Stolz stehen Henry Hille (links) und Markus Binninger vom Klärwerksteam vor der Steuereinheit im Blockheizkraft, das rund die Hälfte des für das Klärwerk Achdorf benötigten Stroms produziert. Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Stadtrat Hermann Zorbach stellt Mangel fest / Bürgermeister Markus Keller nimmt Stellung

Bei den Haushaltsreden vorige Woche hatte der fraktionslose Stadtrat Hermann Zorbach kritisiert, die Stadt tue kaum etwas für den Umweltschutz.

Blumberg (blu). Zorbach hatte das nicht verwirklichte Flusskraftwerk am Achdorfer Wutachwehr erwähnt und erklärt, eine Anlage zur Wärme- und Stromgewinnung mit Holzhackschnitzeln, die bei Blumbergs Waldreichtum praktisch ein Selbstläufer wäre, sei für Verwaltung und Gemeinderat bis jetzt kein Thema.

Bürgermeister Markus Keller sieht das anders. Im Gemeinderat hatte er auf die Vorhalte von Stadtrat Zorbach nichts gesagt, nun nahm er dazu Stellung. Klimaschutz, so der Bürgermeister, sei ein Thema, das vielfältig und vielfach Einzug in die politische Arbeit der vergangenen Jahre gefunden habe. Keller nannte einige Beispiele.

Der Austausch von fast 80 Prozent der Straßenbeleuchtung mit LED habe zu einer Reduzierung von rund 80 Prozent der CO2-Emissionen beigetragen. Von den ältesten Lampen, die im ersten Abschnitt ausgetauscht wurden, habe eine Lampe im Jahr für fast 100 Euro Strom verbraucht. Eine neue LED-Lampe verbrauche nur noch Strom für 14 Euro.

Für das Klärwerk Achdorf habe die Stadt ein neues Blockheizkraftwerk angeschafft.

In diesem Jahr sei die Aufnahme in das Programm Einstiegsberatung Klimaschutz erfolgt – hinterlegt mit einer 50-Prozent-Stelle in der Verwaltung, um ein Konzept für Maßnahmen zu entwickeln, wie Energie gespart werden und CO2-Emissionen vermieden werden könnten. 2019 würden auch Energieberatungsgutscheine an interessierte Bürger ausgegeben.

Sämtliche Baumaßnahmen der vergangenen Jahre hätten sie auf Energieeffizienz untersucht, und wo es Sinn machte auch umgesetzt. Energetische Sanierungen wie bei den Grundschulen Riedböhringen und Riedöschingen, Realschule, Feuerwehrhaus Blumberg, Haus des Gastes sind konkrete Maßnahmen, die auch realisiert wurden. Maßnahmen beim Panoramabad – wie ein BHKW oder die Nutzung der Sonnenenergie – wurden überprüft, öffentlich diskutiert und aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit/Effizienz nicht mehr weiter verfolgt. Auf das Dach der Grundschule Riedöschingen wurde eine Photovoltaikanlage montiert.

Die Stadt beziehe ihren Strom über die Energieversorgung Südbaar, das heißt, dieser Strom stamme von der Energiedienst Holding AG und wurde "zu 100 Prozent aus regenerativer Wasserkraft erzeugt".

Zudem habe sich die Stadt erfolgreich für das Landessanierungsprogramm beworben und sei aufgenommen worden. In der Gebietskulisse Kernstadt liege der Schwerpunkt der Sanierungen unter anderem ebenfalls auf energetischen Maßnahmen.

Bei der Stadt wurde ein Ökopunktekonto eingeführt. Die Stadt benötigt die Ökopunkte als Ausgleich zum Beispiels beim Ausweisen eines Baugebietes oder Gewerbegebiets. "Wir haben bisher durch verschiedene kleinere und größere Maßnahmen wie die Sanierung der ehemaligen Deponie Kluserboden bei Nordhalden Ökopunkte gesammelt, für das Ausweisen des Gewerbegebiets B 27 in Riedböhringen haben wir zum Beispiel 250 000 Ökopunkte benötigt."

Weitere Beispiele seien Stromtankstellen in der Stadt Blumberg, Einführung Car-Sharing, städtische E-Bikes und der Elektro-Kipper beim Bauhof. Ein letztes Argument des Bürgermeisters: Klimaschutz heiße Naturschutz – "aus diesem Grund befindet sich fast ein Viertel der gesamten Projektfläche des Naturschutzgroßprojekts Baar auf Blumberger Gemarkung". Auftakt der Förderphase II war daher auch in diesem Jahr im "Haus des Gastes" Achdorf. Diese wenige Beispiele zeigten, dass von einer Fehlanzeige in Sachen Klimaschutz nicht die Rede sein könne.

Durch das 2016 erbaute und mit Klärgas (Methan) betriebene Blockheizkraftwerk im Klärwerk Achdorf wurden nach Aussage von Klärwärter Dieter Schmidl voriges Jahr insgesamt 237 000 Kilowattstunden Strom erzeugt, das waren laut Schmidl rund 54 Prozent der insgesamt benötigten 436 000 Kilowattstunden. Die finanzielle Ersparnis für die Stadt betrug rund 49 422 Euro, statt der insgesamt 91 603 Euro für Strom musste die Stadt so nur noch 42 180 Euro an die Energieversorgung Südbaar bezahlen. Bei 360 000 Euro für das Kraftwerk samt Zuläufe und Planung haben sich diese Kosten in wenigen Jahren amortisiert, hatte Schmidl im März dem Gemeinderat erklärt. Und die im Blockheizkraftwerk erzeugte Abwärme kann zusätzlich noch für den Faulturm genutzt werden.