Wie beliebt der Randenaufstieg der B 314 beiden Motorradfahrern ist, zeigt dieses Bild. Foto: Schweigler Foto: Schwarzwälder Bote

Motorradlärm: Neue Initiative im Land / Nur ein Bruchteil der Fahrer für Ärgernis verantwortlich

Es gibt eine neue Initiative von Land und Kommunen gegen den Motorradlärm. Blumberg mit seiner Problemstrecke Randen ist jedoch noch nicht dabei.

Blumberg (blu). Für die Anwohner im Blumberger Ortsteil Randen war das schöne Wetter am Sonntag kein Anlass zu ungetrübter Freude. Grund waren ein paar wenige Motorradfahrer, die am Randenaufstieg der B 314 ihre Maschinen aufdrehten und die Sonntagsruhe störten.

"Der Sonntag war ganz schlimm", sagt der 72-jährige Ewald Weh, der mit seiner Frau Maria Weh in seinem Elternhaus in der Jurastraße 1 lebt. In der Urlaubszeit jetzt sei es besonders furchtbar, sagt Weh. "Jetzt fahren sie von Montag bis Freitag", oder nach Feierabend ergänzt seine Gattin Maria Weh. Weh hat einen Vorschlag: Man sollte die Sperrung der Überholspur vor der Sonnenhofkurve noch um die gesamte Kurve verlängern bis zur Geraden, die zum Randenkreuz hochführt.

Vielleicht kann den lärmgeplagten Anwohnern in Randen auch eine Initiative des Stuttgarter Verkehrsministeriums mit 30 Gemeinden weiterhelfen. Sie haben sich Ende Juli zu einem Bündnis "Gemeinsam aktiv werden gegen Motorradlärm" zusammengeschlossen. Demnächst soll ein Forderungskatalog zur Eindämmung von Motorradlärm folgen, heißt es in einer Pressemitteilung des Stuttgarter Verkehrsministeriums, auf die Blumbergs Stadtrat Hermann Zorbach hinwies.

Blumberg ist, wie auch die anderen Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis, noch nicht in dem Bündnis, dabei ist Verkehrsminister Winfried Hermann die Situation am Randen bekannt. Bürgermeisterstellvertreter Matthias Fischer sagte auf Anfrage, er wolle sich vor einer Stellungnahme erst einmal genau informieren.

Der frühere Stadtrat Dietmar Schweigler, der in Randen wohnt, fände einen Beitritt Blumbergs sinnvoll. Er könne jede Maßnahme, die dazu beitrage, den Lärm zu reduzieren, unterstützen. Gegenüber unserer Zeitung betonte Schweigler erneut, das 95 bis 98 Prozent der Motorradfahrer anstandslos fahren. Es sei nur eine kleine Minderheit, die zu schnell fahre und dadurch die ganze Gruppe der Motorradfahrer in Verruf bringe.

Darauf wies auch Sasbachwaldens Bürgermeisterin Sonja Schuchter beim Auftakttreffen hin, zu dem der Lärmschutzbeauftragte und Landtagsabgeordnete Thomas Marwein (Grüne) aus Offenburg und sie gemeinsam eingeladen hatten. Schuchter hatte dabei erklärt: "Gerade an sonnigen Wochenenden, wenn die Menschen Ruhe und Erholung suchen, fahren unzählige Motorräder bei uns durch. Wenn nur Einzelne dieser Fahrer den ›Sound und die Geschwindigkeit‹ als Fahrvergnügen sehen, ist das ein echter Konflikt und führt zu zahllosen Beschwerden."

Ein gemeinsamer Forderungskatalog zur Eindämmung von Motorradlärm soll mit Unterstützung des Verkehrsministeriums bis Frühjahr 2020 ausgearbeitet werden. Ansatzpunkte aus Sicht der Kommunen sind nach Angaben des Verkehrsministeriums: leisere Motorräder durch Hersteller; das Erwirken einer ambitionierten Novellierung der Genehmigungs- und Zulassungsregelungen; drastischere Strafen für Manipulationen, neue Verfahren hinsichtlich Messverfahren und Zulassungen; Geräuschmessungen zur Unterstützung der polizeilichen Kontrolle; eine Definition von Geräuschgrenzwerten Frontkennzeichen für Motorräder sowie eine allgemeine Halterhaftung.

Für den Lärmschutzbeauftragten ist Motorradlärm vielerorts eine echte Plage: "Der Zusammenschluss so vieler Gemeinden ist ein deutlicher Weckruf, dass gegen Motorradlärm dringend vorgegangen werden muss", sagte Thomas Marwein und ergänzte: "Ich hoffe, dass wir als gemeinsames Sprachrohr in Zukunft zu konkreten Ergebnissen kommen werden."

Motorradlärm fordert Kommunen – insbesondere an landschaftlich reizvollen und kurvigen Strecken – heraus. Und davon hat Baden-Württemberg reichlich zu bieten: Schwäbische Alb, Schwarzwald, Löwensteiner Berge, Odenwald und Bergstraße gelten als Lärmhotspots. Aber auch Kurorte, historische und moderne Städte und Gemeinden im Land ziehen Motorradfahrer an. Entsprechend beteiligen sich Kommunen aus allen Teilen des Landes an der Initiative.

Mit der Berufung eines Lärmschutzbeauftragten nimmt Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle ein. Kein anderes deutsches Bundesland verfügt über ein solches Amt. Ziel ist es, dem Lärmschutz mehr Gewicht in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion zu verleihen und im Bund die rechtlichen Grundlagen für die Vermeidung von Geräuschemissionen zu schaffen.

Motorräder haben bedingt durch ihre Bauart ein erhebliches Lärm- und Geräuschentwicklungspotenzial. Hinzu kommen legale Umbauten und illegale Manipulationen, die den "Sound" deutlich ansteigen lassen und dazu beitragen, dass dieser häufig als "aggressiv" empfunden wird. Auch die Fahrweise, wie ständiges und starkes Beschleunigen und hochtouriges Fahren lassen den Lärmpegel zusätzlich ansteigen.Gegen den Lärm haben sich Gemeinden zusammengeschlossen. Die bisherigen Mitglieder Stand 1. August: Abtsgmünd, Albershausen, Amtzell, Baden-Baden, Bad Rippoldsau-Schapbach, Bad Saulgau, Berglen, Beuren, Bodman-Ludwigshafen, Gaggenau, Gerlingen, Göppingen, Karlsbad, Lenningen, Mainhardt, Oberwolfach, Oppenau, Ottenhöfen im Schwarzwald, Owen, Römerstein, Rudersberg, Sasbachwalden, Schelkingen, Schwetzingen, Seebach, Trochtelfingen, Vaihingen an der Enz, Waiblingen, Wildberg, Zwiefalten.