Sorgfältig füllt Stefanie Graf ihren monatelang angesetzten Schnaps in Flaschen. Fotos: Reich Foto: Schwarzwälder Bote

Spirituosen: In der Tradition ihres Großvaters stellt eine Bitzerin hochprozentige Leckereien her

Wie lecker Unkraut schmecken kann, beweist Stefanie Graf aus Bitz. Die 43-jährige setzt die Tradition ihres Großvaters fort und setzt Schnaps an – aus Schafgarben.

Bitz. Der Großvater war ihr großes Vorbild, sein Wissen hält die junge Frau in Ehren und führt es in seinem Sinne fort. Auf dem Obstgarten-Grundstück ihres Opas, als "Boomzüchter-Karl" oder "Helikopter-Charlie" einst bekannt, erlebte die heute 43-Jährige schon von Kindesbeinen an, welch hohen Stellen-wert Obst hat.

Sie erinnert sich an das routinemäßige Mosten und an den Sparrenschnaps unterm Dach. Die Mithilfe bei ihrem Opa erforderte, dass für einen Liter Schnaps beispielsweise zwölf Kilogramm Zwetschgen eingeschlagen werden mussten, doch als Lohn durfte sie das Ergebnis dann auch probieren. So verwundert es nicht, wenn der Apfel nicht weit vom Stamm fällt.

Seit sie erstmals bei einer Hockete Schafgarbenschnaps probiert hat, sind ihr nicht nur der Geschmack, sondern auch die Regionalität des "Unkrauts" wie sie es nennt, ans Herz gewachsen.

Ihre Naturliebe und –verbundenheit lebt sie durch ihre Natürlichkeit. Sie selbst liebt den Schafgarbenschnaps wegen seines urigen und bodenständigen Geistes.

Seither geht Stefanie Graf auf Bitzer und Heidenstädter Wiesen und erntet dort die Schafgarbe, jede Einzelne wird von Hand abgeschnitten und nach ihrem Geheimrezept angesetzt. Vorab macht sie sich ein Bild vom Wachstum auf den genannten Wiesen. So viel kann verraten werden: Im Obstler kommen die Kräuter bestens zur Geltung.

Wenn dann die Gärballons in der Sonne stehen, weiß der Nachbar, sie ist wieder am Schnapsen. Der Schnaps wird angesetzt, geschwenkt nach langer Ruhezeit ausgepresst und abgesiebt, dann kommt eine mindestens dreimonatige Ruhezeit. Warum? Je länger der Ansatz ruht, umso mehr Geschmack.

Der Vater als Kritiker

Danach sind die Geschmacksnerven ihres Vaters Werner Nirschl gefragt und dessen Urteil. Erst wenn er mit dem Geschmack zufrieden ist, wird alles mit Trichtern in Flaschen abgefüllt und liebevoll etikettiert.

Damit das diesjährige Abfüllen von fast 50 Litern auch klappt, packt die ganze Familie mit an – selbst die Kinder Emily & Lina helfen begeistert mit. Bekannt ist die ehemalige Krankenschwester mit ihren "Schnapsideen" schon lange in Bitz und weit darüber hinaus.

Für den süßen Gaumen kreierte sie einen Weinbrandlikör mit Zimtkirschen, sie erfand einen Aprikosenlikör sowie einen Felsenbirnen-Likör. Speziell für Bräute setzt sie einen Beruhigungsschnaps an, den "Mothers Best", der sich bestens verkauft.

Vier bis sechs Wochen vor Weihnachten ist Hochsaison. Doch aufgepasst: Aufgrund ihrer begrenzten Mengen kommt nur der in den Genuss der edlen Brände, der zuerst kommt. Am Freitag und Samstag, 14. und 15. Dezember, ist Stefanie Graf beim Weihnachtsmärktle in Heidenstadt mit einem Stand vertreten.