Wolfram Kuntz stirbt überraschend im Alter von 70 Jahren. Foto: Familie Kuntz Foto: Schwarzwälder Bote

Menschen: Ohne ihn wäre die Musikschule in der heutigen Form nicht denkbar / Vorbildfunktion verkörpert

Viele Menschen in Blumberg trauern um Wolfram Kuntz, der am Samstag überraschend im Alter von 70 Jahren starb. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

Blumberg (blu). Ohne ihn gäbe es die Musikschule Blumberg in ihrer heutigen Form wohl kaum. Er gehörte Ende der 1980er-Jahre und Anfang der 1990er-Jahre zu den treibenden Kräften für den Ausbau der 1986 gegründeten Einrichtung. Er hatte den Weitblick und die Vision, die Musikschule so zu entwickeln, dass die gesamte Stadt mit all ihren Teilorten einen Nutzen davon hatte.

Ausgangspunkt für die ganzen Überlegungen war die Stadtkapelle Blumberg. Mitte der 1980er Jahre hatte Wolfram Kuntz deren Vorsitz übernommen. Er erlebte, wie Michael Jerg, der in der Stadtkapelle bereits Klarinette spielte, im Jahr 1988 den Taktstock vom langjährigen Dirigenten Paul Merz übernahm.

Wolfram Kuntz hatte das große Talent des Ausnahmemusikers erkannt und dazu beigetragen, dass Jerg den Taktstock übernommen hatte. Er war bestrebt, Jerg ganz in Blumberg zu halten.

Voraussetzung für das Schaffen dieser hauptamtlichen Stelle, die sich städtischer Musikdirektor nannte, war die musikalische Arbeit über die Stadtkapelle hinaus. Der städtische Musikdirektor sollte auch die Leitung der Musikschule Blumberg übernehmen, eine knifflige Aufgabe, weil an der Musikschule damals noch gar keine Blasmusikinstrumente unterrichtet wurden. Ausgebildet wurden unter anderem Streich- und Flöteninstrumente sowie Klavier.

Im Gemeinderat gab es bei vielen Mitgliedern Vorbehalte, insbesondere bei Stadträten aus den Teilorten. Die Musikschule, so wurde befürchtet, würde sich vor allem zu einer Einrichtung für die Kinder aus der Kernstadt entwickeln, zum Nachteil der Teilorte. Es bedurfte großer Überzeugungsarbeit, damit die hauptamtliche Stelle letztlich bewilligt wurde.

Einrichtung hat derzeit 380 Schüler

Die Überzeugung von Wolfram Kuntz wurde bestätigt. Stück für Stück entwickelte sich die Musikschule zu einer Vorzeige-Einrichtung der Region, mitbedingt durch den ehrenamtlichen Trägerverein "Musikschule Blumberg", in dem Wolfram Kuntz sich ebenfalls stark engagierte als Kassierer. Die Schülerzahlen stiegen, von anfangs 80 Schülern auf derzeit 380.

Die anfänglichen Befürchtungen im Gemeinderat bezüglich der Teilorte erwiesen sich als falsch: Zunehmend sandten auch die Musikvereine in den Teilorten ihre Zöglinge zum Unterricht an die Musikschule.       Heute kommt die Hälfte der Schüler aus den Stadtteilen. Dies zeigt, wie sehr sich die Vision von Wolfram Kuntz bestätigt hat.

Die positive Entwicklung der hauptamtlichen Stelle, der Stadtkapelle und der Musikschule erhielten eine Vorbildfunktion. Als im Gemeinderat Ende der 1990er Jahre intensiv über die Stelle eines hauptamtlichen Stadtjugendpflegers diskutiert wurde, hatten etliche Mitglieder Vorbehalte, weil auch diese Stelle eine freiwillige Leistung der Stadt wäre. Bei dieser Diskussion wies der damalige CDU-Fraktionssprecher und heutige Blumberger Ehrenbürger Stefan Scherer darauf hin, dass der Gemeinderat vor ein paar Jahren schon einmal eine hauptamtliche Stelle beschlossen habe, die sich für die Stadt als Segen erwiesen habe. Gemeint war die Stelle des städtischen Musikdirektors.

Im Blumberger Gemeinderat kam erst kürzlich vor dem Frühjahrskonzert der Stadtkapelle, als Michael Jerg für 30 Jahre als Dirigent geehrt wurde, die Rede auf Wolfram Kuntz, als Stadtrat Hermann Zorbach ihn lobend erwähnte.

Die Beerdigung ist am Donnerstag, 24. Mai, um 14.30 Uhr auf dem Blumberger Stadtfriedhof.

■Wolfram Kuntz (70) wuchs in Blumberg auf. Der gelernte Drucker arbeitete zunächst in der Druckerei Grießhaber in Blumberg, später war er in leitender Funktion bei der Firma Sto in Weizen tätig. Ab Mitte der 1980er-Jahre war er viele Jahre Vorsitzender der Stadtkapelle Blumberg. Die ganze Familie spielte in dem Orchester mit, Wolfram Kuntz auf der Piccoloflöte, seine Frau Siegrid Klarinette, die Tochter Petra spielte Saxofon, Sohn Andreas spielt heute noch Schlagzeug, sein Sohn Sebastian spielt ebenfalls schon am Schlagzeug mit. Der Verstorbene war Ehrenmitglied der Stadtkapelle. Viele Jahre war er auch Mitglied der Eisenbahnfreunde Donaueschingen.