Der neue Dienstwagen von Bürgermeister Markus Keller, ein Audi A7 Sportback. Bei Tempo 130 fährt der Heckspoiler automatisch aus. Foto: Niederberger

Audi A7 Sportback als Dienstwagen für Markus Keller. Günstiger als Vormodell.

Blumberg - Wenn sich die politische Prominenz in die Provinz verirrt – beispielsweise um eine Straße freizugeben – dann sprechen die unbedarften Bürger als Zuschauer auch meist über die großen und dunklen Limousinen, mit denen sie zum Termin vorfährt.

Gemäß Rangfolge werden die Dienstwagen meist auch kleiner: Bundesminister, Landesminister, Landrat, Bürgermeister. Blumbergs Bürgermeister Markus Kellers braucht sich mit seinem neuen Dienstwagen, ein 326 PS starker Audi A7 Sportback, in dieser Hierarchie nicht zu verstecken.

18.000 Dienstkilometer im Jahr abgespult

Der Verwaltungsleiter stellt auf Nachfrage dieser Zeitung jedoch klar, dass die Oberklassen-Limousine die Blumberger weniger kostet als sein bisheriger 5er BMW Touring.

Der Audi A7 ist, so wie bei Dienstwagen üblich, geleast. Die monatliche Leasingrate belaufe sich auf einen mittleren dreistelligen Betrag, so Keller. Die genaue Summe möchte er nicht nennen. Das sei mit Audi so vereinbart worden. Dass der Autobauer aus Ingolstadt Keller zum Schweigen verdonnert hat, kann eigentlich nur einen Grund haben: Offenbar verhandelte Keller so gut, dass er besonders günstige Konditionen herausgeholt hat, die anderen von Audi verwehrt bleiben.

Der Leasingvertrag kennt keine Anzahlung und keine Schlussrate. Das Angebot von Audi wurde über einen örtlichen Händler in Riedböhringen abgewickelt.

Die meisten deutschen Fahrzeughersteller bieten Stadtoberhäuptern Sonderkonditionen an, die als "Bürgermeisterpakete" bekannt sind. In der Regel verhandeln die Rathauschefs auch nicht direkt mit den Autofirmen, das hat vielmehr der Deutsche Städte- und Gemeindebund für sie erledigt. Deshalb gelten deutschlandweit meist einheitliche Rabattsätze. Details der Verträge werden vertraulich behandelt. Kommen die Autobauer Bürgermeistern bei den Kosten für einen Dienstwagen deshalb ein gutes Stück entgegen, weil sie so die kommunale Selbstverwaltung unterstützen wollen? Sicher nicht. Es geht vielmehr darum, das Image der eigenen Marke aufzupolieren und eine zumindest lokal bekannte Persönlichkeit als Werbeträger einzusetzen. So wird ein Bürgermeister zur rollenden Litfasssäule. Keller gibt auf Anfrage der Redaktion an, dienstlich durchschnittlich rund 18.000 Kilometer im Jahr zurückzulegen. Das hänge zum einen mit der großen Gemarkungsfläche von Blumberg zusammen, gleichzeitig führten ihn Dienstreisen nach Stuttgart, Freiburg, Karlsruhe, Zürich und Bern.

Zu den Dienstfahrten als Bürgermeister kommen auch die hinzu, die er in anderer Funktion unternehmen muss – als Mitglied im Zweckverband Volkshochschule Baar, als stellvertretendes Mitglied des Aufsichtsrates der Schwarzwald Tourismus GmbH, als Mitglied des Zweckverbands Hoher Randen oder als Mitglied des Zweckverbandes Pflegeheim Haus Wartenberg. So wird das Auto auch zum Büro, denn dank Handy und Freisprechanlage telefoniere er häufig in Rathausangelegenheiten von unterwegs aus, sagt Keller.

Neu ist bei Kellers neuem Dienstwagen, dass er ihn auch als Privatperson fahren darf. Aus diesem Grund, so Keller, hielten er und seine Frau auch nur noch einen Privatwagen vor. Pro privat gefahrenen Kilometer mit dem A7 werden 35 Cent fällig. Dieser Regelung liegt das Landesreisekostengesetz zugrunde.

