Markus Schwarz und Sabrina Nohr suchen händeringend neues, qualifiziertes Personal. Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Unternehmen: Nemetris sucht händeringend Software-Spezialisten / Der Arbeitsmarkt ist leergefegt

Im Südwesten herrscht Vollbeschäftigung. Doch die gute Lage am Arbeitsmarkt hat ebenso Schattenseiten. Fachkräfte sind kaum zu finden. Auch die Bisinger Firma Nemetris sucht händeringend Software-Spezialisten – bisher mit bescheidenem Erfolg.

Bisingen. "Wir haben mehr Aufträge als Mitarbeiter, die sie abarbeiten können", gibt Markus Schwarz, Geschäftsführer von Nemetris, beim Vor-Ort-Termin in Bisingen zu bedenken. "Wir singen das gleiche Klagelied wie alle Unternehmen in unserer Branche. Es gibt Aufträge, die das IT-Unternehmen ablehnen musste, weil es zu wenige Mitarbeiter gibt. Schwarz sagt in diesem Zusammenhang: "Wir kümmern uns zuerst um unsere Bestandskunden." Sein Unternehmen arbeite daher mit der "angezogenen Handbremse".

So wie Nemetris geht es vielen Unternehmen im Südwesten. Aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertags werde der Fachkräftemangel zunehmend zu einem Wachstumshindernis für den Standort Deutschland – eine Entwicklung, die auch das Bisinger Unternehmen betrifft. Schwarz: "Wir hätten die Option zu wachsen, wenn wir die richtigen Leute hätten." Bis zu zehn Fachkräfte könnte er auf einen Schlag einstellen. Ziel für das kommende Jahr: Immerhin fünf davon besetzen.

Jeden Monat erhalte das Unternehmen bis zu acht Bewerbungen. Doch ob die Bewerber zum Unternehmen passen, ist die andere Frage. In den meisten Fällen scheiterten die Kandidaten an der Qualifikation. "Wir haben auch Gespräche geführt, um hinter die Menschen zu schauen", sagt Sabrina Nohr, bei Nemetris verantwortlich für das Personal.

Und das hat einen guten Grund: Die Bewerber müssen nämlich bereit sein, zu lernen, etwa, wenn es um Softwarelösungen für Automobilzulieferer geht – hoch komplexe Produkte. Ein bis zwei Jahre müsse man für die Ausbildung von neuen Mitarbeitern kalkulieren, schätzt Schwarz.

"Die Region ist ein Standortnachteil und ein Standortvorteil", sagt der Geschäftsführer. Von den Ballungszentren Tübingen und Stuttgart fahre wohl kaum jemand in den Süden, um in Bisingen zu arbeiten. Andererseits biete die ländliche Gegend viele Vorteile, etwa günstigere Lebenshaltungskosten. Für den gleichen Lebensstandard müsste man in Stuttgart viel mehr verdienen. "Wir sind kein Start-Up, aber auch kein verstaubtes Unternehmen", sagt Schwarz. Wer interessiert und bereit ist, Neues zu lernen, habe bei Nemetris gute Perspektiven.

Mitarbeiter, die in der Region verwurzelt sind, sind dem Unternehmen besonders treu

Indes wirbt auch Nemetris mit zusätzlichen Angeboten für Mitarbeiter. Auf der Internetseite werden etwa die Möglichkeit, Arbeitszeiten individuell festzulegen oder Aufgaben von daheim zu erledigen, angepriesen. Betont wird die offene Kultur und die lockere Atmosphäre. "Wir sprechen Ungarisch, Englisch, Polnisch, Russisch, Kroatisch, Schwäbisch und ab und an etwas ›Hundisch‹, denn Fellnasen sind auch herzlich willkommen." Schwarz: "Es ist eine Gratwanderung. Wir wollen jemanden, der Arbeit sucht, nicht eine Wohlfühloase." Gegen den Fachkräftemangel möchte das Unternehmen den Nachwuchs selbst heranbilden. Und noch ein Ziel hat Nemetris: In der Region noch bekannter werden. Denn die Arbeitskräfte, die in der Region verwurzelt sind, sind dem Unternehmen die treusten Mitarbeiter.

Nemetris ist vor fünf Jahren gegründet worden. Inzwischen hat das IT-Unternehmen 18 Mitarbeiter – und wenn es die Lage am Arbeitsmarkt hergibt, sollen es noch mehr werden. Wenn es vernünftige Bewerber gibt, sollen bis zu zehn neue Stellen geschaffen werden. Gesucht werden etwa Prozessexperten und IT-Consultants