Jo Schmieg aus Thanheim hat seine Mundart-Dichtungen in dem Buch "Liabr a Kälble wie an Herzinfarkt" zusammengefasst. Immer, wenn er eine Geschichte geschrieben hat, grinst er "diebisch". Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Mundartdichter aus Thanheim über Verballhornung biblischer Geschichten und das Schwäbische

Mit manchem Sachen ist Mundartdichter Jo Schmieg Monate, gar Jahre "schwanger": Seine liebsten Kinder sind Mundart-Gedichte, die die Leser zum Lachen bringen. Verballhornungen biblischer Geschichten sind auch darunter.

Bisingen-Thanheim. Der Thanheimer Jo Schmieg liebt es, die Menschen zum Lachen zu bringen. "Das hab’ ich schon immer gerne gemacht." Zum Beispiel mit seiner ganz eigenen Interpretation des biblischen Moses: "Ja, ich mag die Geschichte unglaublich gerne" (siehe Info).

Sie beginnt mit einem Furz, den der kleine Moses im Schnabel eines Storchs fahren lässt. Meister Adebar erschreckt und lässt das Baby in den Schilf fallen. Die Lieblingsspeise des Jungen? Rohe Zwiebeln. Deshalb ist er es, der die Israeliten durch die Wüste führt. Mit einem Hauch verlieren Vogelschwärme die Orientierung und stürzen ab. Für das Volk Mose die ideale Nahrungsquelle. Selbst das Meer geht ihm aus dem Weg und teilt sich.

Schmieg nennt seine Geschichte lachend "Verballhornung". Wie kommt er auf so etwas? "Keine Ahnung, ich weiß es nicht." Er überlegt kurz. Und versucht eine Antwort zu finden auf etwas, das er selbst wohl nicht so recht weiß. Immer wieder falle ihm etwas ein, er spricht von einem "tollen Witz", den er erst hat verarbeiten müssen, und es gebe "Sachen, mit denen bin ich monatelang, jahrelang schwanger." Plötzlich kommen die Einfälle ganz unverhofft über ihn.

So auch dieses Wortspiel: "Was haben eine Pommesbude und eine Klapperschlange gemeinsam? Beide sind schnell im Biss (oder: Schnellimbiss)." Der ausgebildete Gymnasiallehrer für Chemie und Biologie hat solche Scherze schon Ende den 1970er-Jahre getrieben. Seinen Klassenkameraden aus dem Latein-Unterricht hat er seine kurzen Gedichte vorgetragen. An der Reaktion hat er erkannt: "Damit kann ich an die Öffentlichkeit." Etwa bei der Fasnet. Inzwischen arbeitet er als Teamleiter in der Chemiebranche. Doch seinen Auftritten ist er treu geblieben – unter anderem beim Mundart-Stammtisch in Burladingens Ortsteil Melchingen.

Ja, er schreibt auch auf Hochdeutsch. Aber mit dem Schwäbischen könne er einfach manches "besser sagen". Daheim in Weilstetten, wo er herkommt, hat er Oberländerisch gesprochen und sich bei den Nachbarn früh Weilstetterisch angeeignet. Sprache ist ja auch Kulturgut, eine "regionale Besonderheit". Schmieg: "Es wäre doch schade, wenn das verschwindet." Wo sonst als im Schwäbischen gibt es das "Muckeseckele" als kleinste Maßeinheit? "Ich kann es in keinster Weise nachvollziehen, wenn jemand Hochdeutsch spricht."

Wie er sich fühlt, wenn er eines seiner Werke geschaffen hat? "Eine gewisse Genugtuung, dass ich es hingekriegt habe, entlockt mir ein diebisches Grinsen." Was für ein erhebender Moment.