Pächterwechsel: Das Ehepaar Maurer gibt das Bisinger Traditionsgasthaus Rose ab. Foto: Rath

Wechsel in Bisinger Traditionsgasthaus: Pächter-Ehepaar Maurer kündigt zum Jahresende. Wer folgt nach?

Bisingen - Bisingens Stammtischgänger und Freunde gutbürgerlicher schwäbischer Küche schlucken trocken: Die Pächter des Gasthauses Rose, Institution und eine der letzten deutschen Wirtschaften im Ort, haben gekündigt. Marina und Werner Maurer geben das Bisinger Traditionslokal zum Jahresende ab.

16 Jahre lang werden sie dann in der Küche und hinter dem Ausschank gestanden sein. Werner Maurer bedauert den Schritt, sieht derzeit für sich aber keine sinnvolle Alternative dazu: "Wir haben uns gut eingelebt über all die Jahre. Aber so ist es halt."

Wirtschaft mit mehr als 200-jähriger Geschichte

Die Maurers hätten die "Rose" gerne gekauft, waren jahrelang auch guter Dinge, die Immobilie übernehmen zu können. "Wir wollten investieren, den ehemaligen Saal ausbauen und vielleicht ein paar Fremdenzimmer einrichten", sagt Maurer. Die "Rose" hätte für ihn damit eine Altersvorsorge sein können. Aber das Haus sei "nach letztem Stand der Dinge" nicht zu verkaufen. "Mit 60 brauche ich nix mehr kaufen", sagt Werner Maurer. Jetzt ist er 54.

Die Wirtschaft gehört Eugen Lacher (77). Auch für ihn sei die "Rose" eine Altersabsicherung, die Pacht stelle für ihn eine zusätzliche Rente dar. Außerdem hänge auch er am Haus. 1970 hatte er in die Gastronomie-Ffamilie eingeheiratet und seither viel Geld und Arbeit in die Immobilie gesteckt. "Wir haben ewig dran gebaut", sagt Lacher, der bis heute fast täglich zum Mittagessen in die "Rose" geht. Er bedauert, dass die Maurers aufhören, akzeptiert die Entscheidung aber. "Ich kann ja keinen zum Bleiben zwingen", sagt er. Wie es weitergeht mit der "Rose", weiß Lacher noch nicht. Er, jahrzehntelang zusammen mit seiner Frau Maria als Köchin selbst Wirt der "Rose", suche nach einem neuen Pächter und will noch mal Geld in eine Renovierung stecken. Eine konkrete Vorstellung habe er bislang nicht. Ob die "Rose" bis zur Fasnet wieder offen sei, könne er nicht sagen. Nur so viel: Ein längerer Leerstand wäre wohl nicht gut fürs Haus. Die Suche nach einem passenden Pächter beginne erst. "Man wird sehen, wie es weiterläuft", so Lacher.

Ganz ähnlich blicken die Maurers nach vorne. "Man wird sehen", meint der Pächter. Das Paar hat kürzlich die Kegelbahnen und die Kneipe im Untergeschoss der Hohenzollernhalle übernommen. Dies habe mit der Kündigung des Pachtvertrags für die "Rose" aber "nichts zu tun". Es sucht weiter ein Gasthaus zum Kaufen. Eine Reihe "guter Häuser" im Zollernalbkreis sei zuletzt frei gewesen. Maurer bedauert nun rückblickend, bei dem einen oder anderen Objekt nicht zugegriffen zu haben. "So ist es jetzt halt", so Maurer. Aber es sei noch "viel frei", in Bisingen und in der Raumschaft.

Das wissen auch die Jahrgänger, Gruppen und Stammgäste der "Rose". Allerdings sehen sie diese Entwicklung mit Sorge. Viele Wirtschaften sind nicht mehr übrig in Bisingen, deutsche schon gar nicht. "Lamm", "Deutscher Kaiser", "Waldhorn", "Blume" ? geschichtsträchtige Gaststätten, die eins verbindet: Alle sind zu. So langsam wisse man nicht mehr, wohin zum Einkehren, sagt die Organisatorin eines Stammtischs. Deshalb gehe man in die "Rose", so lange sie noch offen ist.

Selbst für den Gemeinderat ist das Haus mit seiner mehr als 200-jährigen Geschichte Stammlokal, hier finden meist die berüchtigten "Nachsitzungen" statt, hier wird nachts Kommunalpolitik gemacht bei Schnitzel und Bratwürsten. Jetzt ist die Wirtschaft selbst ein Politikum. Im öffentlichen Interesse, heißt es, hätte die "Rose" mittlerweile sogar die Bürgermeisterwahl auf Platz zwei der meistdiskutierten Themen verdrängt.