Jagdpächter Sebastian Back übt scharfe Kritik an den Jagdmethoden im Längewald. Foto: (nk)

Sebastian Back verurteilt Drückjagden und plädiert für mehr Respekt vor den Tieren. Mit Video

Blumberg - Sebastian Back ist Jäger aus Leidenschaft. Beinahe täglich schaut er nach dem Waldgebiet im Längewald, das er betreut. Doch mittlerweile passieren dort Dinge, die er hinterfragt, die ihm nicht "schmecken". Das Fass zum Überlaufen brachte für ihn eine revierübergreifende Drückjagd im Oktober. Man habe ihn zu der Teilnahme gezwungen, behauptet Back. Und das, obwohl er zwar gerne auf der Jagd ist, Drückjagden aber aus Mangel an Respekt vor dem Tier scharf verurteilt.

Dem Schwarzwälder Boten zeigt der 39-Jährige sein Jagdgebiet. Von weitem hört man teilweise ein Tier rennen, die Spuren im Schnee sind Hinterlassenschaften von Reh, Sikahirsch und Wildschwein. Seinen Hochsitz nutzt er zur Ansitzjagd, der Jagdmethode, die Back bevorzugt, um das Tier möglichst schonend zu treffen.

"Eine Drückjagd bedeutet für das Reh- und Sikawild großen Stress“, erklärt der Jagdpächter während er durch den Wald geht. Das Wild werde durch viele Jäger und Hunde aufgescheucht: Bei der Drückjagd auf der Länge waren es 250 Jäger und bis zu 150 Hunde - zu viele, findet der 39-Jährige. Die flüchtigen Tiere könnten in so einer Situation kaum zielgerecht getroffen werden. Ein schneller, schmerzfreier Tod? Bei der Drückjagd laut Back Fehlanzeige. Er habe deshalb bei einer solchen Jagdveranstaltung noch nie selbst abgedrückt.

Obwohl Back dem Forst nach der Einladung zur Drückjagd zunächst eine Absage erteilt hatte, wurde er daraufhin von der Stadt Blumberg angeschrieben, dass er vertraglich zur Teilnahme verpflichtet sei. Back sieht das anders: Im Vertrag stehe nur, dass er an einer revierübergreifenden Jagd teilnehmen muss, jedoch nicht an welcher. Des Friedens Willen gab der Jäger dennoch nach. Dabei wurden im die Missstände in der hiesigen Jagdkultur nochmals vor Augen gehalten.

Enormer Druck vom Forstbetrieb und den Gemeinden

Als Back vor 14 Jahren mit dem Jagen anfing, hätte man bei einer Drückjagd nur Schwarzwild - wie etwa Wildschweine - geschossen. Doch mittlerweile gehe von den Gemeinden und Forstbetrieben ein solch enormer Jagddruck aus, dass mittlerweile auf alle Arten geschossen werde. Die Abschusspläne seien in den vergangenen zehn Jahren immer mehr erhöht worden. "Mir ist absolut unverständlich, wie eine Lage jetzt dramatischer sein kann als noch vor zehn Jahren, wenn doch immer mehr geschossen wird", sagt er und schüttelt den Kopf. Hinter den Abschussplänen stünden in erster Linie finanzielle Interessen. Denn wo Wild sei, gebe es auch Verbiss. Würden kleine Bäume von den Tieren angefressen, könnten sie nicht ideal wachsen und seien somit für den Waldbesitzer nicht wirtschaftlich. Zu den Aufgaben eines Jägers gehöre neben der Wildschadensverhütung aber eben auch, dafür zu sorgen, dass der Verbiss an den Bäumen möglichst gering sei. Deswegen darf laut Back aber noch lang nicht gelten, auf alles zu schießen, was einem vor die Flinte kommt.

Kritik an Jagdtourismus

Vielmehr spricht sich der Jagdpächter für eine möglichst tierschonende Jagd aus: "Bei der Ansitzjagd kann ich das Tier besser 'ansprechen' - also erkennen, welches Geschlecht, Alter und Zustand das Wild hat - und somit auch gezielt einen Schuss setzen, der sofort tödlich ist.“ Bei der Drückjagd hingegen sei das Tier in Bewegung, der Jäger habe nur einen kurzen Moment zum Schießen, so dass der Schuss unter Umständen nicht sofort tödlich sei und für das Wild unnötige Qualen bedeute.

Den Stress, den das Wild auf einer Drückjagd empfindet, bemerkt Back auch beim Zerlegen der toten Tiere. Deutlich sichtbar seien weiße Adrenalinbläschen im Fleisch - das bedeute mindere Qualität. "Dabei ist Wildfleisch ein sehr gutes Lebensmittel. Es gibt keine Masttierhaltung, keine Tiertransporte und keine Medikamente."

"Wir erlegen das Tier auch immer mit einem gewissen Respekt", meint Back. Dem Tier werde beispielsweise ein Zweig in den Mund gelegt, um seine Seele wieder in den Wald zurückzuführen. Dieser Respekt sei in den vergangenen Jahren immer mehr verloren gegangen.

Kritisch sieht er deswegen auch die Art „Jagdtourismus“, der vor allem von Schweizer Jägern betrieben werde. Diese nehmen am Wochenende teilweise mehr als 300 Kilometer auf sich, um in Blumberg möglichst viele Tiere zu schießen.