Mehr als 200 Besucher folgen beim Herbstempfang der IHK Reutlingen in der Hohenzollernhalle auch der Rede des von Thomas Bareiß (CDU). Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Herbstempfang: Vize-Präsident der IHK Reutlingen richtet deutliche Worte an Thomas Bareiß

Die Hohenzollernhalle in Bisingen ist am Montagabend Schauplatz des Herbstempfangs der Industrie- und Handelskammer gewesen. Vor den mehr als 200 Zuhörern hat auch Staatssekretär Thomas Bareiß (CDU) gesprochen.

Bisingen. Thomas Lindner, Vize-Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen, hat diesen Montagabend genutzt, um während seiner Rede Fragen aufzuwerfen – wohlwissend, dass der Bundestagsabgeordnete (Wahlkreis: Zollernalb-Sigmaringen) und Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Thomas Bareiß, bereits im Publikum sitzt.

Hinter dem Pult stellt Lindner nüchtern klar: "Bei den Aussichten zeigt sich, dass die Unternehmen nicht mehr ganz so optimistisch in die Zukunft blicken." Auf seinem Streifzug durch die Weltpolitik, skizziert er die Konflikte zwischen den USA, China und der Europäischen Union. Er plädiert für ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten, wenn nötig ein "TTIP light". Er spricht über die Handelsbeziehungen deutscher Unternehmen zum Iran und Konflikte, die darüber wegen der Abhängigkeit von den USA entstehen. Auch auf die Beziehungen zu Russland geht er ein: "Es steht außer Frage, dass wir im wichtigen russischen Markt durch die gegenwärtige Sanktionspolitik Marktanteile insbesondere auch an China verloren haben."

Deutliche Worte richtet er an Bareiß: "Vor allem brauchen wir Planungssicherheit und Stabilität in Deutschland. Davon, lieber Herr Bareiß, war in den vergangenen 200 Tagen nicht wirklich viel zu merken." Dringend sei es geboten, den Hebel umzulegen. "Es ist Zeit, Themen nicht nur zu benennen, sondern auch abzuarbeiten", appelliert der Vize-Präsident, um wenig später ein Zuwanderungsgesetz und Bürokratie-Abbau zu fordern.

Und obwohl Lindner einen kritischen Blick auf die momentane Lage beschrieben hat, wurde Bareiß nicht müde zu loben, was die Bundesregierung schon alles erreicht hat. Er beschwor den anhaltenden Boom der Autoindustrie in Deutschland, von der auch der Zollernalbkreis profitiert. Überhaupt: Die größten Exportanteile der Welt kommen aus Deutschland, jahrelang halte der Aufschwung schon an, ein "wir sind Spitze", wirft er ein, um im nächsten Atemzug zu betonen, dass die Bundesrepublik weiter der wichtigste Handelspartner der USA sei.

Zweimal wird die Friedrich-List-Medaille verliehen

Er meint jedoch, dass nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gemeinsame Werte, die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten prägen sollten. "Wir in Europa sollten gemeinsam mit den USA für Frieden, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit kämpfen, für Werte, die über die Wirtschaft hinausgehen." Ferner spricht er über die Milliardeninvestitionen in den Straßenbau, ins Schienennetz und den flächendeckenden Ausbau schnellen Internets.

Neben den Reden und einer Podiumsdiskusion hat die IHK den Herbstempfang genutzt, um die Friedrich-List-Medaille an Personen zu verleihen, die sich um die Region Neckar-Alb verdient gemacht haben. Ausgezeichnet wurden Rolf Scharwächter, Vorstand für Planung und Produktion bei der Nutzfahrzeug-Sparte von Mercedes Benz, und Ernst Messerschmid, Gründungsmitglied Arbeitsgruppe Technische Textilien Neckar-Alb der IHK Reutlingen.

Bisingen zählt 875 Gewerbebetriebe (Stand: 2015). In den Teilorten konzentrieren sich die meisten davon auf Thanheim (79 Gewerbebetriebe). Bisingen gilt bei Unternehmen nicht zuletzt wegen der verkehrsgünstigen Lage als attraktiver Standort. Begehrt sind daher Grundstücke auf dem 20 Hektar großen Gewerbegebiet Nord, direkt an der Bundesstraße 27.