Tagesmutter Yvonne Streib spielt mit den von ihr betreuten Kindern, Matteo und Mila. Foto: Kauffmann

43 Kinder werden in Kirchspielgemeinde betreut, in Hechingen nur 26. "Nachfrage ist größer als Angebot.

Bisingen - 13 Tagesmütter gibt es derzeit in Bisingen. Sie bieten eine Alternative zur Betreuung von Kindern in einer öffentlichen Einrichtung. Kaum ein Betreuungsplatz ist derzeit jedoch frei. Ein Vor-Ort-Besuch bei der Tagesmutter Yvonne Streib.

Eigentlich sollte beim Vor-Ort-Termin in der Küche Yvonne Streib neben Matteo und Mila ein drittes Kind zum Frühstück sitzen. Doch es hat geweint, geschluchzt, die Eltern haben es abgeholt. Es ist krank geworden. Streib: "Man behandelt die fremden Kinder wie die eigenen." Wenn es einem von ihren Knirpsen schlecht geht, "gehe nirgendwo anders mehr hin". Matteo und Mila lassen sich nichts von der Aufregung anmerken. Unbekümmert knabbern an ihren Broten mit Pfirsichmarmelade, Salami und Käse. Alltag bei der Tagesmutter Streib in Bisingen.

Jeder Tag beginnt gleich: Erst Frühstück, dann wickeln, und spielen ist auch angesagt, im Zimmer direkt neben der Küche. Bunte Legosteine, ein Plastikbagger, Kinderbücher im Regal vermitteln: Hier ist Kinderzone. Anders als in öffentlichen Einrichtungen, hat sie die Ausstattung selbst organisiert. Laternenbasteln steht an diesem Vormittag an. Da sollen die Kinder zum Beispiel lernen, wie sie mit der Schere umgehen.

Streib ist nicht die einzige Tagesmutter in Bisingen: Insgesamt 13 gibt es in der Gemeinde. Bemerkenswert: Im benachbarten Hechingen gibt es genauso viele Tagesmütter, obwohl die Stadt doppelt so viele Einwohner hat. Und noch ein Detail zeigt der Vergleich mit Hechingen: In der Kirchspielgemeinde werden 43 Kinder betreut, in Hechingen nur 26. "Bisingen ist gut versorgt", sagt Ingrid Musen, Leiterin des Balinger Jugendfördervereins nicht umsonst.

"Die Bisinger Tagesmütter sind ein wichtiger Baustein im Betreuungsangebot für Kleinkinder in Bisingen", betont Bürgermeister Roman Waizenegger auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Tagesmütter ergänzen das bestehende Angebot der öffentlichen Einrichtungen. Seit dem Jahr 2015 unterstützt die Gemeinde die Bisinger Tagesmütter mit zwei Euro pro Betreuungsstunde. Im gesamten Landkreis sind es durchschnittlich nur rund 1,50 Euro.

Was macht das Angebot der Tagesmütter so beliebt? Musen: "Sie bringen mehr Flexibilität mit." Das Angebot eigne sich besonders für Eltern, die im Schichtdienst oder Teilzeit arbeiten, die ihr Kind vielleicht auch nicht die ganze Woche betreuen lassen wollten. "Die Nachfrage ist größer als das Angebot", berichtet sie. "Ich würde sagen: Es ist nichts frei." Eltern müssten frühzeitig mit der Suche nach einem Platz starten.

Wollen Eltern, dass die Bisinger Tagesmutter Streib ihr Kind betreut, rechnet sie mit vier bis sechs Wochen Zeit zur Eingewöhnung. Und ohnehin: "Man muss sich Zeit nehmen, um die richtige Tagesmutter zu finden." Ob sie in all den Jahren schon ein Kind abgelehnt hat? "Nein, ich habe alle angenommen." Auch das Vertrauen der Eltern in die Tagesmutter spielt eine wichtige Rolle. Derweil ist der Preis fürs Aufpassen in familiärem Umfeld, nicht hoch. Der Mindestsatz liegt für ein Kind bei 5,50 Euro pro Stunde. Hinzu kommt der Zuschuss von zwei Euro von der Gemeinde. Ob man von dem Job leben kann? Streb: "Große Sprünge kann man damit nicht machen." Bei einigen Dutzend Stunden pro Woche, komme aber schon etwas zusammen. Von Bürgermeister Waizenegger heißt es dazu: "Die Gemeinde unterstützt auch in Zukunft die bestehende Kindertagespflege sowie den weiteren Ausbau im bisherigen finanziellen Umfang. Weitergehende Förderungen sind aktuell nicht geplant."

Streib liebt die Arbeit mit den kleinen Knirpsen. "Sie brauchen viel Aufmerksamkeit", sagt sie und setzt Matteo in den Hochstuhl.

Ablauf Eltern, die eine Tagesmutter für ihr Kind suchen, wenden sich zuerst an den Jugendförderverein. Dort findet eine Erstberatung statt. Eltern erhalten mehrere Adressen von Tagesmüttern. Diese können sie kontaktieren und sich ein Bild vor Ort verschaffen.

Weitere Informationen für Eltern und Menschen, die an der Arbeit als Tagesmutter oder Tagesvater interessiert sind, erteilt der Jugendförderverein unter der Telefonnummer 07433 / 38 16 71 oder auf www.jugendfoerder verein-zollernalbkreis.de.