Heimatgeschichte: Museum wird umgestaltet: Ein zentrales Medium pro Raum und bisher fehlende Aspekte

Die Neukonzeption für das Bisinger Museum wurde am Dienstag im Gemeinderat vorgestellt. Von den Räten gab es viel Lob.

Bisingen. Ein zentrales Medium pro Raum, neue Aspekte der Forschung und die Möglichkeit, Feedback zu geben – für das Bisinger Museum wird derzeit ein neues Konzept entwickelt. In der Gemeinderatssitzung am Dienstag stellten es Ines Mayer, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen, und Herwig Schneider vom Projektkoordinator "design und mehr" vor.

Mayer berichtete zu Beginn, dass es für die Neukonzeption einen Arbeitskreis innerhalb des Vereins gebe. Die neu gestalteten Räume sollen jeder für sich unabhängig voneinander funktionieren, man wolle im Museum nicht die Richtung vorgeben, in der die Besucher durch die Räume gehen müssen. Schneider fügte noch hinzu, dass keine grundsätzlichen Eingriffe in die Gebäudestruktur vorgenommen werden sollen. Zudem solle die IT so aufgebaut sein, dass der Verein sie allein handhaben kann und man keinen externen Dienstleister brauche.

Für jeden Raum des Museums wurde anschließend ein Plan präsentiert, der zeigte, wie es dort nach der Umgestaltung aussehen soll. Der große Erdgeschoss- und gleichzeitig Eingangsraum soll weiterhin als Veranstaltungsraum oder für den Besuch von Schulklassen im Museum genutzt werden. Daher wird es dort auch nach der Umgestaltung einen Beamer und eine Projektionsfläche geben, sowie verschiebbare Sitzbänke und ein Stuhllager. Als Neuerung soll es im Erdgeschoss Monitore und eine Wand, an der die Besucher kleine Zettel mit Feedback in Kästen werfen können. Der Raum soll "Interesse wecken, Fragen aufwerfen", sagte Schneider.

Im Zwischengeschoss soll es um das Leben im Konzentrationslager gehen. "Videos werden das zentrale Medium sein", kündigte Mayer an. Der Verein habe von der "Shoah Foundation", einer vom US-amerikanischen Regisseur Steven Spielberg gegründeten gemeinnützigen Organisation, 50 Video-Interviews mit KZ-Überlebenden, die auch einmal in Bisingen waren, erhalten. Ein "unglaublicher Schatz". Neben den Videos sollen in dem Raum aber auch Fotos auf digitalen Bilderrahmen gezeigt werden.

Ein neuer Aspekt ist die Erinnerungsgeschichte

Der Raum im Dachstuhl soll einen Aspekt behandeln, der in der bisherigen Ausstellung nicht vorkommt: die Nachgeschichte beziehungsweise Erinnerungsgeschichte. Das Motto sei: "Was bleibt vom Lager?". Auf Monitoren und Textbändern soll es um die Erinnerungskultur von 1945 bis heute gehen. Häftlinge, Täter und die Dorfbevölkerung will man dort gewissermaßen zusammenführen.

Im Obergeschoss des Museums gibt es zwei Räume. Einer davon soll auf die Täter, die Aufseher im KZ, eingehen, hauptsächlich mit Exponaten. Neu ist, dass auch die "Wüstenwerke" Engstlatt und Dußlingen/Nehren mit eingebunden werden sollen. Der Landkreis Tübingen habe bereits Unterstützung zugesagt, berichtete Mayer, da auch viele Schulklassen aus dem Kreis das Museum besuchten.

Der zweite Raum im Obergeschoss soll sich der Verbindung zwischen dem KZ und dem damaligen Dorf widmen, zum Beispiel wird es um Hilfsaktionen der Dorfbewohner gehen. Das zentrale Medium werden Audios mit Interviews von Bisinger Zeitzeugen sein. Auch soll an einer Stelle ein kleines Stück Maschendrahtzaun mit Stacheldraht obendrauf stehen, um die Trennung der Bereiche "Lager" und "Dorf" zu verdeutlichen.

Bürgermeister Roman Waizenegger betonte anschließend noch, dass jedes Jahr ungefähr 1300 Besucher in das Museum kämen. Aktuell heiße es noch "Heimatmuseum", aber man sollte im Rahmen der Neukonzeption aber über einen neuen Namen nachdenken. Auch sollte sich die Gemeinde Gedanken machen, wo und wie man die "restliche" Heimatgeschichte darstellen könnte. Mittlerweile gebe es circa 70 Gedenkstätten-Initiativen in Baden-Württemberg, fügte Mayer hinzu. Viele seien "neidisch" auf Bisingen, da die Gemeinde so ein Museum betreibe.

Von den Gemeinderäten gab es viel Lob für das Konzept. Klaus Ertl wünschte sich zusätzlich noch, einen Forschungsauftrag für die Bisinger Heimatgeschichte abseits des KZ zu vergeben. Konrad Flegr wollte noch wissen, was die Zukunft für das Museum bringen soll, was es zur "Demokratieerziehung" beitragen könne. Mayer versprach, dass der Verein auch weiterhin passende aktuelle Themen bei Veranstaltungen aufgreifen werde. Kleinere Räume könnte man auch für Workshops nutzen. Die Ausstellung soll auf keinen Fall "einfrieren", Aktualisierungen wird es weiterhin geben. Schneider fügte abschließend hinzu, man könnte das Museum auch ins Internet "verlängern" – durch zusätzliche Inhalte, die man von der Webseite herunterladen kann.