollend formuliert – stark ausbaufähig.

Immobilieneigentümer sollen sich melden

Dennoch: Bevor im Werner-Gerber-Stadion eine Zeltstadt entsteht, wird auf feste Gebäude in den Ortsteilen ausgewichen. Allerdings hat sich die Stadt in der jüngeren Vergangenheit von zahlreichen Objekten getrennt. Zuletzt wurde das alte Schulhaus in Aselfingen verkauft. Seinerzeit war die aktuelle Flüchtlingswelle nicht absehbar. Gleichzeitig war es ausdrücklicher Wunsch des Gemeinderats, nicht oder kaum mehr genutzte städtische Liegenschaften los zu werden – weil diese im Unterhalt nur unnötige Kosten verursachten.

Vor diesem Hintergrund bittet die Stadt Immobilieneigentümer, sich bei ihr zu melden. Leerstehende Gastwirtschaften können genauso infrage kommen wie freie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Nicole Schautzgy bittet um Verständnis darum, dass sie in diesen Tagen ihren Fokus auf die Suche nach Wohnraum legt, Sachspenden seien im Augenblick nicht so wichtig. "Wir wissen ja noch gar nicht, wer zu uns kommt. Sind es Familien, sind es Alleinstehende?" Gleiches gelte für die Nationalität und die Religionszugehörigkeit.

Es ist die Aufgabe des Rathauses, Flüchtlingen eine Bleibe zu verschaffen. Doch bei der Herausforderung, die Asylbewerber sozial zu betreuen, sie in die Stadtgesellschaft einzubinden und auch sprachlich zu integrieren, sind die Blumberger selbst gefordert. Deshalb bietet die Stadtverwaltung einen Informationsabend zur Gründung einer Flüchtlingshilfe am Dienstag, 22.September, an. Die Veranstaltung in der Eichbergsporthalle beginnt um 18 Uhr. Gefragt sind Paten für die Flüchtlinge und Menschen, die Fahrdienste übernehmen oder Deutsch unterrichten.

Ansprechpartnerin im Rathaus ist Karin Schmelz, Telefon 07702/5 11 11 oder E-Mail karin.schmelz@stadt-blumberg.de