Zu rund 90 Prozent dienstlich unterwegs

Kellers könnten theoretisch mit dem Audi zum Jahresurlaub nach Süditalien fahren. Doch das will er nicht machen. "Urlaubsfahrten werde ich keine durchführen, da wir noch einen Privatwagen besitzen", so Keller. Das sei für ihn auch wirtschaftlicher. Der Rathauschef unterstreicht, dass der Audi zu rund 90 Prozent dienstlich bewegt werde, daher sei es auch legitim, dass ein Dienstwagen vorgehalten werde.

Der neue Dienstwagen ist Keller vom Gemeinderat in einer nichtöffentlichen Sitzung genehmigt worden. Er selbst musste bei dem entsprechenden Tagesordnungspunkt den Sitzungssaal verlassen, ein Ausschluss wegen Befangenheit, und hat folglich auch nicht mit abgestimmt.

Regten sich bei der Diskussion auch kritische Stimmen, die den Audi trotz günstiger Konditionen als ein wenig zu luxuriös für den Bürgermeister einer Kleinstadt ansahen? Diese Zeitung hat Kontakt mit mehreren Gemeinderäten aufgenommen, doch alle wollten sich zu dem Thema nicht äußern und beriefen sich auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Das ist einerseits formal korrekt, zeigt aber auch, dass er seine Gemeinderäte überzeugt hat.

Das Angebot von Audi sei günstiger gewesen, als das alternative Angebot des bisherigen Modells, betont Keller. Außerdem käme beim 2018er-Modell des A7 Hybridtechnologie zum Einsatz, wodurch der Verbrauch rund sieben Liter auf 100 Kilometer betrage. Und der CO 2-Wert liege bei lediglich 150 Gramm pro Kilomter.

Kellers Fazit: Das neue Auto sei ebenso angemessen wie das alte Fahrzeug und eine andere Marke des Dienstwagens bedeute nicht automatisch eine Verschlechterung für die Stadt.

Blumbegs Bürgermeister Markus Keller steuert mit seinem Audi A7 einen Dienstwagen aus dem Oberklassen-Segment. Was fahren seine Kollegen im Städteviereck?

Das fahren die anderen Bürgermeister:

Donaueschingen: Oberbürgermeister Erik Pauly hat seit August diesen Jahres keinen Dienstwagen mehr. Bis dahin stand ihm ein Mercedes Typ C 250 d4Matic zur Verfügung. Doch auf den verzichtet er, weil er sich in der Regel aufs Fahrrad schwingt, wenn er Termine in seiner Stadt wahrnimmt. Dabei trägt er – ganz vorbildlich – einen Helm, und damit sich die Anzughose nicht in der Kette verfängt, eine Fahrradklammer. Gelegentlich läuft er zu Fuß oder setzt sich in den Donaubus. Wenn dienstliche Fahrten ihn weiter weg führen, dann steigt er in sein privates Auto um. Und bei schönem Wetter genießt er dann den Klang seines Boxer-BMW.

Bräunlingen: Micha Bächle hat den Bräunlinger Haushalt nach Einsparmöglichkeiten durchforstet und ist unter anderem bei sich selbst fündig geworden: Er fährt mit einem BMW X1 zwar seit Kurzem das gleiche Modell wie sein Vorgänger, wählte aber eine Variante mit weniger PS, ohne Allradantrieb und ohne Automatikgetriebe. Da dieses Fahrzeug obendrein für drei Jahre geleast wird, liegt die monatliche Rate um 40 Prozent günstiger als beim alten Dienstfahrzeug. Bächle darf den BMW privat fahren, muss das aber bezahlen.

Hüfingen: Wenn sich Michael Kollmeier hinters Steuer seines Dienstwagens setzt, dann nimmt er in einem Ford Mondeo mit umweltfreundlicher Hybridtechnik Platz. Für Privatfahrten setzte er den Wagen nicht ein, und falls im städtischen Fuhrpark ein Engpass auftreten sollte, dann dürfen auch andere Rathausmitarbeiter auf den Ford zurückgreifen.