Schüler vom TG Balingen haben mit der VABO-Klasse und ihren Lehrern Urs Hanisch (links) und Gerlinde Bien (Mitte) sowie Jugendguide Nadja Diemunsch (vorne links) und Ines Mayer die KZ-Gedenkstätte Bisingen erkundet. Foto: Mayer Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: TG-Klasse und VABO-Schüler besuchen KZ-Gedenkstätte Bisingen

Man muss über die Dinge sprechen: So das Fazit eines Besuch von zwei Klassen der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule Balingen in der KZ-Gedenkstätte Bisingen.

Bisingen. Nach dem Prinzip "Schüler führen Schüler" erläuterten die Zwölftklässler vom Technischen Gymnasium mit Profilfach Mechatronik ihren Mitschülern aus der Internationalen Klasse die Geschichte des Außenlagers von Natzweiler-Struthof.

In mehreren Unterrichtsstunden hatten sich die Schüler vom TG vorbereitet. Mit ihren Mitschülern aus der VABO-Klasse – die Abkürzung steht für "Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse" – und deren Begleitlehrern Gerlinde Bien und Urs Hanisch ging es in zwei Gruppen auf den Geschichtslehrpfad.

Begleitet wurden sie von zwei Mitgliedern des Bisinger Gedenkstättenvereins: Jugendguide Nadja Diemunsch und der stellvertretenden Vorsitzenden Ines Mayer, auch Klassenlehrerin der 12.3 ist.

Um Verständnisbarrieren abzusenken, hatten die Schüler Visualisierungen für ihre Themen gesucht und diese im A3-Format ausgedruckt. Gleich am Bahnhof zeigten Sebastian und Tim das erste Bild: einen Güterwaggon der Reichsbahn. Sie schilderten, wie die Häftlinge 1944 und 1945 völlig entkräftet auf dem Bahnhof in Bisingen ankamen. Etliche von ihnen hatten die mehrtägige Fahrt nicht überlebt. Die Wachmänner trieben die Ankömmlinge über die Wiesen zum Lagergelände. Den Weg ging jetzt auch eine der Gruppen, die andere steuerte die Überreste der Produktionsanlagen, den Öltank und die Schieferabbaukante im Kuhloch, an.

Die Erinnerungsgeschichte hat ihre Spuren hinterlassen. Sie sind auf dem Geschichtslehrpfad in Bisingen an vielen Stellen anzutreffen und sorgen für Gesprächsstoff. So wie der Holzsteg auf dem ehemaligen Lagergelände. Er wurde 1997 von einem Internationalen Workcamp gebaut, um den Weg zum Appellplatz zu symbolisieren.

Marius und Lars beschrieben die prekären Lebensbedingungen im Lager, den Hunger, den Dreck, die Krankheiten. Mithilfe von Zeichnungen des KZ-Überlebenden Jacques Barrau aus dem Natzweiler Außenlager Neckarelz wurde das Elend der Insassen veranschaulicht. Schwer vorstellbar, welche Tragödien sich hier abgespielt haben. Es standen keine Baracken mehr, keine stinkenden Latrinen, der Boden war nicht matschig, die Sonne schien, Vögel pfiffen. Es war ein strahlender Sommertag.

Beim Museum in der Ortsmitte trafen sich die beiden Gruppen wieder. Jugendguide Nadja beantwortete offene Fragen. Was mit den Toten geschah, was aus dem Lagerkommandanten wurde. Am nächsten Tag wurde in der Schule darüber gesprochen.