Die Besucher auf dem Hof der Familie Kostanzer in Bisingen machten sich einen Eindruck von dem neu gebautem Milchviehstall. Foto: Frank

Kreisweite Veranstaltungsreihe "Gläserne Produktion" startet auf dem Enzenberghof.

Bisingen - Auf dem Hof der Familie Kostanzer konnten sich Besucher am Freitag ein Bild davon machen, wie ein moderner Milchviehbetrieb heutzutage funktioniert.

"Diese ›Schockbilder‹ im Fernsehen geben auch uns zu denken", sagte Ewald Kostanzer, einer der Chefs des Bisinger Enzenberghofs, beim Auftakt der Veranstaltungsreihe "Gläserne Produktion" am Freitag. Natürlich sei das Gezeigte nicht der Normalzustand – und die Verbraucher könnten sich an diesem Abend selbst ein Bild davon machen, wie Landwirtschaft heutzutage funktioniere. Außerdem kündigte er an, dass man den angekündigten Kostenbeitrag nicht einsammeln würde. Die Gäste könnten stattdessen, wenn sie wollten, Spenden für den Bisinger Verein "Bürger helfen Bürgern" in eine Box werfen.

Aufgeteilt in drei Gruppen, unternahmen die Besucher dann einen Rundgang durch den Milchviehbetrieb und konnten alle ihre Fragen loswerden. Der neue Milchviehstall, in dem eine Besuchergruppe ihren Rundgang startete, wurde im vergangenen Jahr gebaut. 197 Kühe gibt es derzeit auf dem Hof.

Tobias Kostanzer, der die Gruppe führte, erklärte, warum ein neuer Stall nötig gewesen war: Heutzutage seien die Kühe einfach größer als früher und müssten sich in ihrem Stall ja auch wohlfühlen. Was es mit den roten Lampen an der Decke auf sich habe, wollte eine Besucherin wissen. Das sei das Nachtlicht, erklärte Tobias Kostanzer, die Kühe würden das rote Licht im Gegensatz zu Menschen aber gar nicht wahrnehmen.

Auch läuft den ganzen Tag das Radio, damit sich die Kühe nicht erschrecken, wenn Mitarbeiter des Hofes in den Stall kommen und miteinander sprechen. Zu Fressen bekommen die Tiere eine Mischung aus Mais, Gras, Stroh, Getreide und Mineralfutter, die die Mitarbeiter des Hofes selbst zusammenstellen.

Der Mist wird aus dem Stall automatisch herausgeschoben und kommt in die Biogasanlage. Tobias Kostanzer berichtete weiter, dass das Einstreu im Stall immer möglichst eben sein muss und die Kühe trocken und sauber stehen müssen. Der Stall ist weitestgehend offen, es herrschen derzeit drinnen Temperaturen wie draußen.

Da kam die Frage auf, ob die Zugluft die Kühe nicht störe. Im Gegenteil, klärte Tobias Kostanzer auf, das sei für die Kühe sehr angenehm. Schon ab 20 Grad Celsius können die Tiere an "Hitzestress" leiden. Im Winter könne man den Stall natürlich schließen.

Auch die Melkmaschinen konnten die Besucher besichtigen. Die Kühe gehen von sich aus zu den Maschinen, berichtete Tobias Kostanzer, manche würden sich sogar ihren speziellen Melkroboter aussuchen, da sie am liebsten auf einer bestimmten Seite gemolken werden wollen. Alle Tiere tragen ein Halsband – über eine App können die Mitarbeiter des Betriebs verfolgen, wo sich welche Kuh aufhält und wie oft sie am Tag schon gemolken wurde. Angesichts der modernen Technik zeigten sich viele Besucher beeindruckt.

Zum Abschluss wurde der Stall mit den Kälbern besichtigt. Ob die Kühe denn allein kalben würden, wollten viele Besucher wissen. Ja, antwortete Tobias Kostanzer. Die Mitarbeiter seien bei den Geburten zwar manchmal dabei, aber eingreifen müsse man eigentlich nie.