70 Akteure der Musikkapelle Bitz versammelten sich unter dem Dirigat Aleksandr Kalinins zum großen Finale auf der Bühne. Fotos: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Musikkapelle Bitz: Als XXL-Orchester schließen die Musiker um Aleksandr Kalinin ihr Jubiläumsjahr ab

So groß wie noch nie war die Zahl der Akteure auf der Bühne beim Winterkonzert der Musikkapelle Bitz in der Festhalle. Zum Abschluss ihres 125. Jahres hat die Musikkapelle noch einmal richtig einen draufgesetzt.

Bitz. "In der Musik hat Gott den Menschen die Erinnerung an das verlorene Paradies hinterlassen", zitierte Britta Schmid die heilige Hildegard von Bingen, ehe sie mit ihrer Zöglingsgruppe zu Beginn des Winterkonzerts den Beweis antrat: Ina Henes und Sofia Schneider moderierten das kurze und kurzweilige Programm der 16 jungen Musiker, das zeigte: Um den Nachwuchs braucht sich die Musikkapelle Bitz keine Sorgen zu machen: Den "Hobbit Dance" und die Titelmelodie aus "Star Wars" spielten sie – vor der ersten Zugabe des Abends, einem flotten "Gimme more" – nach einem Arrangement von Aleksandr Kalinin, dem Dirigenten des Großen Blasorchesters, der es bekanntlich individuell mag und sich nicht mit dem Herkömmlichen zufrieden gibt.

So hatte Kalinin auch "American Patrol" für die Jugendkapelle arrangiert, die – von Paul Greiß dirigiert – mit einem schmissigen "Musikantengruß" und der "Elli-Polka" auch Traditionelles drauf hat. Kim Baumgärtner verriet, dass die Polka gerade bei Jugendkapellen sehr beliebt sei.

Wer ins Große Orchester der Bitzer wechseln will, braucht Bandbreite, wie dessen Auftritt zeigte, und es stellte sich buchstäblich mit Pauken und Trompeten vor: Für den satten Sound von "Salemonia" reichte die Festhalle kaum aus. Kurt Gäble hatte den Konzertmarsch für ein Fest auf Schloss Salem komponiert, und auch in Fritz Neuböcks Werk ging es um ein Schloss: Orth in Oberösterreich. Da fingen die Musiker sogar an zu singen: "Kyrie Eleison". Nach dem getragenen Beginn in Moll öffnete sich der Raum, von zartem Trommelwirbel begleitet, weit und alle Instrumente drehten voll auf. Kalinin war sichtlich in seinem Element und hatte Spaß daran, die einzelnen Instrumentalgruppen zu Höchstleistungen zu dirigieren, wohl wissend, wie punktgenau sie spielen. Überhaupt war Präzision gefragt, selbst beim Klatschen, mit dem die Musiker dem Stück noch mehr Pfeffer verliehen.

Obwohl er sonst das Bariton-Instrument bevorzugt, wie Moderatorin Katharina Bitzer verriet, spielte Kai Baumgärtner sein exzellentes Solo zum "Blues in B" auf der Basstrompete vor einem dicht gewebten Klangteppich des Orchesters, dass zum Schluss ein Experiment startete und die gesamte Jugendkapelle mit auf die Bühne holte: Gemeinsam ging es auf "Nordische Fahrt", und für ihr temperamentvolles Spiel ernteten die Musiker ebenso "Wow!"-Rufe und anhaltenden Beifall wie bei den Stücken zuvor.

Der Höhepunkte noch nicht genug, glänzten Lisa und Benjamin Lebherz bei der Zweier-Polka von Peter Schad mit Bariton- und Flügelhorn-Soli, und weil bald Weihnachten ist, machten alle zusammen dem Publikum eine Liebeserklärung mit dem "Concerto d’Amore", einem fast epischen, erzählenden Werk von Jacob de Haan, bei dem das Schlagzeug flott zu tanzen begann. Was Kalinin da mit seinem XXL-Orchester auf die Bühne stellte, war ganz großes Kino. Das leider schon nach einer Zugabe endete, dem Weihnachtslied "Tochter Zion". Dass die Zöglinge dafür auch noch mal mit auf die Bühne durften, entschädigte die Zuhörer: Mehr ging nicht – platztechnisch. Und qualitativ – so sind es die Fans der Musikkapelle Bitz gewohnt – sowieso nicht.